Mit der Erholung des Ölpreises in diesem Jahr haben auch Ölaktien floriert und sind im Durchschnitt um 70 Prozent angestiegen. Kaum glauben möchte jedoch jemand, dass dieser Trend sich weiter so fortsetzen wird.

Nicht nur die Bewertung der Firmen ist das Problem, sondern auch der Ölpreis selbst, der zum Wochenauftakt nachgab. So führte die Entscheidung der Opec vorletzte Woche, die Fördermenge zu reduzieren, zu viel Skepsis.

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Produktionsländer könnten Ölpreis ansteigen lassen

Saudi-Arabien etwa ist bekannt für die notorische Missachtung von gesetzten Förderquoten. Doch steht gerade dieses Land unter weitaus grösserem finanziellem Druck als vielerorts angenommen. Entbehrungen und Sparpläne machen die Runde – etwas bisher unbekanntes. Trotz tiefer Produktionskosten kann es sich einen Ölpreis um die 40 US-Dollar schlichtweg nicht mehr länger leisten.

Der geplante Börsengang von Saudi Aramco als das Kronjuwel soll zudem zu einem angemessenen Preis über die Bühne gehen. Dies funktioniert jedoch nur bei einem im Vergleich zu heute höheren Ölpreis. Entgegen aller Meinungen kann daher angenommen werden, dass dem gezeigten Willen der Produktionsländer nun auch effektiv Taten folgen werden – mit Saudi Arabien an der Spitze.

Die Zukunft liegt im Schieferöl

Wirft man einen Blick in die längerfristige Zukunft, so stellt man unweigerlich fest, dass weltweit keine nennenswerten Förderungsprojekte am Horizont zu erblicken sind, welche versiegende Ölfelder ersetzen könnten.

Beim aktuellen Ölpreis scheitert es vielerorts an der Wirtschaftlichkeit – mit Ausnahme der US-Schieferölindustrie. Trotz der enormen Rallye handeln viele dieser Firmen weiterhin substanziell unter den Höchstständen von 2014. Zu teuer – hört und liest man vielerorts, denn die Aktienpreise dieser Firmen implizieren einen theoretischen Ölpreis von 60 US-Dollar pro Barrel oder höher. Tatsächlich jedoch untergraben solche Statements die enormen Produktivitätssteigerungen, welche die Ölindustrie in den USA an den Tag gelegt hat. Waren die Produktionskosten vor etwas mehr als zwei Jahren noch bei 70 bis 80 US-Dollar pro Fass, so sind diese heute bei 50 US-Dollar, Tendenz weiter sinkend. Zudem bleibt das längerfristige Förderpotenzial der US Schieferölindustrie unter Wert geschlagen, zieht man die geologischen Vorteile und Ingenieurskunst vor Augen.

Es gibt eine Reihe von aktiv verwalteten Fonds mit Fokus US-Ölaktien. Vielversprechend sind auch aufkommende liquide alternative Fonds wie Long/Short Hedge Funds mit Spezialisierung auf Ölaktien wie Förderer, Pipelines, Zulieferern und Serviceunternehmen. Denn wo Gewinner, da auch Verlierer. Schlussendlich jedoch sind wir überzeugt, dass der US Ölsektor weiter laufen wird wie «geschmiert».

Matthias Jenzer*Matthias Jenzer, CIO, Quilvest (Switzerland) Ltd