Im Laufe des Jahres 2022 zeigten die Volkswirtschaften eine schwächere Leistung als erwartet. Die globalen BIP-Prognosen wurden daher im letzten Jahr mehrfach nach unten korrigiert. Ähnliche Revisionen mussten bei den Prognosen für das Prämienwachstum im Lebens- und Nichtlebensgeschäft vor genommen werden.
Accenture zufolge sind die diesjährigen Versicherungstrends geprägt von Chancen und Herausforderungen für die Versicherungsbranche. Während die Branche auf kurze Sicht erfolgreich bleiben wird, wird sie jedoch aufgrund der systemischen Auswirkungen der Herausforderungen unter Druck geraten.
Trend 1: Verlangsamung des realen Prämienwachstums
Aufgrund der Entwicklungen im letzten Jahr wird erwartet, dass die realen Nichtlebensprämien (z.B. für Fahrzeug- oder Reiseversicherungen) im Jahr 2023 weltweit um 2.2% steigen werden, nachdem im letzten Jahr noch ein Wachstum von 3.3% erwartet wurde. Dies ist vor allem auf die weiterhin gefestigten Versicherungstarife in den gewerblichen Sparten zurückzuführen. Das Wachstum der Nichtlebensprämien in den Schwellenländern wird das der Industrieländer mit einem geschätzten realen Wachstum von 4.2% im Jahr 2023 übertreffen (3% im Jahr 2022).
Bei den realen Lebensversicherungsprämien wird erwartet, dass sie weltweit um 1.9% steigen – gegen über einem erwarteten Wachstum von 3.5% vor einem Jahr. Der Anstieg wird sowohl in den Schwellen als auch in den Industrieländern auf einer verstärkten Nachfrage nach Versicherungsprodukten und hohen Zinsen beruhen.
Trend 2: Verschärfung der Talentknappheit
Die Einstellung und Bindung von Talenten ist ein langfristiges und systemisches Risiko für Versicherer, das auch 2023 nicht abnehmen wird. Die Nachfrage nach Talenten in der Branche bleibt hoch, während das Angebot durch eine schnell alternde und in den Ruhestand tretende Belegschaft schrumpft.
Führende Versicherer werden Wege finden, die Lücken in der Belegschaft zu schliessen, zum Beispiel mit KI-Lösungen. Sie werden zudem ihren Markenzweck stärker priorisieren, um gerade jüngeren Arbeit nehmenden eine gemeinsame Vision für eine sicherere und gesündere Welt zu signalisieren.
Trend 3: Inflationsbedingte Erhöhung der Betriebs- und Schadenkosten
Die Inflationsraten sind so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Zwar wird für 2023 ein Rückgang der Inflation erwartet, doch werden die Inflationsraten im Vergleich zu den historischen Durchschnittswerten voraussichtlich hoch bleiben.
Dies wird sich auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken – von den Kundenakquisitionskosten bis hin zu den Kosten für Schäden und Entschädigungen. Der Inflationsdruck auf die Bereiche Löhne, Gesundheit, Energie und Soziales wird vermutlich ebenfalls anhalten.
Die Versicherer müssen sich auf die Auswirkungen der anhaltenden Inflation auf die Betriebs- und die Schadenkosten vorbereiten. Der bereits bestehende Anstieg der Schadenkosten, der durch Verzögerungen in der Lieferkette in der Motorfahrzeug- und Sachversicherung verursacht wird (bis zu 40-60% im Jahr 2022), wird durch die Inflation hoch bleiben.
Trend 4: Verbesserung der wichtigsten Leistungsindikatoren durch inflationäres Prämienwachstum
Das nominale Umsatzwachstum der Versicherer wird in der gesamten Branche steigen. Versicherer, die in der Lage sind, Tariferhöhungen durchzusetzen, werden sowohl das Neu- als auch das Erneuerungsgeschäft neu kalkulieren. Infolgedessen werden sich das Prämienwachstum, die Betriebskostenquoten und die Schadensquoten kurzfristig verbessern.
Weitere Zinserhöhungen, die in den wichtigsten Märkten erwartet werden, werden den Versicherern dringend benötigte Kapitalerträge bescheren und somit ihre wichtigsten Leistungsindikatoren (z.B. Umsatzwachstum) verbessern.
Trend 5: Steigende Nachfrage und Konvergenz durch erhöhtes Risikobewusstsein
Wachsende Bedenken während der Pandemie in Bezug auf Gesundheits- und Sterblichkeitsrisiken, anhaltende Auswirkungen extremer Wetterereignisse und allgemeine wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Instabilität haben zu einem weit verbreiteten Gefühl der Unterversicherung geführt.
2023 bietet sich den Versicherern daher eine wachsende Chance, ihr Portfolio mit Gesundheits- und Vermögensschutzprodukten zu erweitern, was zu einer weiteren Konvergenz der Branche führt.