Nach Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) verfügen mit rund 1,8 Millionen Versicherten etwa 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung über eine Krankenzusatzversicherung im stationären Bereich mit einer einer halbprivaten oder privaten Deckung. Während die obligatorische Krankenversicherung (OKP) aufgrund der hohen Gesundheitskosten bei den meisten Krankenkassen derzeit defizitär ist, verzeichnen sie bei den Krankenzusatzversicherungen (KZV) in der Regel profitable Ergebnisse. Deshalb leiste die Krankenzusatzversicherung einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des Schweizerischen Gesundheitswesens - zu diesem Schluss kommt eine vom Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) in Auftrag gegebene Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young. Aufgrund der häufig defizitären Erfolgsrechnungen vieler Leistungserbringer wie beispielsweise Spitäler sei die Finanzierung durch die KZV zentral für den Fortbestand und die Qualitätssicherung des Gesundheitssystems, so die Studie weiter. Insgesamt neun Versicherer teilen sich dabei den Markt für Krankenzusatzversicherungen mehr oder weniger unter sich auf, der insgesamt rund 6,4 Milliarden Franken umfasst. Insgesamt 13 Prozent der medizinischen Leistungen werden mittlerweile über Krankenzusatzversicherungen finanziert - ein beträchtlicher Anteil.

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Mehr Transparenz schaffen

«Die Zusatzversicherung ist das marktwirtschaftliche Element in einem stark regulierten Gesundheitsmarkt», hob Thomas Boyer, CEO der Groupe Mutuel und Vorstandmitglied des SVV hervor. Bei der Abrechnung von Krankenzusatzleistungen sei mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit auf Seiten der Leistungserbringer wie Spitäler und Belegärzte vonnöten, betonte er. Das Ziel der Branche seien wettbewerbsfähige und attraktive Produkte, welche den Bedürfnissen der Versicherten Rechnung tragen. Aus diesen Grund entwickelten die Schweizer Krankenzusatzversicherer in Zusammenarbeit mit den Leistungserbringern vor rund drei Jahren das «Branchenframework Mehrleistungen VVG», das die Grundlage für mehr Nachvollziehbarkeit und Transparenz bei der Leistungsabrechnung legt. Damit sollen sowohl die Versicherer als auch die Patientinnen und Patienten die Kosten besser kontrollieren und einschätzen können. So wurden insgesamt 1'700 anzupassende Verträge für die Leistungserbringer - darunter 279 Schweizer Spitäler - gemeinsam erarbeitet. Laut Frühjahrsmessung des Branchen-Frameworks seien 41,3 Prozent der Verträge derzeit konform und umgesetzt. 

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Innovationen fördern

Bis Ende des Jahres sollen es 70 Prozent konforme Verträge sein, setzte Philomena Colatrella, CSS-CEO und Präsidentin des Steuerungsausschusses des Branchenprojekts, die Messlatte. Sie wies im Mediengespräch darauf hin, dass Krankenzusatzversicherungen das marktwirtschaftliche Gegenstück zur Grundversicherung bilden und systemrelevant seien. Der Wettbewerb unter den Krankenkassen fördere Innovationen. Es sei aber Transparenz geboten, zumal sich auch die Bedürfnisse der Versicherten stetig veränderten und die Digitalisierung mehr Effizienz und bessere Behandlungen bei geringeren Kosten ermögliche. Deshalb brauche es Anstrengungen von allen Seiten: «Die Leistungserbringer müssen ihr Angebot besser differenzieren, die Versicherer darauf basierende, attraktive Produkte und Dienstleistungen erarbeiten und die Aufsicht eine flexiblere, auf die medizinische Entwicklung reagierende Produktgestaltung zulassen.» 

Dem Markt für Krankenzusatzversicherungen - der derzeit stagniert - soll offensichtlich neues Leben eingehaucht werden. Zudem erhöht der SVV mit dem Gang an die Öffentlichkeit sanft den Druck auf diejenigen Leistungserbringer, welche die Verträge bislang noch nicht unterzeichnet haben.