Fast zehn Jahre lang döste am Flughafen von Basel ein Jumbo-Jet ungenutzt vor sich hin. Sein Eigentümer, das saudische Königshaus, hatte das Flugzeug vor einem Jahrzehnt bestellt und dann doch keine rechte Verwendung dafür.

Erst vor ein paar Tagen durfte die Boeing 747 endlich abheben. Der Flug ging in die Wüste von Arizona, zu einem Flugzeugfriedhof. Obwohl er fast sein ganzes Flugzeugdasein am Boden gefristet hatte und sich Verschleisserscheinungen im minimalen Bereich halten dürften, flog dieser vierstrahlige Jet quasi jungfräulich seiner Verschrottung entgegen. Und dürfte als der am wenigsten geflogene Jumbo der Welt in die Luftfahrtgeschichte eingehen.

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Der traurige Moment wurde von einem Planespotter mit der Kamera festgehalten. Seine Aufnahmen sind auf Youtube zu sehen. Es zeigt einen blütenweissen Jumbo-Jet, der auf die Startbahn rollt. Unter dem Dröhnen der Triebwerke ist leise das Klicken vieler Fotoapparate zu hören.

Jumbo war nur 42 Stunden in der Luft

Der Start dieser speziellen 747-8 vor ein paar Tagen auf dem Flughafen von Basel war ein Kuriosum der traurigen Art. Denn so unbeschrieben wie das Leitwerk des stolzen Riesen ist auch seine Flughistorie. Der Jumbo hatte gerade einmal 42 Flugstunden hinter sich, und musste nun schon seine vermutlich letzte Reise antreten.

Die Boeing 747, ehrfurchtsvoll «Jumbo» genannt, galt lange Zeit als Königin der Lüfte. Rund 300 Millionen Dollar betrug der Listenpreis Ende der Nullerjahre. Und damit gerade angemessen für den saudischen Thronfolger Prinz Sultan bin Abdulaziz, für den dieser riesige Privatjet gebaut worden sein soll.

Das Problem: Als der Luxusjet 2012 von Boeing ausgeliefert wurde, war sein designierter Besitzer schon ein Jahr tot. Und damit schien auch das Interesse des Königshauses an dem Flugzeug erloschen. Man überliess es am Basel Airport sich selbst.

Friedhof in der Wüste 

Wie es mit dem traurigen Riesenflieger weitergeht, ist offiziell nicht bekannt. Doch seine letzte Destination lässt nichts Gutes erahnen. Bei dem Pinal Airpark in Marana, Arizona, auf dem die 747 nach ihrem unerfüllten Flugzeugleben nun gelandet ist, handelt es sich um einen privat betriebenen Flugzeugfriedhof, einem der grössten der Welt. Hunderte ausgemusterter Flugzeuge verrotten hier in der Wüstensonne, ein Veranstalter führt Touristen herum.

Boeing Erstflug

Erstflug der Boeing 747 im Februar 1969: Sie war die Königin der Lüfte.

Quelle: Keystone

In der Corona-Krise ist die Zahl der aus dem Dienst genommenen Passagierflugzeuge steil angestiegen. Wegen des lahmgelegten Flugbetriebs und eingebrochenen Fluggastzahlen zogen viele Airlines alte Boeing 747 vorzeitig aus dem Verkehr.

2020 kündigte Hersteller Boeing an, die Produktion von 747-Modellen ganz einzustellen. In diesem Jahr soll die Geschichte der «Queen of Skies» mit der Auslieferung der letzten Maschine enden. Bis die Flugzeuge mit dem charakteristischen Buckel ganz vom Himmel verschwinden, werden allerdings noch Jahre vergehen.

Auch der weisse Prinzen-Jumbo hat noch einen gewissen Gebrauchtwert. Immerhin 42 bis 45 Millionen betrage der Restwert einer solchen Boeing 747-8, berichtet der Branchendienst Aerotelegraph unter Berufung auf den Luftfahrtdatenanbieter CH Aviation. Wahrscheinlicher als ein Weiterverkauf erscheint aber laut amerikanischen Luftfahrtexperten, dass der Jumbo ausgeschlachtet wird und die verwertbaren Einzelteile wie etwa die Triebwerke verkauft werden. Vermutlich mit dem Hinweis «kaum geflogen».

Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation «Welt» unter dem Titel: Nur 42 Flugstunden – Scheich-Jumbo kommt fast unbenutzt auf den Schrott. Mehr zum Thema Boeing und dem Aus des Jumbo-Jets lesen Sie hier, hier und hier