Dr. Antonios Koumbarakis ist Head Sustainability & Strategic Regulatory bei PwC Schweiz.

Nachhaltigkeitsrisiken können jedes Unternehmen finanziell treffen, völlig unabhängig von Art, Branche oder Grösse. Sie können sich negativ auf Geschäftsmodell, Profitabilität und Reputation auswirken. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile weltweit durchgesetzt. Also sollten die Unternehmen ihre wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken kennen und entsprechend agieren.

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Voraussetzung dafür sind ein robustes Risikomanagement hinsichtlich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG), ein Kontrollrahmen mit einer klaren Strategie sowie griffige Risikomanagementmethoden. Damit kann ein Unternehmen sämtliche wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken identifizieren, analysieren, handhaben, überwachen und offenlegen. Damit nicht genug: Es sollte seine Nachhaltigkeitsrisiken in die Geschäfts- und Risikostrategie integrieren. Dazu bietet es sich an, wissenschaftlich basierte Ziele und Meilensteine wie zum Beispiel ein Netto-Null-Ziel heranzuziehen.

Nachhaltigkeitsrisiken identifizieren und bewerten

Das Identifizieren von Nachhaltigkeitsrisiken beginnt mit deren detaillierten Definition. Ein Unternehmen sollte Risiken mit Bezug zu allen ESG-Dimensionen in Betracht ziehen, zu Umwelt (Klima, Biodiversität, Wasserschutz usw.), Sozialem und Governance. Bei den umweltbezogenen Risiken ist zwischen physischen, transitorischen und prozessbezogenen Risiken zu unterscheiden.

Auf dieser Etappe der Transformation gilt es, konkrete geschäftsnahe Beispiele auszumachen und festzuhalten. Dazu zählen sowohl akute als auch zukünftig denkbare Nachhaltigkeitsrisiken mit unterschiedlichen Zeithorizonten für das Unternehmen und den operativen Betrieb. Jedes Unternehmen ist individuell von Nachhaltigkeitsrisiken betroffen. Die Auswirkungen hängen von unternehmensspezifischen Faktoren ab, zum Beispiel von Geschäftsmodell, Unternehmenstätigkeit, Branche, Standorten und anderen. Ein Unternehmen identifiziert diese Risiken am besten auf der Basis einer Wesentlichkeitsbewertung. Eine solche zielt darauf ab, wesentliche ESG-Risiken, deren Quellen und Auswirkungen auf das Geschäft zu beurteilen.

Finanzielle Auswirkungen analysieren und managen

Als Nächstes sollte ein Unternehmen konkrete Ansätze verfolgen, um die finanziellen und geschäftsbezogenen Auswirkungen der identifizierten Nachhaltigkeitsrisiken einzuschätzen. Die gewählten Methoden können sowohl quantitativer als auch qualitativer Ausprägung sein. So oder so müssen sie sich eignen, materielle Nachhaltigkeitsrisiken zu managen. Zu den gängigen Methoden gehören das Erstellen einer Klimarisiko-Heatmap, das Berechnen des CO2 -Fussabdrucks, Sensitivitätsanalysen, das Anwenden klimabezogener Values at Risk (VaR)), Stranded-Asset Ansatz und Szenarioanalysen. Letztere sind aufgrund der Langfristigkeit und Eigenheiten von Nachhaltigkeitsrisiken besonders relevant. Damit werden die Risiken und Chancen des Geschäftsmodells in unterschiedlichen Zukunftsszenarien simuliert (z.B. bei Absenkungspfad von 1,5 Grad oder 2 Grad Celsius).

Risikokennzahlen definieren und Governance etablieren

Ein Unternehmen ist gut beraten, seine Nachhaltigkeitsrisiken in seine Taktiken, Organisationsrichtlinien und Überwachungsprozesse einzubinden. Das erfordert klar definierte Risikokennzahlen und eine entsprechende Governance. Dabei sollten die Rollen und Verantwortlichkeiten über alle Unternehmensebenen hinweg definiert und gefestigt werden – ebenso die Verantwortung und der Einbezug der Führungsebene. Um ein effektives und adäquates Nachhaltigkeitsrisikomanagement zu ermöglichen, muss das Unternehmen angemessene Ressourcen und ausreichend Fachkenntnisse sicherstellen.

Im Weiteren sollte es Transparenz über seine Nachhaltigkeitsrisiken und deren Management schaffen. Dazu eignen sich international anerkannte Richtlinien und Modelle, etwa die Empfehlungen der Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Eine Berichterstattung erfolgt idealerweise in regelmässigen zeitlichen Abständen, mit quantitativen Risikokennzahlen und Zielen. Sie zeigt die Entwicklungen und den Vergleich zu früheren Berichtsperioden auf.

Netto-Null-Strategie ist ein Must

Um mögliche Auswirkungen zu adressieren, sollte das Unternehmen seine wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken in die Geschäfts- und Risikostrategie integrieren. Dazu muss es Ziele mit konkreten Schritten und einem Fahrplan formulieren und nachhaltigkeitsbezogene Chancen im Auge behalten. Hier kommt Netto-Null ins Spiel: Eine Netto-Null-Strategie ist integrierter Bestandteil einer Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftstätigkeit. Dazu sollte ein Unternehmen Massnahmen erarbeiten, wie es die relevanten Treibhausgasemissionen anhand von wissenschaftlich fundierten Zielen reduzieren will. Zu diesem Zweck bieten sich die Empfehlungen und Leitlinien von internationalen Initiativen wie der Science Based Targets Initiative an.

Nachhaltigkeitsrisikomanagement als durchdachtes Rahmenwerk

Nachhaltigkeitsrisiken können ein Unternehmen negativ tangieren, unabhängig von Grösse, Branche und Geschäftsmodell. Deshalb kommen Verantwortliche von weitsichtigen Unternehmen nicht umhin, ein durchdachtes und angemessenes Rahmenwerk für ihr Nachhaltigkeitsrisikomanagement zu erarbeiten, das die unternehmensspezifischen Aspekte berücksichtigt. Wer hier auf eine fundierte Expertise und bewährte Methoden abstützen
möchte, kann die Nachhaltigkeitsexpertinnen und-experten an Bord holen. Sie begleiten ein Unternehmen auf allen Etappen der Nachhaltigkeitstransformation.