Die Tage der Libor-Hypotheken sind gezählt: Denn der Referenzzinssatz soll durch den Saron abgelöst werden. Mit der Glarner Kantonalbank bietet nun die erste Bank in der Schweiz eine Saron-Hypothek als Standardprodukt an. Noch in diesem Jahr wollen weitere Banken folgen.

Die Glarner Kantonalbank bietet ab sofort Rollover-Hypotheken auf Basis des Saron an, wie sie am Montag mitteilte. Damit will sie verhindern, dass Kunden während der Laufzeit ihres Vertrag umstellen müssen. Der Libor werde nur noch bis Ende 2021 als Referenzzinssatz für Finanzierungen zur Verfügung stehen. Rollover-Hypotheken hätten aber eine Laufzeit von mindestens zwei Jahren.

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Die Kantonalbank ist mit dem frühzeitigen Wechsel eine Vorreiterin: Einzig die UBS hat im Rahmen eines Pilotprojekts bereits erste Saron-Immobilienfinanzierungen im Wert von über 25 Millionen Franken aufgelegt. Die ersten Transaktionen seien reibungslos verlaufen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Weitere Kunden zeigten sich interessiert, mit der UBS einen Saron-Deal abzuschliessen. Im Verlauf des Jahres soll dann ebenfalls ein Standardangebot folgen.

LUKB und Raiffeisen folgen bis Sommer

Die Luzerner Kantonalbank will das Nachfolgeprodukt für die Libor-Hypothek im zweiten Quartal 2020 auf den Markt bringen. Auch Raiffeisen plant noch in der ersten Hälfte des Jahres 2020 eine Saron-Hypothek, die Credit Suisse ab der zweiten Jahreshälfte. Die Zürcher Kantonalbank will ebenfalls noch in diesem Jahr starten. Bei Clientis soll es im ersten Halbjahr 2021 so weit sein.

Noch keinen Zeitpunkt festgelegt hat Valiant: Man prüfe aktuell diverse Umsetzungsmöglichkeiten, sagte ein Sprecher. Die Einführung sei von der Umsetzung in der Kernbankensoftware Finnova abhängig. Valiant werde aber rechtzeitig vor Ende 2021 eine Lösung parat haben.

Bei den meisten Banken können die Kunden im Moment weiterhin Libor-Hypotheken abschliessen. Bei der UBS enthalten die Verträge dann eine Klausel, die das Vorgehen regelt, falls der Zinssatz noch während der Vertragslaufzeit nicht mehr zur Verfügung steht. Auch Clientis setzt auf Übergangsklauseln.

Bei Valiant und der LUKB können Libor-Hypotheken nur noch mit einer Laufzeit bis spätestens Ende 2021 abgeschlossen werden. Kunden, die derzeit eine Libor-Hypothek mit einer Laufzeit über 2021 haben, werde die Bank im kommenden Jahr kontaktieren, um eine entsprechende Ablösung anzubieten, sagte der Valiant-Sprecher. Die ZKB hat das Laufzeitenspektrum der Libor-Hypotheken bereits bei Bekanntwerden des Libor-Wegfalls auf 2 Jahre begrenzt. Die grosse Mehrheit laufe deshalb vor Ende 2021 aus.

Die ZKB, LUKB und Raiffeisen wollen die Libor-Hypotheken zudem aus dem Sortiment nehmen, sobald die Saron-basierte Hypothek im Angebot ist. Kunden können dann auch bei ihren bestehenden Verträgen zur Saron-Hypothek wechseln.

Bis zu einem Fünftel Libor-Hypotheken

Schätzungen zufolge dürften Libor-Hypotheken schweizweit bis zu 20 Prozent des gesamten Hypothekarvolumens ausmachen. Das wäre ein Kreditvolumen von etwa 200 Milliarden Franken. Bei der LUKB sind es etwa zwischen 10 und 15 Prozent. Raiffeisen hat 10'000 Libor-Hypotheken ausstehend, Valiant rund 2'500. Bei den Clientis-Banken sind es Hypotheken im Gesamtwert von knapp einer Milliarde, bei der ZKB zwischen 5 und 6 Milliarden Franken.

Bei einer Libor-Hypothek werden die Zinsen periodisch - beispielsweise alle drei, sechs oder zwölf Monate - an den entsprechenden Libor-Satz angepasst. Das Libor-System («London Interbank Offered Rate») wird ab Ende 2021 aber nicht mehr durch die britische Finanzmarktbehörde gewährleistet. Es soll weltweit durch verschiedene neue Referenzzinssätze abgelöst werden.

Paradigmenwechsel bei Berechnung

In der Schweiz kümmert sich die «Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken» unter Leitung der Nationalbank (SNB) um die Ablösung. Sie hat den Saron («Swiss Average Rate Overnight») als Nachfolge auserkoren. Dieser wird von der Schweizer Börse SIX täglich auf Basis abgeschlossener Transaktionen und Kursen im Schweizer Geldmarkt berechnet.

Die Ablösung führt dabei auch zu einem Paradigmenwechsel: Der Libor wird jeweils für eine Periode von drei oder sechs Monaten festgelegt, somit ist der Zinssatz zu Beginn der Periode bekannt. Der Saron dagegen ist ein Tageszins. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, aus den Tagessätzen den Zins für eine längere Periode zu berechnen («compounded rate»). Auch die GLKB folgt nun dieser Empfehlung und berechnet die Zahlung am Ende der jeweiligen Zinsperiode.

Der Nachteil einer solchen Methode besteht allerdings in einer mangelnden Vorhersehbarkeit der Zinszahlung: Denn diese steht erst zum Zeitpunkt der Fälligkeit definitiv fest.

Erstes Saron-Interbankengeschäft

Erste Erfahrungen mit dem Saron und den neuen Berechnungsmethoden werden inzwischen auch bei weiteren Produkten gesammelt, die heute noch am Libor hängen. Ebenfalls am Montag gaben etwa die Basler Kantonalbank und Entris Banking bekannt, das erste auf dem Saron basierende Interbankengeschäft abgeschlossen zu haben. Auch bei diesem Geschäft wird die zu leistende Zahlung erst am Vortag der Fälligkeit bekannt.

Erst noch im Dezember hatte SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maechler die Marktteilnehmer gedrängt, den Saron konsequenter zu verwenden und die Umstellungsarbeiten voranzutreiben. Auch die Arbeitsgruppe empfahl, mit der Umstellung nicht bis zum absehbaren Aus des Libors Ende 2021 zu warten, sondern schon früher auf alternative Zinssätze umzusteigen.

(awp/mlo)