Arbeiten Sie noch oder chatten Sie schon? Mit dem KI-Assistenten Chat GPT3 haben Texter und mit GPT4 Graphiker digitale Konkurrenz bekommen. Müssen wir nun befürchten, dass GPT5 Webseiten programmiert, GPT6 eine Firma managt und GPT7 die Weltherrschaft an sich reisst?  An regelbasierte Chatbots haben wir uns gewöhnt, sie kommen auf vielen Firmen-Websites zum Einsatz. Die Fortschritte der nächsten Generation (LLM) haben aber Experten wie Laien überrascht und werden gar als «Killer-Applikation» gehypt.

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HZ Insurance-Gastkommentator Reto Spring ist CFP® und Präsident des Finanzplaner Verband Schweiz sowie unabhängiger Experte und Dozent für Finanzplanung.

Aneinanderreihung von Wörtern

Die Geschwindigkeit der Entwicklung der künstlichen Intelligenz ist in der Tat stupend. Revolutionäre Erfindungen waren in der Technikgeschichte immer von Ängsten begleitet, dass die Menschen ihre Arbeit, ihre Gesundheit, ihre Selbstbestimmung, ihre Macht und Daseinsberechtigung verlieren würden. Das ist beim Übertritt ins Chatbot-Zeitalter nicht anders.

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So verblüffend rasch und verständlich die künstlich generierten Texte auf den ersten Blick daherkommen – sie sind weder originell noch kreativ, sondern im Grund genommen eine Aneinanderreihung von Wörtern nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip, kurz: Resultat einer Echo-Maschine.

Quellenangaben wie bei der Suchmaschine Google kann es nicht geben, da sich die Texte aus Millionen von Datenschnipseln zusammensetzen. Das führt bisweilen auch zu «Halluzinationen», also künstlich generierten Unwahrheiten, plausibel klingenden, soziopathischen Fake News.

Robos sind noch keine Konkurrenz für Menschen

Klar ist: Je eingegrenzter ein Feld, desto besser die Resultate. Für strukturierte, vernetzte Problemlösungskompetenz, wie sie typischerweise in der Finanzplanung gefragt ist, sind die Robos daher noch keine Konkurrenz. Auch wo Emotionen, Kommunikation und Empathie zählen, bleiben Menschen einzigartig. Aber Experten vergleichen das disruptive Potenzial der Chatbot-Technologie mit der Einführung des kommerziellen Internets vor rund dreissig Jahren.

Versicherer: Arbeitsweise verändert sich mit KI Schritt für Schritt

In Sachen Einsatz von KI bei Versicherern und Krankenkassen stehen wir dort, wo einst ein bekannter Tennisspieler in einem Werbespot erklärte: «Ich bin drin» (er meinte das Internet, nicht das Gefängnis). So selbstverständlich uns heute die Nutzung des Internets erscheint, so hat es doch einige Jahre gedauert, bis die Technik akzeptiert wurde und einwandfrei funktionierte.

Sobald gewisse ethische und rechtliche Fragen zum Datenschutz geklärt sind und wir gelernt haben, die Chatbots als persönlichen Assistenten oder «smart compagnons» einzusetzen, wird sich auch die Arbeitsweise in unserer Branche massiv transformieren.

Chatbots als Sparringspartner nutzen

Die Implementierung dieser Technologie in die MS Office Suite führt zum Beispiel dazu, dass Microsoft die neueste Version «Microsoft 365 Copilot»  nennt – der Chatbot ist immer als Navigator oder Co-Pilot dabei. Alle repetitiven Arbeiten können automatisiert werden, die Anwendungsmöglichkeiten sind unbegrenzt.

Anwender müssen lernen, wie man sich die Chatbots zunutze macht, indem man etwa Anfragen an den Chatbot, sogenannte «Prompts», nach Aufgaben, Zielen und Kriterien spezifiziert, das Format festlegt und dann in weiteren Schritten das Finetuning durch Feedback und Kritik erledigt. Der Mensch ist und bleibt Kontrollinstanz und Mastermind, der Chatbot ist nur Werkzeug und Sparringspartner.