Wie lautet die aktuelle Definition von Metaverse?

Eine wirkliche Definition gibt es noch nicht. Fest steht: Metaverse ist keine Technologie, sondern eine Kombination von Technologien, die wir alle schon kennen.

Zum Beispiel?

Metaverse baut auf Extended Reality (XR) auf, also auf Technologien wie Mixed Reality (MR), Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR), Conversational AI, Internet of Things (IoT), Blockchain und weitere. Die einzelnen Elemente lassen sich wie in einem Baukasten zusammensetzen. Das Metaverse ist sozusagen eine Technologiekombination zum Anfassen.

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Das Interview wird dreidimensional

Isabel Steinhoff, Mitgründerin von Dimenteers

Aber Metaverse ist nicht nur ein Technologiepuzzle?

Nein. Das Metaverse eröffnet uns eine neue, interaktive Erlebniswelt. Die physische und die digitale Welt verschmelzen, und die Teilnehmenden werden zum Mitgestaltenden im virtuellen Raum. Das heisst, die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten und wirtschaften, verändert sich. Das Internet wird dreidimensional.

Was bedeutet das für die Nutzerinnen und Nutzer?

3D-Anwendungen sind ein Teilbereich des «Spatial Computing», bei dem alle Aktivitäten von Maschinen, Menschen und Objekten sowie die Umgebungen, in denen diese agieren, in einem digitalen Raum erfasst und dargestellt werden. In diesem Umfeld wird eine Website mehr wie ein Computerspiel. Ich kann darin wie in der realen Welt herumlaufen und etwas erleben. 

Welche positiven Effekte bringt dies?

Unser Hirn schafft Erinnerung über Räumlichkeit. Wir lernen besser, wenn wir Dinge räumlich erleben; die emotionale Bindung steigt. Darüber hinaus können wir in direkte Interaktion mit anderen Akteuren und Akteurinnen im Metaverse gehen. Das ist über heutige Collaboration-Tools nur sehr eingeschränkt möglich. Es fehlt dort zum Beispiel der Augenkontakt. Positiv finde ich ebenfalls, dass die geschaffenen virtuellen Räume bestehen bleiben können und sie sich bei Bedarf immer wieder abrufen lassen.

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Wie können Unternehmen vom Metaverse profitieren?

Projektbeispiele gibt es extrem viele. Es kommt darauf an, welche Ziele man als Unternehmen verfolgt: Will man an der Kundenschnittstelle aktiv werden, Produkte besser erklären, Maschinen und Lerninhalte über Virtual Reality zugänglich und besser erlebbar machen oder kostengünstig Messeauftritte gestalten und dabei den ökologischen Fussabdruck reduzieren?

Welche Vorteile könnten Versicherer generieren?

Der Direktversicherer Smile ist zum Beispiel ein echter Pionier im Metaverse und setzt als digitaler Lifestyle-Brand auch auf diesen Kanal. Kürzlich hat die Sanitas als erste Krankenversicherung nachgezogen. Ich gehe davon aus, dass andere, traditionellere Versicherer mit neuen Produkten folgen werden.

Woran denken Sie da konkret?

Versicherungsprodukte sind meistens nicht «sexy». Also möchten die Menschen eine notwendige Versicherung möglichst schnell abschliessen und sich damit nicht länger als erforderlich auseinandersetzen. Mit Gamification und Storytelling könnte Sales ein mehr spielerisches Erlebnis werden und Mehrwert in der Kommunikation schaffen. 

Krankenkassen können die coolen Erlebniswelten im Metaverse nutzen, um über Gamification Prävention spannend zu machen.

Und über die Kommunikation hinaus?

Lernvideos im Metaverse sind eine gute Methode, Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden zu schulen. Solche 3D-Tutorials können zum Beispiel eingesetzt werden, um den richtigen Umgang mit Geräten oder Situationen zu schulen. Das führt nach bisherigen Einschätzungen dazu, dass es weniger Schadensfälle gibt und Risiken minimiert werden. Zudem eröffnen sich für Versicherer mit dem Metaverse neue Möglichkeiten, global remote zusammenzuarbeiten – zum Beispiel bei der Risikoabschätzung.

Gleiches gilt für Krankenkassen. Sie können die coolen Erlebniswelten im Metaverse nutzen, um über Gamification die Prävention spannend zu machen.

Was kostet die Einführung des Metaverse?

Im Gegensatz zu den Anfängen im Internet hat man sich beim Metaverse in grossen Teilen auf Standards geeinigt. Und man kann sogar über das längst bekannte HTML-Format Produkte dreidimensional visualisieren. Die Kosten fangen bei 500 Franken an. Eine Website als 3D-Space zu gestalten, kostet ungefähr 10’000 Franken.

Welche Tipps geben Sie Anwendern der Versicherungsbranche?

Es ist wie mit allen Technologien. Man sollte sich nicht nur wegen des Hypes mit dem Metaverse beschäftigen, sondern strategisch analysieren, wo Herausforderungen und ungelöste Probleme im Unternehmen bestehen und wie neue Technologien Abhilfe mit Mehrwert bieten könnten.

In der Umsetzung kann daraus eine einfachere Kundenansprache – wie bei Smile – resultieren oder ein neues Tool zur Betrugserkennung oder ein 3D-Tutorial zur Schulung von Mitarbeitenden.

Worauf ist Dimenteers als junges Unternehmen spezialisiert?

Wir ermöglichen Firmen den ersten Schritt ins Metaverse. Dabei schaffen wir einfache Zugänge sowohl über Software als auch über Hardware. Wichtig ist, dass Kundinnen und Kunden die ersten praktischen Erfahrungen machen können – das heisst, zu verstehen, was das Metaverse bietet, wie man Ideen in Praxisprojekte umsetzt und wie man damit Mehrwert erzielt.