Der US-Dollar wird schwächer und schwächer – und das in einem Ausmass, das es seit über 50 Jahren nicht mehr gegeben hat. Seit Jahresbeginn hat der Dollar über 10 Prozent gegenüber anderen Leitwährungen wie Euro, Yen, Pfund oder Franken eingebüsst. Damit erlebt die Weltleitwährung das schwächste erste Halbjahr seit 1973 und dem Ende des Bretton-Woods-Systems, das nach dem Zweiten Weltkrieg als umfassende Neuordnung der Weltwirtschaft eingeführt wurde.

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Besonders Donald Trumps (79) zweiter Einzug ins Weisse Haus drückt den Dollar-Kurs. Seine aggressive Zollpolitik und der geplante, massive Schuldenaufbau durch sein Steuerpaket lassen Investoren weltweit den Rückzug antreten. Die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank Fed wird durch den Präsidenten ebenso infrage gestellt wie die Rolle des Dollars als sicherer Hafen, schreibt die «Financial Times».

Renditen hinken wegen Dollar hinterher

Besonders bitter für US-Anleger: Trotz Allzeithochs an der Wall Street hinken die Renditen – umgerechnet in Euro oder Franken – wegen des schwachen Dollars deutlich hinterher. Und während viele zum Jahresanfang mit einem starken «Greenback» gerechnet hatten, profitieren nun der Euro oder der Schweizer Franken. Gegenüber dem Franken ist der Dollar letzte Woche unter die 80-Rappen-Marke gefallen. 

Für Trump und die USA hat ein schwächerer Dollar auch Vorteile: Er macht US-Exporte wettbewerbsfähiger, weil amerikanische Produkte im Ausland günstiger werden. Das kann das Handelsbilanzdefizit verringern – ein zentrales Anliegen von Trump. Andererseits steigt durch eine schwache US-Währung auch der Inflationsdruck in Amerika. 

Die Theorie, dass Trump bewusst eine Schwächung des Dollars in Kauf nimmt, hält sich bei Beobachtern hartnäckig. Einerseits hat sich der US-Präsident wiederholt gegen einen «zu starken Dollar» ausgesprochen. Andererseits würden die immensen Schulden Amerikas, die der US-Präsident mit dem geplanten Steuergesetz noch weiter aufblähen wird, günstiger werden. Gut möglich also, dass Trump sich über das historisch schlechte Abschneiden seiner Währung freut.