Bei den Gewinnen der US-Unternehmen droht laut Morgan Stanley ein Rückschlag — und damit ein abruptes Ende der Rally an der Wall Street.

Bei den Firmen im Marktbarometer S&P 500 rechnen die Strategen unter der Leitung von Andrew Sheets in diesem Jahr mit einem 16-Prozent-Einbruch des Gewinns je Aktie. Im von Bloomberg beobachteten Analystenuniversum gehören sie damit zu den grössten Pessimisten. Goldman Sachs Group zum Beispiel rechnet mit leichtem Gewinnwachstum.

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Enthusiasmus um das Thema künstliche Intelligenz

«In Bezug auf die Gewinne der US-Firmen sehen wir jetzt Abwärtsrisiko», hiess es in einer am Sonntag veröffentlichten Morgan-Stanley-Analyse. «Der Liquiditätshintergrund verschlechtert sich, was die Aktienbewertungen in den nächsten drei Monaten unter Druck setzen dürfte. Zudem rechnen wir bei den Gewinnen je Aktie mit Enttäuschungen, da sich das Umsatzwachstum verlangsamt und die Margen weiter schrumpfen.»

Morgan Stanley sieht den mittleren Gewinn je Aktie im S&P 500 bei 185 Dollar, während die mittlere Prognose im von Bloomberg beobachteten Analystenuniversum bei 206 Dollar liegt. Das Sheets-Team sieht den Index zum Jahresende bei 3900 Punkten. Am Freitag lag der Schlusskurs bei 4282,37 Zählern.

Die Benchmark steht am Rande eines Bullenmarktes: Seit dem Tief vom Oktober hat der Index 19,7 Prozent zugelegt — trotz Zinserhöhungen der Federal Reserve und der Rezessionsgefahr. Schub brachte zuletzt der Enthusiasmus um das Thema künstliche Intelligenz.

Japan, Taiwan und Südkorea bieten Chancen

Auch bei den europäischen Aktien erwarten die Experten eine Korrektur. Der Markt könnte im Laufe des Sommers zehn Prozent nachgeben, warnt die US-Investmentbank. Grund sei die Abkühlung der Wirtschaft und die sich verschlechternde Liquidität vieler Unternehmen. Auch der Finanzsektor, der bislang von den Zinserhöhungen der führenden Notenbanken profitieren konnte, habe in Zukunft begrenzten Spielraum für weiteres Wachstum.

Optimistisch sieht Morgan Stanley indessen die Börse in Japan, Taiwan und Südkorea. Die Bank rät zudem zu einer Übergewichtung von Industrieländer-Staatsanleihen wie US-Langläufern und des Dollars. Für Renditejäger am Bondmarkt empfehle sich statt dem Griff zu Hochzinsanleihen ein Investment in Additional-Tier-1-Nachranganleihen.

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(Bloomberg/Reuters/gku)