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Den Austritt von Scor aus der internationalen Klimaschutzinitiative Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) gab Group CEO Thierry Léger auf der Generalversammlung des Konzerns am 25. Mai bekannt. Gründe für den Rückzug nannte er nicht.

Der Schritt von Scor folgt auf den Rückzug weiterer internationaler Player der Rückversicherungsbranche: Nach dem weltgrössten Rückversicherer Munich Re hatten auch Zurich Insurance, Hannover Re und jüngst Swiss Re die Klimaschutzinitiative verlassen (HZ Insurance berichtete). Damit ist Scor der fünfte prominente Rückversicherer, der aus von den Vereinten Nationen gegründeten Allianz in weniger als einem Monat austritt. 

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Kartellrechtliche Bedenken

Über die Hintergründe all dieser Rücktritt wird weiterhin munter spekuliert: Einige wie Munich Re gaben an, dass sie sich Sorgen machen, ob kartellrechtliche Probleme auftauchen könnten, wenn der Markt seine Netto-Null-Agenda vorantreibt, und zwar angesichts der US-Gesetzgeber, die einige ESG-Initiativen ablehnen. Andere wie Zurich Insurance hatten angekündigt, ihre Ressourcen künftig auf die Unterstützung ihrer Kunden bei deren Umstellung konzentrieren zu wollen. Hannover Re hatte sich ebenso wie Scor nicht zu den Motiven des Austritts geäussert.

Immerhin demonstriert Thierry Léger mit der Ankündigung des Austritts einen Schulterschluss mit anderen Rückversicherungsriesen. Zudem steht er unter Erfolgsdruck. Erst Anfang Mai hat er als CEO die Leitung von Scor übernommen und sieht sich in der Pflicht, den französischen Rückversicherer nach einem Verlust 2022 zurück in die Gewinnzone zu führen. Vor seinem Wechsel zum französischen Mitbewerber war Léger als Underwriting-Chef beim globalen Rückversicherer Swiss Re tätig.

Scor kündigt neue Gaspolitik an

Wegweisend für die Zukunft kündigte Léger gleichzeitig mit dem NZIA-Austritt die neuen Nachhaltigkeitsverpflichtungen von Scor an. Dazu gehört unter anderem eine neue Gaspolitik. Demnach will der Rückversicherer keine neuen Projekte zur Erschliessung von Gasfeldern mehr decken.

Scor weist darauf hin, dass Ausnahmen für Versicherungen und fakultative Rückversicherungen für Versicherte gemacht werden können, die über eine verifizierte Strategie verfügen, die mit einem glaubwürdigen Net Zero-Übergangsplan auf der Grundlage der Science-Based Targets (SBTi)-Initiative für den Öl- und Gasexplorations- und -produktionssektor übereinstimmt.

Die neue Strategie von Scor mit Blick die Öl- und Gasförderung in der Arktis sieht vor, dass der Rückversicherer spezifische, eigenständige Direktversicherungen und fakultative Rückversicherungen für die Öl- und Gasexploration, -förderung und damit verbundene Infrastrukturprojekte in der Region des Arctic Monitoring and Assessment Program (AMAP) ausschliesst. Dies gilt mit Ausnahme der norwegischen Arktisregion.

Neue Strategie für Ölsande

Die neuen Massnahmen von Scor zur Klima- und Energiewende umfassen auch eine neue Strategie in Bezug auf Ölsande. Scor will künftig keine neuen Direktversicherungen und fakultativen Rückversicherungen mehr anbieten bzw. seine Verpflichtungen für bestehende Versicherungen erhöhen, die sowohl die Förderung als auch die Aufbereitung von Ölsand umfassen.

Kein neues Geschäft mit Kohlekraftwerken

Schliesslich sieht die neue Kohlepolitik vor, dass Scor eine eigenständige Direktversicherung und fakultative Rückversicherung für neue spezielle Infrastrukturen für den Steinkohlebergbau wie Häfen, Wasch- und Umschlaganlagen ausschliesst. Der Rückversicherer hat ausserdem erklärt, dass er kein neues Geschäft für alleinstehende Steinkohlebergwerke und alleinstehende Kohlekraftwerke mit ungebremstem Betrieb zeichnen wird.

Internationales Echo ist gemischt

Unterdessen haben sich die Verantwortlichen des Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in einer Erklärung zu den Austritten geäussert. Demnach hält die internationale Organisation eine Zusammenarbeit mit der globalen Versicherungsbranche «grundlegend und dringend» notwendig sei, um den Klimanotstand erfolgreich zu bekämpfen. Einzelmassnahmen seien nicht ausreichend. Den Unternehmen stehe es als Mitglieder der freiwilligen NZIA-Initiative jedoch frei, ob sie mitmachen oder aussteigen.

Zuvor hatte ein Konsortium republikanischer Generalstaatsanwälte an die Versicherer der NZIA geschrieben und Bedenken hinsichtlich der Rechtmässigkeit ihrer Zusagen geäussert, mit anderen Versicherern und Vermögensbesitzern zusammenzuarbeiten, um «eine aktivistische Klima-Agenda voranzutreiben».