Der Januar war an den Börsen bisher ein rabenschwarzer Monat. In der Schweiz sackte der Aktienmarkt gemessen am Swiss Market Index um mehr als 6 Prozent ein, der US-Technologie-Index Nasdaq als Überflieger der letzten Jahre sogar um beinahe 9 Prozent. 

Für die Entwicklung werden viele Gründe genannt: der drohende Krieg in der Ukraine, die anhaltenden Folgen von Omikron, die verstopften Wertschöpfungsketten. Und vor allem: die Aussichten auf ein Ende der Geldschübe durch die Notenbanken.

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Seit langem konnten sich Börsianerinnen und Börsianer darauf verlassen, dass ihnen Notenbanken mit billigem Geld zu Hilfe eilen, wenn Gefahr droht. Die Inflationsschübe in vielen Ländern lassen das nicht mehr zu. Die Wahrung der Preisstabilität ist immerhin die Hauptaufgabe der Damen und Herren des Geldes.

Erwünschte Schubumkehr

Die Notenbank der USA, die wichtigste für die Kapitalmärkte, plant jetzt eine Schubumkehr. Am Mittwochabend hat sie die entsprechenden Erwartungen bestätigt. Ab dem März plant sie, die Zinsen wieder zu erhöhen und darauf auch ihre Bilanz abzubauen, die im Zuge ihrer Geldschübe auf beinahe 9000 Milliarden Dollar angewachsen ist. Auf den Kapitalmärkten kommt diese Kehrtwende angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken allerdings einem perfekten Sturm gleich.

Dass aber ohne die Absicherung der Notenbanken wieder Risiken, Chancen und Unternehmensgewinne die Kurse bestimmen, ist dennoch begrüssenswert, auch wenn das nicht für die aktuellen Risiken selbst gilt. Leider gibt es in Europa bisher keine Anzeichen für eine geldpolitische Normalisierung. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) und in deren Windschatten der Schweizerischen Nationalbank sind keine solchen Absichten zu vernehmen. In Europa, wo die Inflation auch zu hoch ist gemessen an den Zielwerten der EZB, könnte sich das nach Ansicht vieler professioneller Beobachterinnen und Beobachter noch ändern.

Nimmt man die Vergangenheit zum Massstab, besteht je nach Entwicklung auch die Gefahr, dass selbst die US-Notenbank am Ende zurückkrebst, wenn die Kapitalmärkte zu stark unter Druck kommen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie selbst dann ihrem neuen Kurs treu bleibt. Davon hängt schliesslich ihre Glaubwürdigkeit ab. Gute Gründe für erneute Geldschübe gäbe es nur, wenn eine Rezession oder eine zu tiefe Inflation droht. Von beidem ist bisher nichts zu sehen. 

Markus Diem Meier
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