Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet auf kurze bis mittlere Sicht mit einem anhaltenden Boom an den US-Börsen. Trotz bereits sehr hoher Kurse sorgten ein starkes Wirtschaftswachstum und eine lockere Geldpolitik für weiteren Auftrieb, erläuterte der Fonds in seinem am Dienstag veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht. Sorgen bereitet dem IWF allerdings, dass Investoren übermässige Risiken eingingen. Allein der breit gefasste S&P-Index hat seit vergangenem September mehr als 21 Prozent zugelegt.

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Relativ zu den Fundamentaldaten sei das Niveau an den Börsen überzogen, wenn die Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in Betracht gezogen werde, sagte IWF-Finanzexperte Tobias Adrian. Insbesondere die Bewertungen im Technologiesektor seien übertrieben. «Wir befinden uns in einer weiteren Tech-Revolution, in etwa wie 1999, und es könnte irgendwann zu einer Anpassung kommen», warnte er. Kurzfristig und vielleicht auch mittelfristig blieben die Finanzierungsbedingungen aber konjunkturstützend und der Boom an den Märkten halte an.

Wann kommt die Abkehr von der lockeren Geldpolitik?

Nach Einschätzung des IWF Fonds wird die Erholung der Volkswirtschaften von den Folgen der Pandemie unterschiedlich verlaufen. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Finanzierungsbedingungen in den Schwellenländern deutlich verschärften. Dies gelte vor allem dann, wenn es zu einer Abkehr von der lockeren Geldpolitik in den Industrieländern komme. Die gefährliche Verflechtung von Banken und Staaten habe insbesondere in den Schwellenländer zugenommen. Dort hätten heimische Banken einen Grossteil der neuen Schulden der Regierungen aufgekauft.

Nach Einschätzung des IWF waren Banken vor Beginn der Virus-Krise mit hohen Kapital- und Liquiditätspuffern ausgestattet. Daher hätten sie die Pandemie bislang recht gut gemeistert. Aber in welchem Ausmass sie während der Erholungsphase in der Lage seien, Kredite an die Wirtschaft auszureichen, sei eine offene Frage. Das Auslaufen der Unterstützungsmassnahmen könnte laut IWF erheblichen Einfluss auf einige Banken haben.

Wirtschaft braucht mehr Bankkredite

Der Fonds geht davon aus, dass die Unsicherheit, was künftige Kreditverluste angehe, und schwache Gewinnaussichten die Institute davon abhalten werden, ihre Kapitalpuffer in signifikantem Umfang zu nutzen, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen. Für Unternehmen mit wenigen Finanzierungsoptionen, die vor allem auf Bankkredite angewiesen seien, könne das ein Problem werden. Der IWF erneuerte seinen Aufruf, die Behörden sollten Banken dazu bewegen, ihre Puffer einzusetzen, um die Kreditvergabe anzuschieben.

(awp/gku)

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