Spekulationen auf ein gemässigteres Tempo der US-Notenbank Fed bei ihren Zinserhöhungen hat die Kurse an der Wall Street am Donnerstag nach oben katapultiert. Zuvor hatten Verbraucherpreisdaten aus den USA gezeigt, dass der Preisdruck im Oktober nachgelassen hat. Der Standardwerteindex Dow-Jones-Index schloss 3,7 Prozent höher. Der technologielastige Nasdaq rückte 7,4 Prozent. Der breit gefasste S&P 500 legte 5,5 Prozent zu.

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Die Hausse hatte bereits die Schweizer Börse beflügelt und den SMI am Donnerstag um 2 Prozent zulegen lassen und setzte sich am Freitag in Asien fort. Der Nikkei-Index lag im Verlauf 2,8 Prozent höher. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 1,9 Prozent. Die Börse in Shanghai lag 1,3 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 1,8 Prozent.

Vierter Inflationsrückgang in Folge

Mit Spannung hatten Anleger auf die Konsumentenpreisdaten gewartet und sich daher bis zum Nachmittag an den Börsen zurückgehalten. Um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die US-Notenbank Fed zuletzt mehrmals deutlich die Zinsen erhöht. Sie hatte signalisiert, dass sie das Tempo bei den Erhöhungen etwas herausnehmen könnte.

Nun ging der Inflationsdruck im Oktober deutlicher als erwartet zurück und liefert der Notenbank Argumente für eine weniger aggressive Gangart. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel auf 7,7 Prozent von 8,2 Prozent im September. Von Reuters befragte Experten hatten mit 8,0 Prozent gerechnet. Es ist der vierte Rückgang in Folge und nährt Hoffnungen, dass der Gipfel der Inflationsentwicklung überwunden sein dürfte.

Gefahr einer zu aggressiven Fed-Politik scheint gebannt

«Das sind gute Nachrichten für die künftige Fed-Politik und zeigt, dass das, was die Fed gemacht hat, angemessen ist», sagte Mike Zigmont von Harvest Volatility Management. Damit sei das Risiko vom Tisch, dass die Fed die Zinsschraube zu stark anziehe und die Wirtschaft damit abwürge. Hatte vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten nur die Hälfte der befragten Händler mit einer Zinserhöhung von 50 Basispunkten im Dezember gerechnet, stieg der Anteil danach auf über 80 Prozent.

Die US-Indizes sind in diesem Jahr wegen der aggressiven Zinserhöhungspolitik der Fed deutlich unter Druck geraten. Der S&P hat seit Beginn des Jahres mehr als 18 Prozent eingebüsst und könnte die schlechteste Entwicklung seit 2008 verbuchen.

Tech-Aktien mit Riesensprüngen

Ein Plus von mehr als 17 Prozent verzeichneten die Aktien des Elektro-Autobauers Rivian. Der bereinigte Verlust je Aktie war im dritten Quartal geringer als Analysten erwartet hatten. Zudem nannten Broker die robuste Nachfrage und den Ausblick als Grund für den Kursanstieg.

Technologiewerte zählten zu den Favoriten der Anleger, da sie besonders abhängig von Konjunkturentwicklung und Zinspolitik sind. Die Aktien von Microsoft, Apple, Alphabet, Meta und Nvidia legten zwischen 7,6 und 14,3 Prozent zu.

Die Aktien von Amazon kletterten mehr als zwölf Prozent in die Höhe. Einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge stellt der Konzern unprofitable Geschäftsbereiche auf den Prüfstand. Dazu gehöre auch der Sprachassistent Alexa. Allein die für Alexa zuständige Geräte-Sparte des weitverzweigten Konzerns verursache jedes Jahr einen operativen Verlust von mehr als fünf Milliarden Dollar. Der Konzern erklärte, er prüfe angesichts des wirtschaftlichen Umfelds Möglichkeiten zur Kostensenkung.

Krypto in der Krise

Nach der gescheiterten Rettungsaktion der in Liquiditätsnöte geratenen Kryptobörse FTX durch den grösseren Rivalen Binance fürchten Anleger weitere Turbulenzen. FTX war unter Druck gekommen, nachdem Kunden binnen Tagen massenhaft Geld abgezogen hatten. Die älteste Cyberdevise Bitcoin war im Zuge dessen erstmals seit 2020 unter die Marke von 16'000 Dollar gefallen. Nach den US-Inflationsdaten stieg der Kurs wieder über 17'000 Dollar.

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(SDA/Reuters/gku/bsc)