Die US-Notenbank Fed hat vor kurzem angekündigt, das «Tapering» werde bis Ende des Jahres erfolgen und wahrscheinlich bis Mitte 2022 abgeschlossen sein. Das Zauberwort «Tapering» bedeutet «Reduzieren» oder «Zurückführen» und bezieht sich im Kapitalmarkt auf die Käufe von Wertpapieren, die die Bilanzen der Notenbanken ausgeweitet haben. Die erste Zinserhöhung könnte bereits Ende nächsten Jahres erfolgen, womit ein sanfter Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik erfolgen würde.    

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In Europa scheint die EZB ebenfalls bereit zu sein, ihre Ankäufe von Vermögenswerten durch eine Reduzierung ihres PEPP (Pandemie-Notfallankaufprogramm) zurückzufahren. Die grossen Zentralbanken sind bereits dabei, das Tempo ihrer Bilanzausweitung zu verringern.  

Das makroökonomische Bild    

Nichtsdestotrotz bleibt die globale Wirtschaftslage für 2022 positiv, wobei Aktienanalysten und Wirtschaftswissenschafterinnen auf der Makro- und Mikroebene (Unternehmensgewinne) positiv überrascht wurden.

Über den Autor.

Lucio Intelligente ist Chief Investment Officer bei Reyl Overseas in Zürich. Er begann seine Laufbahn als Portfoliomanager bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt, war dann Chief Investment Officer bei der Adler Privatbank in Zürich, bevor er nach einem Abstecher bei Maerki Baumann& Co. im Jahr 2014 als Chief Investment Officer zu Reyl Overseas in Zürich stiess.      

Lucio Intelligente hat einen Master in Engineering Physics/Applied Physics der Chalmers University of Technology und einen Master in Electronics and Biomedical Engineering am Politecno di Milano. Zudem verfügt er über einen MBA der Insead in Business/Corporate Finance und ist Certified Chartered Wealth Management Advisor.     

Infolgedessen wurden die Konsensprognosen für das Wirtschaftswachstum sowohl für 2021 als auch für 2022 nach oben korrigiert.    

Inflation macht Sorgen    

Gleichzeitig wurden die Inflationsprognosen aufgrund von Versorgungsunterbrechungen, Rohstoffpreiserhöhungen oder aufgrund des Basiseffekts ebenfalls deutlich nach oben korrigiert, in einigen Fällen sogar doppelt so stark wie ursprünglich erwartet. Für das laufende Quartal wurden die Wirtschaftsprognosen jedoch zum ersten Mal im Jahr 2021 nach unten korrigiert.    

In der Zwischenzeit nimmt das Tempo der Inflationskorrekturen nach oben zu, was darauf hindeutet, dass der Preisanstieg stärker ist als erwartet. Wir erkennen also an, dass die Wahrscheinlichkeit eines Stagflationsszenarios auf Kosten des «Goldlöckchen»-Szenarios (gedämpfte Inflation und moderates Wachstum) zunimmt.    

Rätsel zwischen Growth und Value    

Seit November 2020, als die Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung aufkam, rennen die Anleger zyklischen Value-Titeln nach. Aufgrund der neuen Belastungen durch die Delta-Variante erlebten diese Sektoren im Sommer jedoch eine scharfe Korrektur, die wieder den Wachstumswerten zugutekam.    

Während die Macht für die Preissetzung ein Schlüsselfaktor für die qualitative Bewertung eines Unternehmens in einem inflationären Umfeld bleibt, müssen auch der Kontext des Lohnwachstums berücksichtigt werden. In der Tat haben mehrere Unternehmen dieses Thema bei ihren jüngsten Unternehmensgewinnen hervorgehoben, und der Trend scheint sich zu verstärken.    

Notenbank-Manna noch genügend vorhanden    

Um auf unser ursprüngliches Thema, die Massnahmen der Zentralbanken, zurückzukommen: Während in den letzten Monaten eine allmähliche Straffung der Geldpolitik angekündigt wurde und damit auch mit potenziellem Gegenwind für die Finanzmärkte gerechnet werden muss, bleibt die Liquidität reichlich vorhanden. Angesichts dessen glauben wir, dass die Zentralbanken längerfristig unterstützend wirken werden.  

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