Das Schweizer Gesundheitswesen sieht sich zunehmend mit einer Herkulesaufgabe konfrontiert: Die Gesundheitskosten steigen, es mangelt an Fachkräften, Zusatzversicherungen stehen unter Druck von verschiedenen Seiten und verzeichnen zusätzlich sinkende Margen. Als Ergebnis dieser Analyse rechnet das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Pwc Schweiz damit, dass die Gewinnmargen der Schweizer Krankenversicherer 2023 potenziell um bis zu 94 Millionen Franken pro Jahr sinken. Der neue Pwc-Report «Das bewegt die Schweizer Krankenversicherer» von Januar 2023 identifiziert zentrale Markttrends und liefert konkrete Handlungsempfehlungen für Krankenversicherer.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der Krankenversicherer der Zukunft ist kundenzentriert, digital bewandert und agiert als vertrauensvoller Gesundheitspartner

David Roman, Pwc Schweiz

Mehr Prävention und Gesundheitsförderung 

Die Gesundheitsversorgung verschiebt sich zunehmend von der Behandlung von Krankheiten hin zu Prävention und früher Intervention. Dazu werden Gesundheitslösungen stärker in den Alltag integriert werden, schätzen die Studienautoren. Dieser Wandel biete Chancen: Über die Prävention könnten die Versicherer Kundenbeziehungen stärken und das Zusatzversicherungsgeschäft ausbauen. «Der Krankenversicherer der Zukunft ist kundenzentriert, digital bewandert und agiert als vertrauensvoller Gesundheitspartner», so David Roman, Director und Leiter Beratung Krankenversicherungen und Digital Health bei Pwc Schweiz. «Als solcher hilft er mit, das Gesundheitswesen der Schweiz aktiv, nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten.» 

Eine Marktkonsolidierung gilt als überfällig 

Aktuell sind rund 50 Krankenversicherer in der Schweizer Grundversicherung tätig. In den vergaangenen Jahren fanden kaum nennenswerte Fusionen oder Übernahmen statt. Grund dafür ist laut Pwc die mangelnde Bereitschaft potenzieller Verkäufer. 

«In Zukunft wird eine Konsolidierung stattfinden», sagt Philip Sommer, Partner und Leiter Beratung Gesundheitswesen bei Pwc Schweiz. «Gründe dafür sind unter anderem, dass kleine und mittlere Krankenversicherer Schwierigkeiten haben werden, die Kosteneffizienz und die Solvenz weiterhin sicherzustellen und die notwendigen finanziellen Investitionen in die Digitalisierung zu tätigen.» Zudem haben die Prämienerhöhungen für 2023 zu vielen Wechseln geführt. Gerade kleine und mittlere Krankenversicherer mit attraktiven Prämien und demzufolge einem hohen Kundenzuwachs könnten durch die zusätzlichen Kosten finanziell unter Druck geraten.  

Kaum ein Krankenversicherer hat bisher den Schritt in die vollständig digitale Welt gewagt.

Die Digitalisierung verbessert den Kundenservice

Die Digitalisierung ist in Zukunft erfolgsentscheidend. Doch nicht alle Versicherer priorisieren sie gleich hoch. Bisher wurden gemäss Pwc-Analyse primär die Prozesse im Backoffice digitalisiert und automatisiert, um an Effizienz zu gewinnen. An Bedeutung gewinnt künftig der Kundenservice.

In erfolgreichen digitalen Ansätzen belohnen Versicherer ihre Kundinnen und Kunden für eine gesunde Lebensweise digital via Apps und Gamification mit Rabatten und Gutscheinen. Doch kaum ein Versicherer habe bisher den Schritt in die vollständig digitale Welt gewagt, belegt der Report. Der Grund: Persönliche Interaktionen hätten noch immer einen hohen Stellenwert haben und die technischen Hürden seien schwierig zu überwinden.  

Bei der Nachhaltigkeit gibt es noch viel zu tun

Krankenversicherungen sollten umfassende Nachhaltigkeit in ihrer Strategie verankern, schreiben die Studienautoren. In Sachen Nachhaltigkeit hinken nach der PwC-Analyse Krankenversicherungen anderen Branchen stark hinterher. Der Druck steigt, Nachhaltigkeitsziele auszusprechen. Zahlreiche Versicherer fokussieren sich vorwiegend auf die soziale Gleichstellung wie die Prävention oder der Zugang zu Versorgung. Im Umweltaspekt liegt der Fokus auf Immobilien.

Noch nicht verbreitet sind Nachhaltigkeitsziele bei den Kapitalanlagen. Die analysierten Krankenversicherer setzen sich keine zeitgebundenen Klimaziele. Dennoch beurteilen 75 Prozent der Teilnehmenden die Einbettung von Nachhaltigkeit in der Strategie als sehr relevant.