Die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Importzölle auf mexikanische Waren könnten die US-Notenbank Fed Experten zufolge noch in diesem Jahr zu Zinssenkungen bewegen. Die Aussicht auf stetig steigende Zölle auf Importe aus dem Nachbarland habe das Risiko für die Wirtschaft und die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed darauf antworten muss, deutlich erhöht, hieß es bei einer ganzen Reihe von Analysten und Volkswirten am Freitag.

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«Der Schaden für das Geschäftsvertrauen könnte von Dauer sein», schrieb JP Morgan-Volkswirt Michael Feroli. Zur nächsten Sitzung Mitte Juni rechnen die wenigsten Experten mit einer Zinssenkung, doch im September und Dezember könnte die US-Notenbank jeweils diesen Schritt gehen, prognostiziert Feroli.

Bis zu 0,75 Prozentpunkte

Die Finanzmärkte preisen nun zwei Zinssenkungen der Fed um jeweils 0,25 Prozentpunkte noch in diesem Jahr ein. Die Analysten der Bank Barclays erwarten sogar, dass die Notenbank bis zum Jahresende die Zinsen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte senkt.

Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent, nachdem die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell ihn im vergangenen Jahr wegen der guten Konjunktur aggressiv angehoben hatten. Dieses Jahr schwenkten sie wegen des Handelsstreits mit China und der schwächeren Weltwirtschaft um und verordneten sich eine Pause.

Die Zinsen zu senken, wie von US-Präsident Trump gefordert, hielt die Fed bisher für nicht gerechtfertigt, weil viele Konjunkturdaten auf anhaltendes Wachstum hindeuteten.

Auto-, Öl- und Agrarbranche betroffen

Doch das könnte sich nun ändern. Der neue Zollstreit mit Nachbarland, der besonders die Auto-, Öl- und Agrarbranche der USA trifft, könnte die Fed dazu bringen, ihre Zinssenkungsmunition zu gebrauchen.

Trump hatte Importzölle auf sämtliche mexikanische Waren angekündigt, um das Land zu Maßnahmen gegen illegale Migration zu zwingen. Von Juni bis Oktober sollen die Aufschläge in Fünf-Prozent-Stufen auf bis zu 25 Prozent steigen, wenn Mexiko nicht reagiert.

Die Konjunkturaussichten seien trüber geworden, sagte Cornerstone-Analyst Roberto Perli. Die Auswirkungen der Zölle seien schwer einzuschätzen. «Aber es wäre naiv zu glauben, dass nur Mexiko dadurch etwas zu verlieren hat.»

Enge Beziehungen zu Mexiko

Das Nachbarland sei viel enger mit den USA verflochten als China und Waren überquerten die Grenzen mehrfach, erläutert Oxford Wirtschaftsanalyst Gregory Daco die besonderen Risiken. So wird etwa Rohöl aus Mexiko in den USA zu Benzin und anderen petrochemischen Produkten verarbeitet und dann wieder nach Mexiko verkauft.

«Die massiven Störungen der Lieferketten, der deutlich engere finanzielle Spielraum und das gesunkene Verbrauchervertrauen würden den direkten Zollschock verstärken und die Wahrscheinlichkeit eines ökonomischen Abschwungs erhöhen», argumentiert Daco.

Aufschlüsse über die Einschätzung der US-Währungshüter dürfte ihre nächste Sitzung am 18./19. Juni geben.

(reuters/mlo)