Die Anleihen der Deutschen Pfandbriefbank (PBB) haben einen beispiellosen Kursrutsch erlitten, nachdem ein Analystengespräch die Sorge in Bezug auf das Engagement des Immobilienfinanzierers am US-Gewerbeimmobilienmarkt schürte. Auch die Aktien haben mit 4.64 Euro einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Eine 150 Millionen Euro schwere nachrangige Tier-2-Anleihe der Bank wurde am Dienstag zu 52 Cents je Euro indiziert und damit 17,4 Cents niedriger als am Vortag. Dies war der bei weitem stärkste Rückgang, den die Anleihe jemals verzeichnete. 

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Auch die nachrangige AT1-Anleihe der Pfandbriefbank über 300 Millionen Euro fiel um 9,5 Cent und erlitt damit noch stärkere Einbussen als im Zuge der Komplettabschreibung der Credit-Suisse-AT1-Anleihen im vergangenen Jahr. Die beiden letztgenannten Papiere geben am Mittwoch weiter nach.

AT1- und Tier-2-Anleihen sind Kapitalinstrumente, die in der Bilanz zwar Fremdkapital darstellen, aber auch dazu dienen können, Verluste aufzufangen, indem sie in Aktien gewandelt oder abgeschrieben werden.

In einer Telefonkonferenz von Morgan Stanley mit Kunden wurde informierten Kreisen zufolge empfohlen, Anleihen der Bank abzustossen. 

Finanzministerin Janet Yellen ist besorgt

Geschäftsimmobilien sind das Kerngeschäft der Pfandbriefbank. 15 Prozent des Portfolios fallen auf Immobilien in den USA.  Dies macht Anleger nervös, seit die New York Community Bancorp letzte Woche einen überraschenden Verlust meldete und ihre Dividende kürzte.

US-Finanzministerin Janet Yellen hat die Einbussen bei amerikanischen Gewerbeimmobilien als besorgniserregend bezeichnet. Die Aufsichtsbehörden arbeiteten jedoch daran, dass die Reserven für Kreditausfälle und die Liquidität im Finanzsystem ausreichend sind, um die Probleme zu bewältigen.

«Ich bin besorgt», antwortete Yellen am Dienstag vor dem Kongress auf die Frage eines demokratischen Abgeordneten. «Ich glaube, dass es beherrschbar ist. Es gibt jedoch einige Institute, die durch dieses Problem ziemlich unter Stress geraten sind.»

Gutachter haben die Folgen der gestiegenen Zinsen für den Wert von US-Unternehmensimmobilien noch nicht vollständig abgeschrieben, wie Green Street anmerkt. Die Analysten gehen davon aus, dass in diesem Jahr in der Branche insgesamt weitere Wertberichtungen von bis zu 15% erforderlich sein könnten.

«Schätzwerte sind viel zu hoch»

«Die Schätzwerte sind nach wie vor viel zu hoch, und weitere Wertverluste sind notwendig, damit die Werte mit der Realität Schritt halten können», heisst es in einer Green-Street-Analyse. Bei Banken, die sich bei ihren Entscheidungen auf diese Bewertungen stützen, sei die Wahrscheinlichkeit von Wertminderungen grösser. Einige könnten unter Druck geraten.

In der Folge des starken Kursverlusts sah sich die Pfandbriefbank am Mittwoch genötigt, einen Monat früher als geplant die vorläufigen Zahlen für 2023  vorzulegen. Sie zeigten, dass der Gewinn auf 90 Mio. Euro zusammengesackt ist. Noch im Herbst wurde ein Gewinn von 170 bis 200 Mio. Euro in Aussicht gestellt.

PBB-Sprecherin Grit Beecken sagte, der in den Ergebnissen des dritten Quartals abgegebene Gewinnaubslick der Bank berücksichtige alle bekannten und relevanten Fakten, auch solche im Zusammenhang mit der Risikovorsorge. «Aus heutiger Sicht gibt es keinen Grund, davon abzuweichen», erklärte Beecken per E-Mail. 

Morgan Stanley antwortete nicht auf Bitten um Stellungnahme.

Landesbank Baden-Württemberg ebenfalls betroffen

PBB ist der grösste Verlierer in einem Bloomberg-Index für auf Euro lautende Bankanleihen. Auch andere stehen allerdings unter Druck. Am Dienstag fiel auch die 750 Millionen schwere AT1-Anleihe der Landesbank Baden-Württemberg und eine Anleihe der Aareal Bank über 300 Millionen Euro. Sie setzen ihren Rückgang am Mittwoch fort.

Droht die US-Gewerbeimmobilienkrise auch auf Schweizer Banken über zu schwappen? Marktführer UBS ist nicht betroffen. Wie es in Finanzkreisen heisst, hat die grösste Bank der Schweiz keine Engagements im US-Büroimmobilien-Markt. Die UBS sei nur im Schweizer Gewerbeimmobilienmarkt aktiv. 

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(bloomberg/gku/rop/ali)