Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft schwer getroffen. In der ersten Jahreshälfte brach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um rund 9 Prozent ein. Anders ausgedrückt: Der Schweiz gingen fast 17 Milliarden Franken an Wertschöpfung verloren. Seither konnte die Wirtschaft den Einbruch zu zwei Dritteln wieder gut machen: Dies schätzt Alexis Körber, Konjunkturexperte von Bak Economics. Denn im dritten Quartal zog die Konjunktur mit 7 Prozent wieder ordentlich an – macht ein Plus von knapp 12 Milliarden.

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Doch die zweite Corona-Welle verheisst nichts Gutes für den Rest des Jahres. Und die jüngsten Exportzahlen bestätigen dieses Bild.

Für das Gesamtjahr rechnen die Ökonomen des Basler Forschungsinstituts mit einem BIP-Rückgang von 3,8 Prozent aus, der auch im kommenden Jahr nicht vollständig aufgeholt werden kann. Ein Grund dafür ist der starke Einbruch der Exporte, der bei den Gütern rund 4 Prozent beträgt, bei den Dienstleistungen sogar fast 15 Prozent – vor allem wegen der Einbrüche bei Tourismus, Verkehr, Transport. 

Mehr Arbeitslose in diversen Branchen

Für gewisse Branchen sehe es schlecht aus. «Nach wie vor am meisten von der Pandemie betroffen sind diejenigen Bereiche, die mit persönlichen Dienstleistungen zu tun haben», sagte Bak-Chefökonom Martin Eichler. Konkret leide die Tourismus-Industrie weiterhin massiv unter der Corona-Pandemie. Und so schnell dürfte es für diese auch nicht wieder aufwärts gehen.

Dies werde sich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken: Die Arbeitslosenquote werde im kommenden Jahr auf über 4 Prozent ansteigen. Besonders von Personalabbau betroffen sind neben Gastronomie und Kulturbranche die Industrie. 

Kurzarbeit und Stellenabbau nach Branche
Quelle: BAK Economics

Pandemie kostet die Schweizer Wirtschaft 76 Milliarden

In diesem Szenario geht das Wirtschaftsinstitut davon aus, dass die derzeitigen Massnahmen des Bundesrats ausreichen, um die Pandemie einzudämmen, und dass es nicht wie in den Nachbarländern zu weiteren (Teil-)Lockdowns kommt. «Die Unsicherheit ist so gross wie noch nie», sagt Körber. Die Experten zeigen auf, was passieren würde, wenn sich die zweite Welle ausbreitet und es zu einem Lockdown käme: Es käme wieder zu einer Rezession, die sich bis ins nächste Jahr zieht. Der Wirtschaftseinbruch beliefe sich auf über 4 Prozent und 2021 würde die Wirtschaft nur um zaghafte 1 Prozent wachsen. 

Sollten die Infektionszahlen jedoch schneller zurückgehen und gäbe es früher als erwartet einen medizinischen Durchbruch gegen das Virus, könnte die wirtschaftliche Erholung bereits im zweiten Quartal 2021 einsetzen.

Corona-Krise: BIP-Verlust in der Schweiz bis 2022
Quelle: BAK Economics

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der Weltwirtschaft ab. Die zweite Corona-Welle verursacht einen erneuten Einbruch, wenngleich der nicht so tief sein sollte wie im Frühjahr. Eine Entspannung sei erst im Sommer 2021 zu erwarten, mit einer Normalisierung rechnen die Konjunkturexperten dann in der zweiten Jahreshälfte. «Bis dahin müssen wir mit Einschränkungen leben», sagt Martin Eichler, Chefökonom von Bak Economics.

Stärkerer BIP-Einbruch als in Finanzkrise

Das weltweite BIP sei um 10 Prozent eingebrochen und im Vergleich zur Finanzkrise massiv, vor allem wegen der Auswirkungen auf den Dienstleistungssektor, wegen Produktionsausfällen und weniger Nachfrage bei Konsum und Investitionen. In der zweiten Welle rechnet Eichler kaum mehr mit Produktionsausfällen, da die globalen Lieferketten heute anders als beim Corona-Schock Anfang des Jahres funktionieren.

Dennoch gäbe es Risiken: Vor allem wenn die Impfstoff-Entwicklung scheitert, würde sich die Erholung der Weltwirtschaft im nächsten Jahr verzögern. 

(mlo)