Das zurückliegende Börsenjahr hatte es in sich. Am Ende brachten nur die Rohstoffe Palladium, Erdgas und Kakao den Anlegern nennenswerte Renditen. Mit den bewährten Standardanlagen von Gold (–2,7 Prozent) über den Euro (–3,4 Prozent), den S&P 500 (–4,4 Prozent), den SMI (–7,1 Prozent) und den Eurostoxx 50 (–11,3 Prozent) bis zum DAX (–18,3 Prozent) konnte dagegen kein Geld verdient werden.

Kein Wunder, wurden die allermeisten Vermögensverwalter (VV) auf dem falschen Fuss erwischt. Das traf sie – und in der Folge ihre Kunden – umso mehr, als sie mit viel Optimismus ins Börsenjahr 2018 eingestiegen waren. Der Steuerstreit mit den USA und der EU schien weitgehend erledigt, die Konjunktur war voll am Laufen. Doch es kam anders: Handelskrieg, Brexit und Wirtschaftsschwäche in China und vielen EU-Ländern machten den Vermögensverwaltern einen Strich durch die Rechnung.

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Minusrendite von 2 bis 12 Prozent

Auch den «Stockpickern», denen manche ein glücklicheres Händchen zugetraut hatten, ging es nicht besser. Im Durchschnitt erzielten die Vermögensverwalter 2018 eine Minusrendite von 2 bis 12 Prozent. Dies geht aus einer Studie des Zürcher Beratungsunternehmens Zwei Wealth Experts bei rund hundert Schweizer Branchenvertretern vom Ein-Mann-Betrieb bis zur Grossbank hervor.

Ein ähnliches Bild zeichneten bereits grosse VV-Ratings der Wirtschaftsmagazine «Bilanz» und «Wirtschaftswoche»: Selbst die Sieger legten Minusresultate hin. Für die Kunden sind solche Ergebnisse gleich doppelt ärgerlich. Sie verlieren Geld an den Märkten und zahlen dafür ihren Vermögensverwaltern erst noch happige Gebühren. Grund genug für die «Handelszeitung», bei ausgewählten Vermögensverwaltern nachzufragen.

Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Bei einer Anlagesumme von beispielsweise 1 Million Franken können Honorare bei mittlerem Risiko (rund 50 Prozent Aktienanteil) von 5000 bis 17 500 Franken anfallen, wie unsere exklusive Gebührenanalyse, die mit Unterstützung vom Online-Vergleichsdienst Moneyland durchgeführt wurde, ergeben hat (siehe grosse Tabelle rechts oben).

Nun ist es sicherlich nicht jedermanns Sache, das Geld einem Robo-Advisor wie True Wealth oder Elvia e-Invest anzuvertrauen, die bei unserer Auswertung gut abgeschnitten haben. Die meisten Menschen möchten ihre Geldangelegenheiten eher mit einem Menschen aus Fleisch und Blut besprechen. Ein persönliches Vertrauensverhältnis zu einem Vermögensverwalter ist den meisten Kunden wichtig.

Einladungen als Köder

Doch ob Einladungen zu einem noblen Essen, exklusiven Veranstaltungen und die intensive persönliche Betreuung durch einen erfahrenen Berater einen Aufpreis von bis zu 70 000 Franken jährlich (Beispiel Neue Aargauer Bank, reine Aktienanlagen von 5 Millionen Franken) rechtfertigen, ist eine wichtige Frage. Ein Unternehmer, der auf internationale Beziehungen und Dienstleistungen seiner Bank angewiesen ist, wird sie anders beantworten als der glückliche Erbe, der unverhofft zu viel Geld gekommen ist.

Nun wäre gegen hohe VV-Gebühren wenig einzuwenden, wenn überdurchschnittliche Renditen resultieren würden. Ein solcher Zusammenhang scheint statistisch aber nicht gegeben, wie etwa das Rating der «Bilanz» gezeigt hat. Keine der vergleichsweise teuren Vermögensverwaltungsbanken belegte einen der vorderen Plätze. Egal ob Grossbank oder grosse Kantonalbank: Sie alle landeten tief im Minus oder mochten ihre Performance für einen Vergleich schon gar nicht offenlegen.

2019 ist gut gestartet

Selbstverständlich sagt ein Einzeljahr über die Qualität der Vermögensverwalter wenig aus. Besonders, wenn es ein so spezielles Jahr wie 2018 war. Doch auch über fünf Jahre betrachtet sieht es nicht viel besser aus: Die durchschnittliche Performance im «Bilanz»-Vergleich lag bei 8,31 Prozent. Der Schweizer Bond Index SBI AAABBB brachte im gleichen Zeitraum 10,36 Prozent.

Immerhin: Das Jahr 2019 hat sich bislang besser angelassen als sein Vorgänger. Das dürfte auch den Vermögensverwalternhelfen, wieder eine positive Performance auszuweisen. Ob sie auch besser wird als der Markt (Durchschnitt aller Anlageklassen), bleibt abzuwarten.

Patrick Müller, Geschäftsführer von Zwei Wealth Experts, ist skeptisch: «Die aktive Verwaltung führt bei Portfolios grundsätzlich zu keinem Mehrwert», so seine Einschätzung. Und auch Teodoro D. Cocca, Professor am Swiss Finance Institute in Zürich, hat festgestellt: «Die Evidenz für eine nachhaltige Überrendite ist – nach Kosten – nicht vorhanden.»

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Ein Blick auf die Kosten lohnt immer

Nun ist die Hoffnung auf eine Überrendite das eine. Daneben gibt es aber viele weitere Gründe, warum Wohlhabende ihr Geld lieber einem Vermögensverwalter anvertrauen, als es selbst zu bewirtschaften. Zunächst einmal trauen sich viele Vermögende nicht zu, ihr Kapital selbst einigermassen sicher und erfolgreich anzulegen.

Vor allem aber haben die meisten weder Zeit noch verspüren sie die Lust, sich mit den Finanzund Rohstoffmärkten zu befassen. Ihnen erscheint die durchschnittliche Verwaltungsgebühr von 1 bis 1,5 Prozent pro Jahr durchaus angemessen, wenn sie dafür mit der leidigen Anlage ihres Kapitals nichts mehr zu tun haben.

Dennoch lohnt es sich für alle, regelmässig einen Blick auf die Kosten zu werfen. Sie entstehen zunächst einmal bei den ausgewählten Anlageinstrumenten selbst. Ob kostengünstige ETF oder teure Hedgefonds oder strukturierte Produkte zum Einsatz kommen, macht einen grossen Unterschied. Die Produktkosten variieren zwischen 0,1 (Standard-ETF) bis zu 2 Prozent und mehr (aktive Fonds und Derivate).

Gebührensenkung diskutieren

Zudem neigen einzelne Vermögensberater dazu, die Produkte ihrer Bank zu bevorzugen, auch wenn diese nicht immer die besten für ihre Kunden sind. Und auch Kickbacks (Retrozessionen) sind noch immer nicht ausgerottet und verzerren tendenziell die neutrale Produktwahl. Zudem ist es mit den Verwaltungsgebühren bei weitem nicht getan, auch nicht bei jenen Vermögensverwaltern, die mit einer «All-in-Fee» werben.

Devisenspreads, also der Preisunterschied von Kauf und Verkauf von Fremdwährungen, fallen bei praktisch allen Vermögensverwaltern zusätzlich an. Gemäss Florian Schubiger vom Beratungsunternehmen Vermögenspartner liegen sie bei 0,01 bis zu 2,5 Prozent. Hinzu kommen Spreads bei Wertpapieren (0,05 bis 3 Prozent), Produktverwaltungsgebühren (0,1 bis 2,5 Prozent) sowie Ausgabe und Verkaufsaufschläge (0 bis 5 Prozent).

Die Depot- und Kontoführungs- sowie Administrationsgebühren und die Courtagen der Bank (je 0,1 bis zu 2 Prozent) sind in den All-in-Fees üblicherweise enthalten. Manche Vermögensverwalter verlangen darüber hinaus aber auch noch eine Gewinnbeteiligung (5 bis 20 Prozent) oder eine Einstiegsgebühr (bis zu 5 Prozent).

Durchschnittlich machen die zusätzlichen Produkt-, Banken- und Börsengebühren nochmals das Zwei- bis Dreifache der Vermögensverwaltungsgebühr aus. Und auch der Staat fordert mit der Stempelabgabe (bis 2,5 Prozent) und der Vermögenssteuer (bis 1 Prozent) noch seinen Anteil.

So grotesk es klingt: Nur schon für den effektiven Vermögenserhalt muss ein Vermögensverwalter eine Bruttorendite von mindestens 3 bis 4 Prozent für seinen Kunden erzielen. «Da lohnt es sich, einen Kostenvergleich anzustellen und mit seinem Vermögensverwalter auch einmal über eine Gebührensenkung zu diskutieren», rät Benjamin Manz von Moneyland.