Eine Nachfrist für die Überweisung von 650 Millionen Dollar an Kupon- und Tilgungszahlungen läuft am 4. Mai ab, nachdem die Mittel Anfang April zunächst blockiert worden waren. Die erste Zahlungsunfähigkeit Russlands bei Auslandsschulden seit mehr als einem Jahrhundert schien schon so gut wie sicher, als das russische Finanzministerium Ende letzter Woche überraschend bekannt gab, dass die Gelder nun endlich durch das Finanzsystem flössen.

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Allerdings müssen die Dollars noch die letzten Stationen durchlaufen. Nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person war die Zahlung am Montagnachmittag noch bei keiner der europäischen Clearingstellen eingegangen.

Die Komplikationen sind das Ergebnis der weitreichenden finanziellen und wirtschaftlichen Sanktionen, die gegen Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine verhängt wurden. Dazu gehören Sanktionen gegen einige der grössten Banken des Landes, die Beschlagnahme von Vermögenswerten und das Einfrieren der Devisenreserven der Zentralbank.

Dollarbestände anzapfen

Der Countdown zum Zahlungsausfall begann zu ticken, als JPMorgan Chase und Co. auf Anweisung des US-Finanzministeriums die Zahlungen für die Anleihen einstellte. Russland versuchte, das Problem durch Zahlung in Rubel zu umgehen, doch die Rating-Agenturen stuften dies als einen Verstoss gegen die Anleihebedingungen ein.

Doch kurz vor Ablauf der Frist am Freitag zapfte Russland seine heimischen Dollarbestände an und erklärte, dass es das Geld an die Zahlstelle überwiesen habe. Das entspricht dem Ziel des US-Finanzministeriums, weil Russland dadurch gezwungen ist, lokale Reserven einzusetzen, die andernfalls zur Finanzierung der Kriegsanstrengungen hätten verwendet werden können.

Die Gelder decken die Tilgung einer 2022 fälligen Anleihe und den Kupon einer 2042 fälligen Anleihe. Sollte das Geld tatsächlich fliessen, würde Russland wohl den ersten Zahlungsausfall in Fremdwährung seit der Machtübernahme durch die Bolschewiki vermeiden.

Die Atempause könnte allerdings kurzlebig sein, denn am 25. Mai läuft eine Ausnahmeregelung der US-Sanktionen aus, die derzeit die Zahlungen von Staatsanleihen verschont. Das Office of Foreign Assets Control des Finanzministeriums hat sich noch nicht dazu geäussert, ob die Frist verlängert wird. Nur wenige Tage nach Ablauf der Frist werden Zinsen auf Dollar- und Euro-Bonds fällig.

(bloomberg/tdr)