Kaffee- und Tee-Exporte aus der Schweiz in die EU boomen. Für mehr als 600 Millionen Franken finden die Genussmittel mit Schweizer Kreuz den Weg in den europäischen Markt. Allen voran die beliebten Automatenkapseln von Nespresso des Lebensmittelriesen Nestlé. Das halten Switzerland Global Enterprise (S-GE) und die Credit Suisse in einer neuen Studie zum Schweizer Exportmarkt fest.

 

Das Fazit: Schwergewichtige Export- und Traditionsmärkte wie Deutschland und Frankreich sind für Schweizer Lieferanten wichtiger als gedacht. Rund drei von vier Exportfranken verdient die Schweiz in reifen Märkten, also nicht aufstrebenden Wachstumsmärkten wie China und Indien.

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Traditionsmärkte mit Charme

 

Reife Märkte taugen als Treiber der Schweizer Wirtschaft. Deutschland, die USA, Frankreich, Kanada oder Japan gelten als Traditionsmärkte, aber bis anhin nicht unbedingt als Verheissung für die Zukunft. Die Studie von S-GE und CS zeigt indes, dass auch diese Märkte ihren Charme haben und zur Dynamik der Schweizer Exportindustrie massgeblich mittragen.    

 

Exporte in die Euro-Zone machen noch immer fast die Hälfte des Exportvolumens aus. Allein nach Deutschland lieferten die Schweizer Unternehmen letztes Jahr Waren im Wert von 43,1 Milliarden Franken. Die beiden südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern importieren gemäss S-GE und CS doppelt so viele Schweizer Ware wie China.    

 

Anlass zum Optimismus    

 

Im Vordergrund stehen Pharma, Medizinaltechnik, Textil und Präzisionsinstrumente. «Die kulturelle und geografischen Nähe sowie der privilegierte Marktzugang machen den Export in die Euroländer attraktiv», sagt S-GE-Chef Daniel Küng. Es bestehe Anlass zum Optimismus, auch wenn derzeit die deutsche Autoindustrie schwächelt. Die Exporte dürften weiter zulegen, «wenn auch etwas langsamer als in den letzten Jahren.» Die CS geht zudem davon aus, dass sich der Franken gegenüber dem Euro leicht abschwächen wird – noch ein Booster für den Export.   

Zweitwichtigster Markt sind die USA, die 16 Prozent der Exporte aus der Schweiz ausmachen. Hier stehen Pharma, Medizinaltechnik und Lebensmittel im Vordergrund. Das jährliche Wachstum liegt über 10 Prozent. Ähnlich dynamisch entwickelt sich der Handel mit dem nördlichen Nachbarn Kanada. Zwar lag er 2018 mit 3,7 Milliarden Franken noch tief. Doch in den letzten 20 Jahren sind die Warenexporte aus der Schweiz durchschnittlich um 7,5 Prozent pro Jahr gestiegen.    

 

«Enfant Terrible» Frankreich    

 

Nur die Grande Nation geht einen eigenen Weg, der es Schweizer Exporteuren nicht immer einfach macht. Frankreich gilt in den Augen der Studienverfasser als schwieriger Markt. Zwar profitiert die Schweizer Exportindustrie stark von der französischen Autoindustrie, die auf Zulieferteile aus der Schweiz baut. Doch die Studienverfasser warnen vor «zahlreichen eigenen Regulierungen und EU-Vorschriften». Erwähnt wird hier die Lebensmittelindustrie und die Medizinaltechnik, wo «eigene Zertifizierungs- und Deklarationsprozesse durchlaufen» werden müssen.

 

(red)