Gemäss dem Jahresbericht des Schweizerischen Pensionskassenverbandes Asip sind die Umwelt-, Sozial und Corporate-Governance-Aspekte beziehungsweise die ESG-Kriterien Teil der ökonomischen Risiken, und sie werden zu Recht durch die Pensionskassen analysiert. Die Anlagepolitik sei die Aufgabe der paritätischen Organe, bei der ESG-Umsetzung gebe es aber keinen Königsweg.

Die schweizerischen Pensionskassen sind sich der Problematik und Risiken bewusst und auf dem Weg zu einer nachhaltigen, ESG-orientierten Anlagepolitik gut unterwegs», sagt Hanspeter Konrad, Direktor der Asip. «Festzustellen ist, dass zunehmend mehr PK-Verantwortliche in ihren Anlagereglementen entsprechende Grundsätze verankern. Es ist ein Prozess, der auf dem Weg der Eigeninitiative und in Wahrnehmung der treuhänderischen Sorgfaltspflicht fortzusetzen ist.»

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Der Asip verfolgt laut eigenen Angaben das Ziel, über ein regelmässiges Reporting eigenverantwortlich die Transparenz bezüglich ESG-Umsetzung zu erhöhen. Aufgrund der treuhänderischen Pflicht müssten die PK alle relevanten Risiken, also auch Nachhaltig-keits- und Klimarisiken, adressieren. «Pensionskassen sollten daher künftig gegenüber den Versicherten vermehrt aufzeigen, in welcher Form sie die ESG-Kriterien in ihren Anlageprozess einbauen», sagt Konrad. «In ein ESG-Reporting gehören grundsätzlich qualitative Aussagen zur Art und Weise, wie ein Stiftungsrat mit diesem Thema umgeht, dann aber auch quantitative Angaben zu einzelnen Anlagen.»

Die ESG-Reporting-Empfehlung des Asip wird sich laut Konrad an die Pensionskassen richten. «Damit diese aber rapportieren können, ist es entscheidend, dass sie die entsprechenden Informationen von der Finanzbranche – von Assetmanagern, Banken, Anlagestiftungen – erhalten», sagt Konrad. «Die Pensionskassen erwarten als Kundinnen von den Finanzdienstleistern daher Qualität und Transparenz bezüglich der massgebenden Produkte. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass messbare ESG-Kennzahlen in die Entscheidungsprozesse eingebaut werden können. Aussagekräftige Kennzahlen sind für die Branche wichtig.»

Nachhaltigkeit für die ganzen Prozesse

Die ESG-Berichterstattung soll nicht zulasten anderer Risiken erfolgen. Insgesamt werde die Berichterstattung um das ESG-Thema ergänzt, wobei hier laut dem Verband «Augenmass zu wahren» und «kein übertriebener ESG-Report» anzustreben ist. «Da es nicht den Königsweg in der ESG-Umsetzung gibt und die Anlagepolitik alleine Aufgabe der paritätischen Organe ist, gibt der Asip als Verband keine diesbezüglichen Beurteilungen ab», sagt Konrad weiter. Der Verband habe jedoch auf strategischer Ebene Leitplanken gesetzt, indem Nachhaltigkeitsaspekte in den Asip-Leitfaden für Vermögensanlagen integriert wurden.

Generell könnten Nachhaltigkeitsaspekte über den ganzen Anlageprozess, das heisst von der Erarbeitung der Anlagestrategie über die Auswahl eines geeigneten Vermögensverwalters bis hin zum Investment Controlling, berücksichtigt werden. Zudem hat der Asip zur möglichst zielführenden Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Anlagestrategie von PK eine Wegleitung erarbeitet, die laut Konrad demnächst publiziert wird. Zur Veranschaulichung wird hier auf Best-Practice-Beispiele von Asip-Mit gliedern unterschiedlicher Grösse verwiesen.

«Die Pensionskassen sollen aber auch ihren Versicherten gegenüber vermehrt aufzeigen, in welcher Form sie die ESG-Kriterien in ihren Anlageprozess einbauen», sagt Konrad. «Vor diesem Hintergrund verfolgt der Asip das Ziel, über ein regelmässiges Reporting eigenverantwortlich und als Teil einer Selbstregulierung die Transparenz bezüglich ESG-Umsetzung zu erhöhen.»

Bei der ESG-Umsetzung handle es sich um einen dynamischen Prozess, der in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werde. «Letztlich ist es aber auch diesbezüglich Aufgabe des obersten Organs, einen Fahrplan zu definieren», so Konrad. «Wir zeigen auf, wie man das Thema angehen kann.»

(Dieser Beitrag erschien erstmalig am 30.06.22 in der Handelszeitung Nr. 26.)