Sympany und die Post spannen künftig enger zusammen. Die Krankenversicherung Sympany ist die erste Partnerin, die im Rahmen der Netzöffnung der Post künftig in ausgewählten Postfilialen ihre eigenen Dienstleistungen anbietet. Der Fokus liegt dabei auf Versicherungsberatungen für neue und bestehende Kundinnen und Kunden.

Sympany zieht in acht grössere Postfilialen ein. In 91 weiteren Filialen werden Post-Angestellte Beratungstermine vermitteln.Thomas Baur, Leiter Postnetz, erklärte in der ersten neu ausgestatteten Postfiliale vor den Medien in Biel, vor eineinhalb Jahren habe die Post die neue Strategie angekündigt. Nun sei mit Sympany ein erster Meilenstein erreicht worden.

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Die Post wolle ihr Filialnetz bei rund 800 Stellen stabilisieren. Angesichts des Rückgangs der Einzahlungen am Schalter um 12 Prozent und der Abgabe von Briefen um 5 Prozent gehe das nicht ohne neue Finanzquellen. Auch der Versandhandelsboom gehe ausser bei den Retouren an den Postfilialen ziemlich vorbei.

Glaskuben für Beratungen

Konkret stellt Sympany in Filialen in Genf, Lausanne, Biel, Baden, Dietikon, Zug, Winterthur und Frauenfeld einen Kubus auf. Start ist am 1. September. In den Kuben führen Krankenkassen-eigene Versicherungsberaterinnen und -berater Kundengespräche. Die Partnerschaft mit der Post sieht vor, dass Sympany in den nächsten drei Jahren schrittweise weitere Beratungsräumlichkeiten in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz aufbauen wird.

Wie Sympany-Vertriebschef Carlo Vegetti sagte, geschieht dies nicht ohne Vorbereitung. Vielmehr sollen sich die Beratenden an Menschen wenden, die etwa frisch zugezogen sind. Auch Termine lassen sich an den Kuben vereinbaren.

Für den Krankenversicherer hat das den Vorteil, dass keine eigenen Agenturen aufgebaut werden müssen - so etwa in der Westschweiz. Dort ist die Krankenkasse mit ihren landesweit rund 250'000 Versicherten nicht stark aufgestellt, wie Sympany-Chef Michael Willer sagte.

In 91 weiteren Postfilialen wird das posteigene Personal Beratungen vermitteln und gegebenenfalls Termine mit Sympany-Vertretern vereinbaren. Gemäss Postnetz-Leiter Baur zahlt der Krankenversicherer dafür einen fixen und einen variablen Betrag.


Postfiliale als Dienstleistungszentrum

Postchef Roberto Cirillo erklärte, die Filialen sollten eine Brücke bilden zwischen analoger und digitaler Welt. Das Post-Filialnetz der Zukunft werde zusammen mit Partnern regionale Dienstleistungszentren schaffen. Heute habe die Post 4852 Zugangspunkte, 787 davon eigenbetriebene Filialen. Dieses Netz ermögliche aktuellen und zukünftigen Partnern einen flächendeckenden Zugang zu Kundinnen und Kunden.

Für Willer ist der direkte Kundenkontakt ausschlaggebend. Angesichts von Prämienerhöhungen, unterschiedlichen Prämien in den 48 Prämienregionen und weiterer Fragen bräuchten viele Versicherte eine direkte Ansprechperson.


Kritik vom Konsumentenschutz

Kritik kommt vom Konsumentenschutz: Damit helfe die Post im grossen Stil, die Regeln der Branchenvereinbarung der Krankenkassen zu umgehen. Diese verbiete ausdrücklich Telefonwerbung bei Personen, die noch keine Kundinnen sind, also durch sogenannte Kaltakquise, hiess es in einer Mitteilung der Stiftung mit Sitz in Bern.

Weiter warnt der Konsumentenschutz: «In den meisten Poststellen werden die Postangestellten mehrere Verkaufshüte tragen». Ausserdem dürfe es «unter keinen Umständen passieren, dass die Anbieter auf Nutzerdaten von Postkunden und -kundinnen zurückgreifen können,» wird Geschäftsleiterin Sara Stalder zitiert. Das gelte auch, wenn diese anonymisiert seien. Der Datenschutz sei strikt zu gewährleisten. (awp/sda/hzi/mig)