Wie wirkt die Social-Media-Kommunikation von Versicherern auf Sie?

Was in der Social-Media-Welt zählt, ist Reichweite. Linkedin zählt mittlerweile in der Schweiz mehr als 3,4 Millionen Mitglieder. Im gesamten DACH-Raum sind es ca.18 Millionen, Tendenz steigend. Die Chancen vieler möglicher Kontakte sollte auch die Versicherungsbranche nutzen, um den Anschluss nicht zu verpassen. 

Social Selling, Employer Branding und Corporate Influencing sind allerdings ein Marathon – kein Sprint. Das heisst: Social-Media-Kommunikation erfordert regelmässige Aufmerksamkeit.

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Wer wirkt überzeugend?

Unter den Versicherern machen zum Beispiel Axa, Zurich oder Helvetia und Baloise einen ausgezeichneten Job. Meinem Geschmack nach dürften aber die Mitarbeitenden noch etwas aktiver werden. Dazu müssten sie die nötigen Ressourcen erhalten und die Linkedin-Bewirtschaftung müsste als Teil ihrer täglichen Aufgaben anerkannt werden.  

Welche Besonderheiten sehen Sie in der Kommunikation?

Ich empfehle Versicherern, mit Linkedin-Aktivitäten nicht nur auf Kunden zu zielen, sondern auch die eigenen oder zukünftigen Mitarbeitenden anzusprechen. Die Plattform ist ein Kanal mit vielen Sprachrohren. 

Bislang fehlt mir bei Versicherern das Community-Engagement. Ein Beitrag, der viele Likes und Reaktionen hat, ist gut. Aber noch besser ist es, wenn mehr Dialog stattfindet. Mit anderen Worten: Es gibt zu wenig Kommentare aus der Community. 

Die Inhalte mögen zwar informativ und unterhaltsam sein. Wenn aber kein Austausch mit der Community zustande kommt, wirkt das alles ein wenig wie eine Einbahnstrasse. Eine gute Social-Media-Strategie bedeutet Interaktion mit dem Nutzer. 

Bei manchen Firmen postet auch der CEO. Ist das zielführend?

Wünschenswert wäre, wenn zumindest auch Mitglieder der Geschäftsleitungen auf Linkedin zu strategischen Entscheiden Stellung beziehen oder Einblicke in ihre Denk- und Handlungsweisen liefern. Als Repräsentanten ihres Unternehmens geben sie einen Einblick in dessen Welt und wirken so nahbar und authentisch.

Über das Netzwerk hat man die Möglichkeit, in den Dialog zu gehen – natürlich nur, sofern auch gewünscht. Wer als Führungskraft Transparenz und Dialog auf Linkedin vorlebt, zahlt positiv auf die Unternehmenskultur ein und kann für das Image seines Arbeitgebers ein grosser Gewinn sein.

Kürzlich erhielten Sie als einzige Schweizerin die Auszeichnung «Linkedin Top Voice 2021» in der Kategorie «Job und Karriere». Was ist Ihr Anliegen?

Seit Jahren setze ich mich für einen fairen Bewerbungsprozess auf Augenhöhe ein. Zu meinen wichtigen Anliegen gehört es, Verbesserungen im Bewerbungsprozess anzuregen. Die Digitalisierung geht zwar auch in der Rekrutierung voran – meistens, um den Prozess für Unternehmen zu erleichtern. Doch für Bewerber ist das Ganze nach wie vor unglaublich zeitaufwendig. Manchmal warten Kandidaten monatelang auf einen Bescheid. Daher begrüsse ich die Initiativen von Unternehmen, die sich mit dem Thema «Candidate Experience» auseinandersetzen und versuchen, einen angenehmen Bewerbungsprozess zu gestalten.

Wie sind Sie auf Linkedin aktiv?

Regelmässig poste ich über Themen rund um Bewerbung, Job und Karriere und gehe in den Dialog mit meinen knapp 20’000 Followern. Darunter befinden sich auch viele Recruiter, HR-Professionals und leitende Führungskräfte. Meine Hoffnung ist, dass sich der eine oder andere über das Bewerbermanagement Gedanken macht und intern Veränderungen anstösst.

Was raten Sie Bewerbern, um in Social Networks wie Linkedin auf sich aufmerksam zu machen? 

Linkedin ist mehr als nur eine digitale Version des Lebenslaufs. Noch zu viele Karrierewillige unterschätzen den Einfluss eines starken Netzwerks.  Für mich ist Linkedin der direkte Draht zum verdeckten Stellenmarkt.

Laut einer Studie vom deutschen Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB) werden 65 Prozent der freien Stellen im verdeckten Arbeitsmarkt besetzt. Für mich gehört die Bearbeitung des verdeckten Stellenmarkts auf jeden Fall zu einer guten Bewerbungsstrategie dazu. Linkedin ist dazu der passende Schlüssel. 

Für Bewerbende ist es heute entscheidend, digital sicht- und auffindbar zu sein. Auch hier gilt: Der erste Eindruck zählt. Ein vollständiges Linkedin-Profil ist je nach Branche und Karriereambition heute Pflicht. 

Was genau gehört zu einem vollständigen Linkedin-Auftritt?

Linkedin ist für die Arbeitswelt, was Google fürs Internet ist – unter anderem eine grosse Suchmaschine für Personaler und Recruiter. Um sichtbar zu sein und gefunden zu werden, sollten Bewerbende dafür sorgen, dass ihr Profil zum Verweilen einlädt und einen  professionellen Eindruck hinterlässt. 

Dazu ist es wichtig, Keywords, also Schlüsselbegriffe, für die sie gefunden werden wollen, am richtigen Ort zu platzieren. Am Wichtigsten ist es, das eigene Netzwerk stetig zu erweitern und zu pflegen. Dann kann das auch mit dem Traumjob klappen.