Die US-Schuldenuhr tickt unerbittlich. Sie steht mittlerweile bei über 36 Billionen Dollar. Aber who cares? Schulden sind kein Problem, solange die Mittel zur Bedienung vorhanden sind und sich Gläubiger um die Papiere reissen. Genau das ist das grosse Privileg der USA. Da sie eine verlässliche und finanzkräftige Nation sind und mit dem Dollar über die globale Leitwährung verfügen, finanziert der Rest der Welt ihr Defizit noch so gerne.
US-Staatsanleihen gelten als sichere Anlagen, für die es immer einen Abnehmer gibt. Deswegen können sich die USA höhere Haushaltsdefizite leisten, ohne dass die Finanzierungskosten steigen – so ist es zumindest bis vor kurzem gewesen.
Doch Präsident Trump ist drauf und dran, diesen Vorteil preiszugeben, indem er den Ruf der USA als seriösen Partner zerstört und die Staatskasse noch weiter strapaziert. Prompt beginnen die Zinskosten auch für die USA zu steigen, weil Investoren langfristige US-Staatsanleihen abstossen. Die USA sind kein Topschuldner mehr, zu hoch die Defizite, zu wacklig die Stabilität der Institutionen.
Einmal zerstörtes Vertrauen wieder aufzubauen, braucht Zeit.
Für eine Trendwende müsste Trump das Vertrauen zurückgewinnen oder die Schuldenmacherei stoppen. Beides ist ihm nicht zuzutrauen: Einmal zerstörtes Vertrauen wieder aufzubauen, braucht Zeit. Die radikalen Sparübungen seines Ex-Vertrauten Elon Musk bringen den Haushalt noch lange nicht ins Lot. Deshalb könnten die USA in eine Schuldenkrise schlingern, bei der wie einst bei Griechenland steigende Refinanzierungskosten zu mehr Schulden und noch höheren Zinsen führen. Mit dem Unterschied, dass am Ende nicht der Staatsbankrott oder der Bail-out steht, sondern die Finanzierung durch die Geldpresse. Inflation und eine Dollar-Krise wären die Folgen.
«Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem», sagte der frühere US-Finanzminister John Connally bei den Verhandlungen über das Weltwährungssystem nach 1971. Die Worte gelten auch heute. Da die USA der ganzen Welt Geld schulden, hängen alle mit drin. Auch wir: Die Schweiz gehört zu den zehn grössten Gläubigern; allein die SNB hält schätzungsweise 200 Milliarden US-Staatsanleihen als Devisenreserven. Der Exodus aus dem Dollar und aus US-Staatsanleihen hätte zudem eine massive Flucht in den Franken, eine Aufwertung und noch tiefere Zinsen zur Folge. Schon jetzt sind die Renditen der Bundesanleihen mit Laufzeiten bis sechs Jahre unter null.
Vielleicht könnte das übrige Europa einen Teil absorbieren. Im Gegensatz zu den USA verbessern sich dort – mit Ausnahme von Frankreich – aktuell die Bonitätsparameter. Auch an Deutschlands Kreditwürdigkeit zweifelt trotz Aufgabe der Schwarze-Null-Politik niemand. Dass die Hoffnung nun auf der Euro-Zone liegt, die vor wenigen Jahren noch selbst an den Schulden fast zerschellt wäre, zeigt, wie dramatisch sich die Zeiten mit Trump geändert haben.