Seit rund eineinhalb Jahren versuchen Notenbanken weltweit, mit Zinserhöhungen, die Inflation zu bändigen. Doch nun scheint diese Welle von Zinserhöhungen zumindest vorerst gestoppt: Gleich vier wichtige Zentralbanken haben bei ihrem Zinsentscheid diese Woche auf eine weitere Erhöhung verzichtet. 

Die grösste Überraschung war der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie beliess den Leitzins auf 1,75 Prozent. Die meisten Ökonomen hatten mit einem kleinen Zinsschritt auf 2 Prozent gerechnet. Die SNB rechtfertigte das Stillhalten damit, dass die vergangenen Zinserhöhungen den Inflationsdruck bereits etwas gelindert hätten und die prognostizierte Inflation über die nächsten zwei Jahre knapp im Bereich der Preisstabilität läge.

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Bank of England sieht Abkühlung

Eher unerwartet kam gestern auch das Stillhalten der Bank of England, schliesslich liegt dort die Inflation immer noch bei hohen 6,7 Prozent. Doch die Mehrheit des obersten Entscheidungsgremiums wertete den rückläufigen Trend der Inflation höher als das Niveau und verwies auf die Abkühlung gewisser Bereiche der Wirtschaft. Das rekordhohe offizielle Lohnwachstum wird als vorübergehend eingeschätzt, weil sonstige Lohnindikatoren eine Entspannung anzeigen.

Dass die US-Notenbank Fed diese Woche den Leitzins zwischen 5,25 und 5,5 Prozent belassen würde, hatte sich schon länger abgezeichnet. Die Frage ist eher, wie lange die Zinsen noch so hoch bleiben. Umso mehr überraschte, dass einige Fed-Mitglieder doch noch höhere Leitzinsen prognostizieren. 

Die Bank of Japan (BoJ) erfüllte heute ebenfalls, was man von ihr erwartet hatte. Keine Änderung ihrer Geldpolitik und schon gar keine Zinserhöhung. Obwohl die Inflation auch in Japan deutlich gestiegen ist, zögert die BoJ noch nimmer, die seit Jahren hyperexpansive Geldpolitik zu beenden. 

So bleibt die Woche ohne Notenbank-Action. 

Das stimmt aber nur für die Grossen: In ihrem Schatten hat zum Beispiel die schwedische Riksbank die Leitzinsen um einen Viertelpunkt auf 4 Prozent erhöht und zieht damit mit der EZB gleich, die letzte Woche die Zügel ebenfalls nochmals leicht gestrafft hat.

Türkische Zentralbank bekämpft Hyperinflation

Und in der Türkei wurden die Zinsen gar um 5 ganze Prozentpunkte auf 30 Prozent hochgeschraubt, während in Brasilien die Geldpolitik bereits wieder gelockert wird.

Die türkische Zentralbank kämpft gegen eine ausser Kontrolle geratene Inflation und die Entwertung der Lira. Diese hat seit Anfang Jahr nochmals um ein Drittel zum Dollar eingebüsst. Die Inflation lag im August bei 59 Prozent. 

Brasilien dagegen kann sich angesichts einer Inflation von unter fünf Prozent etwas tiefere Zinsen leisten. Nach der zweiten Zinssenkung in Folge liegt der Leitzins nun bei 12,75 Prozent.

rop
Peter RohnerMehr erfahren