Die Weltwirtschaft erlebte 2020 einen schweren Einbruch, bei dem das reale globale BIP um 3,2 Prozent sank. Dank der Einführung von Impfstoffen, die es den abgeriegelten Ländern möglich machten, sich langsam aus ihren langanhaltenden Lockdowns zu befreien, kam es im vergangenen Jahr jedoch zu einem deutlichen Wiederaufschwung. Für das Jahr 2021 schätzen wir derzeit das globale Wachstum auf 5,7 Prozent und für 2022 sehen wir ein solches von 4,2 Prozent voraus.    

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Auch die Aktienmärkte erzielten – trotz dem ungewissen Umfeld – weiterhin überdurchschnittliche Renditen: Die Aktien legten im Laufe des Jahres weltweit um 22 Prozent zu und übertrafen damit die 16-Prozent-Marke von 2021. Die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren machten hingegen keine gute Figur: Staatsanleihen fielen um 7 Prozent (obwohl die globalen Hochzinsanleihen einen eher respektablen Gewinn von 1 Prozent abwerfen konnten), was wohl einer rasch zunehmenden Inflation und den Befürchtungen vor einer sich daraus ergebenden strengeren Geldpolitik zuzuschreiben ist.    

Auch abgesehen von Covid-19 war 2021 ein ereignisreiches Jahr mit vielen Hochs und Tiefs. Die Anleger erlebten den Aufstieg der «Meme-Aktien», namentlich am Beispiel des US-amerikanischen Videospielhändlers Gamestop, dessen Wert innerhalb eines Monats um rund 1700 Prozent in die Höhe schoss.  Ausserdem erreichte der Bitcoin ein Allzeithoch, während die People’s Bank of China eine umfangreiche Finanzspritze für das Bankensystem bereitstellte, um den Immobiliensektor zu stützen, nachdem eines der grössten – und hoch verschuldeten – Bauunternehmen des Landes, Evergrande, in grosse Schwierigkeiten geraten war.

Doch im Grossen und Ganzen erlebte die Welt einen starken Wiederaufschwung, da sie zunehmend Mittel und Wege fand, mit Covid-19 umzugehen. Das Wachstum kehrte zurück, aber dazu gesellten sich auch ein paar andere Probleme.    

Über den Autor

Chris Iggo ist Chief Investment Officer von Core Investments bei der Axa

Voraussichtlich wird es im Jahr 2022 weitere Überraschungen geben, aber auch Herausforderungen und Chancen. Wir werfen einen Blick auf einige der wichtigsten Themen, mit denen sich die Anleger in den kommenden Monaten befassen müssen. Das mögliche Ende der Pandemie, eine höhere Inflation, ein strafferes monetäres Umfeld und eine verstärkte Ausrichtung auf die Erreichung einer Netto-null-CO2-Bilanz werden die beherrschenden Themen sein.    

Omikron – der Anfang vom Ende für Covid-19    

Nach bald zwei Jahren seit Beginn der Krise wurde in letzter Zeit viel darüber diskutiert, ob das Ende der Pandemie in Sicht sei. Die Omikron-Virusvariante ist zwar hochgradig übertragbar, scheint aber mildere Auswirkungen auf die infizierten Menschen zu haben. Die Weltgesundheitsorganisation betont zwar warnend, dass es noch zu früh sei, Covid-19 als endemische Krankheit ähnlich der Grippe zu behandeln, aber mehrere Studien lassen den Schluss zu, dass das Risiko einer Krankenhauseinweisung bei Omikron geringer ist als bei Delta – und die jüngsten Daten untermauern diese These.  

Dennoch ist unbestritten, dass das Virus den Anlegern nach wie vor grosse Sorgen bereitet und immer noch in der Lage ist, Nachfrage und Angebot, und somit auch das Marktverhalten, erheblich zu beeinflussen und zu stören.    

Es ist von entscheidender Bedeutung, weltweit die Bereitstellung von Impfstoffen fortzusetzen und anzutreiben – ganz besonders in Märkten aufstrebender Volkswirtschaften, die mit einer seit längerem andauernden Impfstoffknappheit zu kämpfen haben. Das Vorhandensein des Virus prägt auch noch Anfang 2022 den Alltag und verhindert offensichtlich eine vollständige Rückkehr zu einer Form von Normalität, wie sie vor Januar 2020 herrschte. Doch ist das Ende möglicherweise in Sicht, und das ist eine gute Nachricht für die Wirtschaftsaussichten und für die Anleger.    

Der Faktor Inflation    

Die Inflation ist seit Jahren eine Herausforderung für Vertreter der Notenbanken, wenngleich es bislang eher darum ging, die Teuerung in die Höhe zu treiben. Doch nach dem grossen Nachfrageboom, der nach Aufhebung der Lockdownmassnahmen einsetzte, stehen die politischen Entscheidungsträger nun plötzlich vor der Aufgabe, die Inflation drosseln zu müssen, nachdem die Lebenshaltungskosten in der zweiten Jahreshälfte stark angestiegen sind. Die Daten für Dezember zeigen, dass in den USA die Preise so schnell anziehen wie seit fast vier Jahrzehnten nicht mehr und die Inflation gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent zugenommen hat.

Zum jetzigen Zeitpunkt nehmen wir an, dass sich die Inflation im Laufe des Jahres 2022 wieder abschwächen wird. Bislang hat diese vom Markt geteilte Ansicht einen deutlichen Anstieg der langfristigen Anleiherenditen verhindert – obwohl die Renditen zurzeit steigen. Aber mehrere grosse Zentralbanken werden vermutlich im Laufe des nächsten Jahres damit beginnen, die Leitzinsen anzuheben, ausgehend von ihrem Stand während der Pandemiekrise. Die Erwartung dieser geldpolitischen Veränderungen zog Anfang 2022 eine gewisse Marktvolatilität nach sich, da sowohl die Anleihen- als auch die Aktienmärkte zu kämpfen hatten.    

In diesem Jahr müssen die Anleger im Hinblick auf die wahrscheinliche Inflationsentwicklung jedoch mehrere Faktoren unter die Lupe nehmen: Werden die Zentralbanken mehr tun müssen als erwartet? Oder anders gefragt: Was ist eingepreist? Und sollten die Anleger ihre Portfolios anpassen, um sich vor einem unerwarteten oder suboptimalen Ergebnis zu schützen? Einige Vermögenswerte haben in diesem von einer höheren Inflation geprägten Umfeld bereits besser abgeschnitten. Die nennenswertesten, wenn nicht gar die überraschendsten Resultate erzielten inflationsgebundene Anleihen.

Kurzfristig werden sich die Märkte auf die Realität einer höheren Inflation und auf die damit verbundenen höheren Zinssätze einstellen. Vieles ist jedoch bereits eingepreist, und sobald es zu einem neuen, den Erwartungen entsprechenden Gleichgewicht kommt, könnte die Volatilität wieder nachlassen, was den Anlagerenditen zugutekommen würde.    

Die Geldpolitik strafft sich    

Im Sog einer höheren Inflation werden die Zinsen steigen müssen. Die Massnahmen werden auf einem sehr niedrigen Niveau ansetzen und im historischen Vergleich wahrscheinlich begrenzt erscheinen; was jedoch noch sicherer scheint, ist, dass die Ära der Pandemiekrisen-Geldpolitik zu Ende geht. In Neuseeland, Polen, Norwegen, Südkorea, der Tschechischen Republik und zuletzt im Vereinigten Königreich haben die Zentralbanken bereits die Leitzinsen erhöht und damit begonnen, die während der Pandemie ergriffenen Notfallmassnahmen herunterzufahren.

Höhere Kreditkosten werden jedoch sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Renditen der Anleihen- und Aktienmärkte haben – sowie auf das Wirtschaftswachstum. Die Märkte haben diese Erhöhungen eingepreist, und der rasche Anstieg der Inflation hat sowohl deren Erwartungen befeuert als ihnen auch erlaubt, sich von der vorherrschenden Forward Guidance zu lösen, welche die Zentralbanken nach der Krise als eines ihrer geldpolitischen Instrumente eingesetzt hatten.    

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Wird die geldpolitische Unterstützung jedoch zu schnell entzogen, verkürzt sich der Konjunkturzyklus, was wiederum zu einer Verlangsamung des Wachstums führt. Inwieweit dieser Fall eintreten könnte, hängt letztlich von der Entwicklung der Inflation ab. Vorerst werden die Zentralbanken jedoch Vorsicht walten lassen und ausserdem zur Überzeugung gelangt sein müssen, dass sich die lange Phase niedriger Inflation tatsächlich ihrem Ende zuneigt.

Im Moment preist der Markt in einer Weise ein, dass die US-Notenbank mehr als ein Jahr brauchen wird, um die Zinssenkungen, die im März 2020 innerhalb von knapp zwei Wochen vorgenommen wurden, vollständig rückgängig zu machen. Allerdings kann die geldpolitische Straffung durchaus schrittweise erfolgen. In der Zwischenzeit dürften die Anleger immer noch ansprechende Renditen erzielen, da die Unternehmen weiterhin auf strukturelle Kräfte wie die Digitalisierung und die Energiewende reagieren.    

Klimawende    

In diesem Jahr sollte der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt weiter beschleunigt werden. Die COP26 wurde mit einigen lauen Kritiken bedacht – und bis 2050 eine Netto-null-CO2-Bilanz erreicht werden kann, muss mit Sicherheit noch ein langer und beschwerlicher Weg zurückgelegt werden –, aber ich bin für die Zukunft optimistischer. Der Klimapakt von Glasgow wird dem Tempo der Klimamassnahmen Auftrieb geben, da die Staaten nun bis zur nächsten COP, Ende nächsten Jahres in Scharm El-Scheich, neue Nationale Klimabeiträge (englisch: Nationally Determined Contributions, NDC) zur Dekarbonisierung vorlegen müssen, und zwar mit dem Zeithorizont 2030 im Blick. Vor dem Treffen in Glasgow war die nächste Veröffentlichung von NDC für das Jahr 2025 vorgesehen.      

Investoren wollen Veränderungen sehen, und der Übergang zu einer CO2-neutralen Welt wird viele Anlagemöglichkeiten mit sich bringen, weil der auf dem Weg zur Dekarbonisierung erzielte Fortschritt mehr und mehr die Kapitalallokation bestimmen wird, und beim Vorantreiben dieser Entwicklung spielen Investoren eine zentrale Rolle.

Ein kurzer Blick auf die im Jahr 2021 getätigten Fondsverkäufe lässt diesen Punkt deutlich erkennen, da weltweit ein Rekordbetrag von 649 Milliarden Dollar in umwelt-, sozial- und governanceorientierte (ESG) Portfolios geflossen ist (bis Ende November) – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 542 Milliarden Dollar und 285 Milliarden Dollar, die 2020 bzw. 2019 in derartige Strategien geflossen sind, gemäss den Daten von Refinitiv Lipper. Die Verringerung der Klimarisiken in den Portfolios und die Suche nach Chancen in den Unternehmen und Technologien, die in der Energiewende führend sind, werden 2022 ein allgegenwärtiges Thema sein.    

Ein Investitionshintergrund, der optimistisch stimmt    

Die gute Nachricht im Ausblick ist, dass wir hinsichtlich der Covid-19-Pandemie Licht am Ende des Tunnels erkennen können. Bei Reiseverkehr und sozialen Aktivitäten könnte dementsprechend bald wieder Normalität einkehren, was viele wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen würde. Darüber hinaus wird die Notwendigkeit, Unternehmen wiederzubeleben und Lieferketten neu auszurichten, den Wirtschaftsaktivitäten neuen Auftrieb geben, ebenso wie die gegenwärtig laufende Suche nach nachhaltigeren Geschäftsmodellen. Der Unternehmenssektor ist gesund, die Gewinne wachsen in einem ansprechenden Tempo, und der Haushaltssektor profitiert von einem starken Beschäftigungs- und Lohnwachstum.    

Die globalen monetären Verhältnisse werden sich verschärfen, aber zumindest in diesem Jahr werden wir vorerst nicht einmal auf das Zinsniveau zurückkehren, das unmittelbar vor der Pandemie erreicht worden war. Meiner Meinung nach reicht das nicht aus, um den Konjunkturzyklus aus der Bahn zu werfen.

Der Jahresbeginn erweist sich als schwierig, da die Märkte die künftige Entwicklung der Zinssätze antizipieren. Dieses Jahr werden die weltweiten Gewinne pro Aktie dennoch wieder steigen, die Unternehmen werden weiterhin innovativ sein und die Verbraucher haben in Sachen private Konsumausgaben noch Nachholbedarf – vor allem bei Dingen wie Urlaub und Gaststättenbesuchen.       

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