Anleger haben bei Aktien vor allem zwei Dinge im Visier: Möglichst hohe Kursgewinne und hohe Dividenden. Unternehmen, welche diese Anforderungen erfüllt haben, stellt Boston Consulting Group seit 18 Jahren in ihrer Value-Creator-List zusammen. Die Rangliste 2016 basiert auf einer Analyse des TSR (Total Shareholder Return). Dieser misst die Kombination aus Kursverlauf und Dividendenertrag der vergangenen fünf Jahre von Aktien von rund 2000 Unternehmen aus 28 Branchen.

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Die Rangliste der sogenannten «Large Caps» umfasst die 200 weltweit grössten Unternehmen. Laut der jüngsten Erhebung brachten es die einbezogenen Werte zwischen 2011 und 2015 auf ein durchschnittliches jährliches TSR-Plus von 12,2 Prozent. Bei den Top 10 der Gesellschaften mit der höchsten Marktkapitalisierung bewegt sich der TSR sogar zwischen 34,7 Prozent und 75,3 Prozent.

Auffällig viele US-Aktien

Angesichts dieser Historie könnte es sich also lohnen, Aktien der Value-Creator-Liste ins Depot zu nehmen. Erste hilfreiche Schlüsse in dieser Hinsicht lassen sich beim Blick auf die Liste mit den besten zehn Standardwerten ziehen.

Sieben dieser Titel kommen aus den USA, und auch in den 28 Industriegruppen befinden sich zahlreiche Unternehmen, die ihren Sitz in den USA haben. Das passt zur Beobachtung, dass sich auch unter den charttechnischen Dauerläufern, die teilweise seit Jahrzehnten in einem bestehenden langfristigen Aufwärtstrend sind, ebenfalls auffällig viele US-Aktien befinden.  

Pharma und Biotech ganz weit oben auf der Liste

Auf Branchenebene fällt ausserdem auf, dass die Top-Ten-Liste der Large Caps dominiert wird von vier Pharma- und Biotech-Gesellschaften (Regeneron, Allergan, Gilead, Biogen). Ebenfalls stark vertreten ist die Medien- und Verlags-Branche mit drei Titeln (Naspers, Tencent, Netflix). Hinzu kommen zwei Technologie-Aktien (Visa, Mastercard) und ein  Kommunikations-Dienstleister (KDDI).

Allerdings wird es im Zeitablauf auch für die Top-Value-Kreatoren immer schwieriger, sich ganz oben halten zu können. «Im Laufe der Zeit neigen Unternehmen dazu, sich der durchschnittlichen Marktperformance anzugleichen.

Um ein Top-‹Value Creator› zu werden, muss ein Unternehmen die Erwartungen der Anleger immer wieder deutlich übertreffen und Ergebnisse liefern, durch die das operative Geschäft eine völlig neue Dynamik erhält», sagt Frank Plaschke, BCG-Partner und Co-Autor der Studie. Von den diesjährigen Top Ten unter den Large Caps sind Regeneron, Netflix, Visa, KDDI und MasterCard erstmals in diesen Kreis aufgestiegen.

Top Ten: Oft nur ein kurzer Auftritt

In den vergangenen 18 Jahren haben es insgesamt 89 Aktien in die Large-Cap-Top-Ten geschafft. Für 46 davon, und damit für mehr als die Hälfte, war das ein einmaliger Erfolg. Nur rund 21 Prozent haben es drei Mal oder öfter geschafft, in der fünfjährigen Vergleichs-Rangliste aufzutauchen.

Wer nach Schweizer Werten sucht, wird selbst in den Untergruppen kaum fündig. Vertreten ist einzig und allein mit Swiss Re eine Versicherung, die in ihrer Branche auf Platz vier rangiert. Das bestplatzierte deutsche Unternehmen ist in der aktuellen Ausgabe Continental mit einem TSR von 32,9 Prozent und Rang zwölf der Large Caps.

Wer jene Perlen finden will, denen es gelingen könnte, ihre zuletzt gute Performance fortzuschreiben, sollte auf völlig intakte Aufwärtstrends achten. Unter den diesjährigen Top Ten werden diesem Anspruch fünf Titel gerecht. Wobei beim japanischen Telekomkonzern KDDI Corp. (ISIN: JP3496400007, 3.095 Yen) und beim US-Kreditkartenanbieter Mastercard Inc. (ISIN: US57636Q1040, 92,13 Dollar) schon ein Auge zugedrückt werden muss. Denn in beiden Fällen haben sich im Chart zuletzt eher mittelfristige Seitwärtstrends herausgebildet.

Visa – Kursrekord und starkes Wachstum

Ansatzweise gilt das auch für den Mastercard-Konkurrenten Visa Inc. (ISIN: US92826C8394). Die Aktie bewegt sich auf einem bereits vor knapp einem Jahr gültigen Niveau, aber immerhin hat es im Juni mit 81,65 Dollar ein neues Rekordhoch gegeben.

Die Bewertung ist bei einem für 2017 erwarteten Gewinn je Aktie von 4,14 Dollar mit einem geschätzten KGV von 18,5 nicht rekordverdächtig günstig. Aber das wird relativiert durch ein von Analysten für die nächsten fünf Jahre erwarteten Gewinnwachstum von fast 16 Prozent p.a.

Tencent – ein Dauerbrenner

Besonders vielversprechend sieht der Chart von Tencent Holdings Ltd. (ISIN: KYG875721634) aus. Vor wenigen Tagen stellte der chinesische Social-Media-Konzern an der Hongkonger Börse bei 177,10 Hongkong-Dollar einen neuen Kursrekord auf. Der zuletzt vorherrschende Seitwärtstrend wurde damit beendet, und so ist mit dem Vorstoss auf neue Höhen ein prozyklisches charttechnisches Kaufsignal generiert worden. Der in der Vorwoche vom Internet-Unternehmen für rund 8,6 Milliarden US-Dollar eingefädelte Kauf von 84,3 Prozent der Anteile am finnischen Spieleentwickler Supercell ist damit positiv aufgenommen worden.

Ein wachstumsstarkes Unternehmen wie Tencent hat natürlich bei einem für 2017 geschätzten KGV von knapp 30 zwar seinen Preis, aber das ist solange gerechtfertigt wie der stramme Wachstumskurs (Analysten prognostizieren Ergebnisverbesserungen von gut 24 Prozent p.a. für die kommenden fünf Jahre) beibehalten werden kann. Tencent ist übrigens das einzige Unternehmen, das es unter den zehn diesjährigen besten Standardwerten geschafft hat, mehr als dreimal unter den Top Ten zu sein.

Naspers – der afrikanische Börsengigant

In einer exzellenten charttechnischen Verfassung befindet sich auch Naspers Ltd. (ISIN: ZAE000015889). Das südafrikanische Medien- und Verlagsunternehmen, das übrigens eine nennenswerte Beteiligung an Tencent hält, verfügt über einen blitzsauberen langfristigen Aufwärtstrend, und der letzte Kursrekord stammt von Ende Mai.

Die nach Börsenwert schwerste afrikanische Aktie ist gemäss einer Meldung vom vergangenen Freitag mit einem Plus während der vergangenen zwölf Monate von 6 Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar Umsatz gekommen und hatte einen Anstieg des angepassten Nettogewinns von 21 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar. Ein hohes geschätztes KGV von gut 33 für 2016 spricht dafür, dass die Gesellschaft in der Pflicht steht, weiteres Wachstum abzuliefern, um die erreichte Bewertung zu rechtfertigen.