Die Finanzmärkte sind von einer erheblichen Korrektur betroffen, insbesondere bei wachstumsstarken Technologiewerten. Das Jahr 2022 ist durch hohe Volatilität bestimmt, der Nasdaq im Bärenmodus, wachstumsstarke Software-as-a-Service(SaaS-)Aktien notieren im tiefroten Bereich. Das ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen. Darunter fallen die Anhebung der Zinssätze durch die US-Notenbank, um die steigende Inflation zu bekämpfen, die Besorgnis über ein potenzielles rezessives Umfeld, der Krieg in der Ukraine, die nachlassenden «Covid-Boosts» für Technologieunternehmen und die Abkehr von historisch hohen Multiples.

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Trotz all diesen makroökonomischen Gegenwinden gibt es Argumente für das Rendite-Potenzial dieser Anlageklasse. Die Risikokapitalbranche hat in den vergangenen zehn Jahren eine Gesamtrendite von 21 Prozent erzielt, wobei die Fonds des obersten Quartils diese Rendite bei weitem übertrafen. Die Fondsmanager des obersten Quartils erzielten zwischen 2010 und 2019 eine Netto-IRR (Internal Rate of Return) von mehr als 25 Prozent – manchmal sogar deutlich darüber.

Über den Autor

Nils Rode ist CIO von Schroders Capital.

In den Jahren 2005 bis 2016 (die jüngeren Jahre sind nicht berücksichtigt, da es in der Regel fünf Jahre dauert, bis ein Risikokapitalportfolio eine gewisse Aussagekraft entwickelt) übertrafen die Risikokapitalfonds des obersten Quartils die Fonds des untersten Quartils um durchschnittlich 18 Prozent pro Jahr. Über die gesamte Laufzeit eines Risikokapitalfonds von zehn bis zwölf Jahren betrachtet, ist der Unterschied in der Wertentwicklung sogar noch deutlicher.  

Pre-IPO-Markt meiden  

Unternehmen entstehen und wachsen auch in Zeiten, in denen der Finanzmarkt nachgibt (z. B. Stripe im Jahr 2010, Facebook im Jahr 2004 und andere). Risikokapital hat einige der grössten technologischen Erfolge unserer Zeit finanziert. Betrachtet man die zehn US-Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung, so sind sechs von ihnen zuvor mit Risikokapital finanziert worden – Apple, Microsoft, Alphabet/Google, Amazon, Tesla und Meta/Facebook.

Der Zugang zu den besten Fonds und Unternehmen ist entscheidend für den Erfolg im Risikokapitalgeschäft. Wie wichtig die Auswahl der Anlagen ist, zeigt sich in den obigen Performancezahlen.  

Als Strategie empfiehlt es sich, sich auf den Frühphasen- und Frühwachstumsbereich des Risikokapitalmarktes zu konzentrieren. Das liegt an der günstigeren Bewertungsdynamik für den Frühphasen- und Frühwachstumsmarkt gegenüber dem späten Pre-IPO-Markt. In den letzten fünf Jahren (2016 bis 2021) stieg der Median der Pre-Money-Bewertungen bei Pre-IPO-Venture-Deals in der Spätphase mehr als 2,4-mal schneller als bei Early-Growth-Deals.  

Globaler Ansatz ist entscheidend

Unternehmen in der frühen Wachstumsphase sind in der Regel in einem früheren Stadium ihres Lebenszyklus und werden wahrscheinlich noch weitere drei bis fünf Jahre in privater Hand bleiben, was es ihnen ermöglicht, ihre hohen Wachstumsraten zu halten oder sogar weiter zu steigern. Unternehmen in der Spätphase vor dem Börsengang wurden dagegen in der Regel unter der Annahme finanziert, dass sie innerhalb von 6 bis 18 Monaten an die Börse gehen. Dieser Zeitrahmen scheint heute nicht mehr realistisch zu sein.  

Aber wie soll nun ein erfolgreiches Risikokapitalportfolio aufgebaut werden? Die folgenden fünf Punkte sind die wichtigsten Erkenntnisse für erfolgreiche Venture-Capital-Investitionen:  

  1. Ein globaler Ansatz ist entscheidend. Betrachtet man die Gesamtzahl der «Unicorns» weltweit, so sind nur rund 50 Prozent in den USA angesiedelt. Es gibt eine hohe Konzentration solcher Unternehmen in Regionen wie Europa und Asien.  
     
  2. Konzentration auf Zukunftsthemen. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen sind dabei, zahlreiche Branchen umzukrempeln. Andere aktuelle Trends wie «Low-Code/No-Code»-Software ermöglichen es, ohne Programmierkenntnisse spannende Softwareprodukte zu entwickeln und zu nutzen. Diese Technologien haben das Potenzial, nicht nur bestehende Märkte zu verändern, sondern auch neue Märkte zu schaffen.  
     
  3. Das richtige Gleichgewicht zwischen Selektivität und Diversifizierung finden. Die Qualitätsdichte des Portfolios sollte maximiert werden, da die besten 20 Prozent der Unternehmen für etwa 80 Prozent der gesamten Renditen auf dem Risikokapitalmarkt verantwortlich sind. Daran hat sich seit mehreren Jahrzehnten nichts geändert. Entscheidend ist jedoch auch ein ausreichend diversifiziertes Portfolio von Risikokapitalinvestitionen. Das erlaubt es, die Risiken der einzelnen Unternehmen auszugleichen. Denn nicht jedes Unternehmen wird ein Gewinner sein.
     
  4. Vorsicht vor zu viel Begeisterung und Vorsicht vor einem übermütigen Markt. Es empfiehlt sich, sich auf die Frühphasen- und Wachstumsbereiche des Marktes zu konzentrieren und den späten Pre-IPO-Markt zu meiden, wo die Bewertungen aktuell überhitzt sind.  
     
  5. Mischung aus Co-Investitionen, Primär- und Sekundärinvestitionen anstreben. Angesichts der beträchtlichen Streuung der Renditen ist davon auszugehen, dass ein Portfolioansatz, der sich auf eine Vielzahl von Unternehmen und mehrere General Partners abstützt, dazu beitragen kann, das Risiko zu mindern und mehr Sicherheit in Bezug auf die Renditen zu bieten.    
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