Unter dem Namen Raiffeisen Rio hat sie eine App für die digitale Vermögensverwaltung lanciert. Als Grundlage für die App dient die Technologie der Bank Vontobel, die damit bereits über ein Jahr Erfahrung hat.

Weil beim Sparen wegen der anhaltenden Tiefzinsen nichts zu holen ist und die Coronakrise die «Abkehr vom Sparen weiter zugespitzt» hat, bietet Raiffeisen ihren Kunden nun eine digitale Anleger-Plattform an. Das klassische Sparen habe in den vergangenen Jahren an Ertragspotenzial verloren, teilte die Bank am Montag mit.

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Nun wolle Raiffeisen «möglichst viele Menschen in der Schweiz bei ihrer Vermögensplanung begleiten und ihnen das anlagebasierte Sparen ermöglichen», wird Geschäftsleitungsmitglied Kathrin Wehrli im Communiqué zitiert.

Angebot auch für Kleinsparer

Will ein Kunde bei der Raiffeisen ein klassisches Vermögensverwaltungsmandat abschliessen, muss er einen ein minimalen Betrag von 100'000 Franken anlegen. Die digitale Version der Vermögensverwaltung ist hingegen auch für Kleinsparer möglich: Ab einer Summe von 5000 Franken können sich Kunden von Raiffeisen per Handy-App ein Portfolio einrichten. Einzige Voraussetzung ist, dass sie einen E-Banking-Konto-Vertrag mit der Raiffeisen haben.

Die Digitalisierung im Anlagegeschäft ist ein Schritt in der Wachstumsstrategie der Raiffeisen-Gruppe, die die Bank im Juni vorstellte. Sie soll bis 2025 umgesetzt werden und kostet den Plänen zufolge 550 Millionen Franken. Unter anderem will sich Raiffeisen im Bereich Anlage- und Vorsorgegeschäft für kleine und mittlere Vermögen positionieren und das klassische Beratungsgeschäft mit digitalen Lösungen ergänzen.

«Eine Marktstudie zeigt, dass bei diesem Einstiegsinvestment ein grosses Marktausschöpfungspotenzial besteht», sagt der Sprecher der Bank, Joël Grandchamp gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Bei Raiffeisen seien schweizweit gut 1,5 Millionen E-Banking-Verträge aktiv, alles potenzielle Kunden der App Rio.

Um das Portfolio einzurichten, müssen die Nutzer zuerst einige Fragen beantworten, aus denen die App ihr Risikoprofil ermittelt. Aufgrund dieser Erkenntnisse entsteht das Kernportfolio. Dieses können die Nutzer ausserdem mit sogenannten Fokusthemen ergänzen.

Das sind Themen, welche die Kunden interessieren, wie etwa Schweizer Unternehmen oder Firmen im Bereich der Digitalisierung. Zudem gibt es vorerst noch die Themen Entrepreneurs und Dividenden. Künftig sollen gemäss Grandchamp noch weitere hinzukommen.

Die jährliche Gebühr für das Anlegen per Rio-App beträgt den Angaben zufolge 0,65 Prozent des Anlagevermögens und beinhaltet sämtliche Kosten. Bei der herkömmlichen Vermögensverwaltung verrechnet die Bank je nach gewähltem Fokus zwischen 1,0 und 1,4 Prozent der Anlagesumme für Gebühren.

Vontobel nutzt System seit letztem Sommer

Bei ihrer Investmentplattform setzt die Raiffeisen auf die Technologie der Bank Vontobel. Diese hat ihre eigene Plattform Volt seit Sommer 2019 in Betrieb und ist mit deren Entwicklung zufrieden, wie Sprecher Urs Fehr sagte.

«Über die Hälfte unserer Volt-Kunden haben das initiale Investment bereits erhöht. 20 Prozent haben es sogar schon verdoppelt», so Fehr weiter. Wie viele Kunden die App nutzen, ist nicht bekannt. Laut Google Playstore wurde sie allerdings bereits über 10'000 Mal heruntergeladen.

Ein Mindestvermögen müssen die Nutzer bei Volt gemäss Fehr ebenfalls nicht aufweisen. Die Mindestinvestitionssumme ist mit 10'000 Franken allerdings doppelt so hoch wie bei der Plattform von Raiffeisen und die Jahresgebühr beträgt 0,96 Prozent der angelegten Summe bis 500'0000 Franken.

Im Gegensatz zur Lösung von Raiffeisen brauchen die Nutzer bei Vontobel keinen E-Banking-Vertrag, sagte Fehr. «Vontobel Volt steht auch Neukunden zur Verfügung, welche über das digitale Onboarding sehr einfach Kunden von Vontobel werden können.»

(awp/tdr)