Wenn an der Jahresversammlung der Schweizer Payment-Nerds jemand von der Nationalbank auftritt, hören alle genau hin. Passiert ist das am Montag am Swiss Payment Forum, wo SNB-Direktorin Andrea Maechler zu einem brandheissen Thema sprach: Kryptowährungen und die Zukunft des Bezahlens.

Oder irgendwie auch nicht, denn schnell wurde klar, dass sich an der skeptischen Haltung der Nationalbank nicht viel geändert hatte. Im Gegenteil. Man sei pas très chaud darauf, sagte Maechler. Ein digitales Notenbankgeld für Kleinkunden sei «keine gute Idee», so die Notenbankerin. Es bringe keine Vorteile, bloss neue Risiken.

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Worum geht es? Weltweit diskutieren Ökonomen und Ökonominnen in und – vor allem – ausserhalb von Notenbanken, ob es im 21. Jahrhundert nicht so etwas wie digitales Bargeld brauche. Geld, das wie Banknoten direkt von der Notenbank stammt und nicht von einer privaten Bank. Wer heute elektronisch bezahlt, tut dies nämlich immer mit Geld, das von privaten Banken ausgegeben wird (wie das genau funktioniert, haben wir hier mal zusammengestellt). Die Idee ist einleuchtend: Mit einem digitalen Franken, der direkt von der SNB stammt, bezahlten die Leute sicherer. 

SNB spürt eine Sorge der Banken vor dem digitalen Franken

Das Problem: Die Banken sorgen mit ihrem digitalen Geld nicht nur dafür, dass wir im Laden bezahlen und unsere Rechnungen online begleichen können, sie können damit auch selbst Geld schaffen. Vergeben Sie einen Kredit mit Bargeld, müssen sie sich dieses bei der Notenbank beschaffen. Einen elektronischen Kredit hingegen können sie selbst mit eigenem Geld alimentieren. Würde das elektronische Geld direkt von der Nationalbank ausgegeben, fiele diese Geldschöpfung weg. 

«Einige Banken machen sich grosse Sorgen, was ein digitales Notenbankgeld für Endkunden mit Blick auf die Disintermediation der Banken bedeuten würde», sagt Maechler. Oder übersetzt: Verlieren die Banken ihre Vermittlerrolle, wenn Kleinkunden ihr Spargeld direkt bei der Nationalbank parkieren können?

«Wer kann dann noch Kredite vergeben?», fragt Maechler. Und wie managen die Banken ihre Liquidität, denn die Kunden in unsicheren Zeiten das Geld auf dem Konto mit einem Klick zur Nationalbank transferieren können? Zwar könne man mit dem richtigen System-Design das eine oder andere Problem vermeiden, so Maechler. Aber gleichzeitig würde man so zum «Mikromanager» der Geldpolitik. Darauf hat die SNB offenbar keine Lust.

Grafik: So funktioniert Geld
Quelle: Tessy Ruppert

Die Nationalbank stellt sich nicht grundsätzlich gegen digitales Notenbank-Geld. So forscht die SNB schon länger zusammen mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel an einem digitalen Franken. Nur soll der nicht für Kleinkunden, sondern für jene sein, die schon heute ein Konto bei der SNB führen dürfen: Banken.

Interessant dabei sei vor allem eine Anwendung, so Maechler. Internationale Zahlungen. Derzeit läuft ein entsprechender Test zusammen mit der französischen Notenbank. Ein Bericht dazu solle Anfangs Dezember erscheinen.

Zahlungen sollen schneller werden

Im Inland hat die Nationalbank andere Prioritäten. Sie stört sich zunehmend daran, dass die Schweiz mittlerweile zu den langsamsten gehört, wenn es um das Tempo im Zahlungsverkehr geht. Das Zauberwort hier heisst Instant Payment. «Die Leute fragen sich, warum wir nicht so schnell überweisen können, wie wir Whatsapp-Nachrichten verschicken», so Maechler

In Europa ist die Schweiz bald das letzte Land, indem es noch keinen Standard für solche Sofort-Zahlungen gibt. Die EU hat Instant Payments genauso eingeführt wie die USA oder China. Es sei das «new Normal», so der Titel über eine Folie in Maechlers Vortrag. 57 Prozent der europäischen Banken hätten Instant Payment für ihre Kunden umgesetzt. 

Nun fordert Maechler von den Schweizer Banken mehr Tempo. «In den nächsten zwei Jahren müssen die Banken bereit sein, Retail-Zahlungen instant durch das SIC-System abzuwickeln.» Die SIX habe die Vorarbeit gemacht, nun sei es an den Banken, endlich nachzuziehen. Das sei die Zukunft des Bezahlen, so Maechler. Payment über Bankkonten und das Zahlungssystem der Nationalbank.

Nachdem Vortrag wollte ein Zuschauer noch von Mechler wissen, wie sie denn Währungen wie Bitcoin einstufe. Zuvor liess sie in einem Nebensatz mal die Bemerkung «die bezeichnen sich selbst als Währung» fallen. Was, wenn nicht eine Währung, sei dann Bitcoin? Maechler trocken: «Ein spekulatives Assets?»