Bereits zum 17. Mal beglückt das World Economic Forum WEF das geneigte Publikum mit dem Global Risks Report. Untersucht werden dabei jeweils Risiken in fünf Kategorien: Wirtschaft, Ökologie, Geopolitik, Gesellschaft und Technologie. Grundlage des Berichts ist die Global Risks Perception Survey (GRPS), mit der Erkenntnisse von knapp 1000 globalen Expertinnen und Experten sowie Führungskräften ausgewertet werden.

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Gesellschaftliche und ökologische Risiken bereiten Sorgen

Der aktuelle globale Risikohorizont zeigt sich wiederum düster respektive herausfordernd für Gesellschaft, Wirtschaft und Regierungen. Die Sachverständigen blicken aber auch über das aktuelle Jahr hinaus in die weitere Zukunft. So sind sie der Meinung, dass gesellschaftliche und ökologische Risiken für die nächsten fünf Jahre am besorgniserregendsten sind. Über einen Zehn-Jahres-Horizont sorgt jedoch der Zustand des Planeten für Besorgnis: Umweltrisiken werden als die kritischsten langfristigen Bedrohungen sowie als die potenziell schädlichsten für Mensch und Planet angesehen. Klimaschutzversagen, Extremwetter und Verlust der Biodiversität zählen dabei zu den drei grössten Risiken. Dabei gilt Klimaschutzversagen als die langfristige Bedrohung Nummer eins für unseren Planeten und als das Risiko mit den potenziell schwerwiegendsten Auswirkungen. Die Befragten hieven auch «Schuldenkrisen» und «geoökonomische Konfrontationen» auf die Liste der schwerwiegendsten Risiken für die kommende Dekade.

Bemühungen zur Risikominderung

Technologische Risiken – wie digitale Ungleichheit und Cybersicherheitsversagen – sind laut GRPS-Befragten zwar weitere kritische kurz- und mittelfristige Bedrohungen für die Welt, aber sie fallen in der Rangliste mit Blick auf Langfristigkeit zurück und keines taucht unter den «häufigsten potenziell schwerwiegenden Risiken» auf, was gemäss Global Risks Report auf einen möglichen blinden Fleck in der Risikowahrnehmung hinweist.

Künstliche Intelligenz, Ausbeutung des Weltraums, grenzüberschreitende Cyberangriffe und Fehlinformationen sowie Migration und Flüchtlinge sind übrigens diejenigen Themen, bei denen die meisten Befragten glauben, dass der aktuelle Stand der Bemühungen zur Risikominderung hinter der Herausforderung zurückbleibt. Das heisst, die Bemühungen haben «noch nicht begonnen» oder sind in «früher Entwicklung». Als Hemmschuh wird kurzfristiger innerstaatlicher Druck vermutet, welcher es Regierungen erschwert, sich auf langfristige Prioritäten zu konzentrieren. Zudem sei das politische Kapital für globale Anliegen begrenzt. Um es weniger abgehoben auszudrücken: Innenpolitik ist wichtiger als Aussenpolitik, das Hemd ist näher als der Rock. Immerhin: Bei den Themen Handelserleichterungen, internationale Kriminalität und Massenvernichtungswaffen empfand eine grosse Mehrheit die Massnahmen zur Risikominderung als «etabliert» oder bereits «wirksam».

Zögerliche Lösungsansätze

Bezüglich Lösungsansätze legen die Sachverständigen die Latte ziemlich tief. So soll schlicht «das Nachdenken» über die unterschiedlichen Resilienzziele von Regierungen, Unternehmen und Gemeinschaften «dazu beitragen, sicherzustellen, dass die Agenden aufeinander abgestimmt werden, um einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zur Bewältigung kritischer Risiken jeglicher Art zu erreichen». Für Regierungen seien der Kostenausgleich, die Regulierung der Widerstandsfähigkeit und die Anpassung der Datenaustausch-Vereinbarungen der Schlüssel zu einer stärkeren Interaktion zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor. Und damit zur Gewährleistung eines schärferen Krisenmanagements.

Ein Ziel könnte beispielsweise die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gegenüber potenziellen Katastrophen sein; ein anderes eine zuverlässige wirtschaftliche und gesellschaftliche Infrastruktur; ein drittes etwa die Einsicht zu einer langfristig strategischen Notwendigkeit wie der industriellen Transformation. Jedes dieser Ziele erfordere unterschiedliche Strategien, die einen Rahmen für unterschiedliche, sektorübergreifende Interaktionen bieten. Solche übergeordnete, wohlklingende, theoretische Ansätze dürften unbestritten sein. Die harte und konfliktbeladene Arbeit steht mit der Umsetzung jedoch erst noch bevor.