Die politischen Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank gehen zunehmend davon aus, dass die Zinssätze noch in diesem Jahr über die Nulllinie steigen werden, heisst es von Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

Die Ratsmitglieder hätten sich bereits einer Anhebung um einen Viertelpunkt im Juli angenähert. Daher halte der Rat über beide Lager hinweg mindestens zwei weitere Zinsschritte in dieser Grössenordnung vor Januar für realistisch, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

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Drei Erhöhungen des Einlagensatzes erwartet

Dies würde darauf hindeuten, dass sich die EZB-Vertreter allmählich den Einschätzungen der Geldmärkte anpassen. Dort wetten die Anleger derzeit auf drei Erhöhungen des Einlagensatzes von derzeit -0,5 Prozent noch in diesem Jahr.

Es seien keine Entscheidungen über künftige geldpolitische Massnahmen getroffen worden, hiess es. Ein Sprecher der EZB wollte sich zum Zinspfad der Zentralbank nicht äussern.

Zinssätze über Null in diesem Jahr «vernünftig»

Der Gouverneur der französischen Zentralbank, Francois Villeroy de Galhau, stimmte dieser Einschätzung letzte Woche öffentlich zu und nannte die Aussicht auf Zinssätze über Null in diesem Jahr «vernünftig». Sein belgischer Kollege Pierre Wunsch sagte in einem Interview im letzten Monat, dass ein solches Szenario einleuchtend wäre.

Angesichts der Tatsache, dass sich die Inflation im Euroraum dem Vierfachen des 2-Prozent-Ziels nähert, signalisieren Vertreter der EZB, darunter auch Präsidentin Christine Lagarde, nun die Bereitschaft, im Juli die erste Zinserhöhung seit 2011 vorzunehmen. In einer Rede am Mittwoch betonte sie auch, dass die nächsten Schritte nicht aggressiv ausfallen werden.

«Nach der ersten Zinserhöhung wird der Normalisierungsprozess schrittweise erfolgen», so Lagarde in Ljubljana.

(bloomberg/gku)