Nach dem zweiten Kursrutsch in dieser Woche wurde heute in China der Börsenhandel bereits nach knapp 30 Minuten für den Rest des Tages ausgesetzt. Die Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen waren um mehr als 7 Prozent gefallen. Auch die europäischen Börsen zeigen sich beeindruckt. Gegenwärtig steht der SMI mit 2,6 Prozent im Minus und der Dax ist unter 10'000 Punkte gefallen.

Zum Wochenanfang – im Anschluss an den ersten Einbruch – hatte die chinesische Regierung zwar Milliarden in den Markt gepumpt und es waren auch neue Massnahmen angekündigt worden, um die Kurse zu stützen (siehe Bildergalerie oben). Doch es fehle das langfristige Vertrauen der Anleger, heisst es im Markt.

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Fehlende Transparenz und Staatseingriffe

Die Börsen in China werden gern mit Spielcasinos verglichen. Es wird heftig spekuliert, die Aktiengesellschaften im Land sind wenig transparent. Auch greift der Staat häufig ein, wie sich bei den schweren Turbulenzen im vergangenen Jahr zeigte, als ein Grossteil der Aktien einfach vom Handel ausgesetzt wurde.

Seit 1990 gibt es in China zwei Börsen. Der grösste Aktienmarkt ist in der ostchinesischen Hafenmetropole Shanghai, der kleinere im südchinesischen Wirtschaftszentrum Shenzhen. In den ersten Jahren nach der Gründung ging es weniger darum, effiziente Kapitalmärkte zu schaffen, als vielmehr um die Möglichkeit, dringend benötigtes Kapital zur Sanierung angeschlagener Staatsbetriebe aufzutreiben.

Strenge Regulierung

Seither haben sich die Märkte rasant entwickelt, sind aber bis heute vom Börsengeschehen im Rest der Welt weitgehend abgeschottet. Es gibt zwei Arten von Wertpapieren: A-Aktien werden in der chinesischen Währung (Yuan) ausgegeben, sind chinesischen Investoren vorbehalten und können nur von ausgesuchten ausländischen institutionellen Anlegern gekauft werden. Ferner gibt es B-Aktien, die in Shanghai in US-Dollar und in Shenzhen in Hongkong-Dollar gehandelt werden und für ausländische Investoren gedacht sind.

Um die chinesischen Börsen kontrolliert zu öffnen, vereinbarte Shanghai vor einem Jahr eine Kooperation mit Hongkongs Aktienmarkt. Damit erhielten erstmals ausländische Anleger direkten Zugriff auf A-Aktien, in der Gegenrichtung können chinesische Investoren Aktien in Hongkong kaufen. Der Handel wird mit Quoten aber streng reguliert.

Neuer Mechanismus bei Kursrutsch

Um grössere Turbulenzen an Chinas Märkten zu verhindern, können einzelne Aktien, die mehr als 10 Prozent verlieren, vom Handel ausgenommen werden. Bei den Kursrutschen seit dem vergangenen Sommer galt dies zeitweise für mehr als die Hälfte aller Papiere.

Seit dem 1. Januar gilt ein genereller Schutzmechanismus, der bei einem Kursrutsch des China Securities Index (CSI) mit 300 führenden Werten um über 5 Prozent 15 Minuten Handelspause vorsieht. Bei mehr als 7 Prozent wird der Handel für den Rest des Tages ausgesetzt.

(sda/jfr/me)