Mehrere Medikamentenhersteller schafften es, in weniger als einem Jahr einen COVID-19-Impfstoff zu entwickeln, diesen in Studien zu testen und auf den Markt zu bringen.

Dieses blitzschnelle Tempo übertraf die Erwartungen medizinischer Fachkräfte und rettete unzählige Leben - eine der grössten wissenschaftlichen Errungenschaften unserer Zeit. Ausserdem sind die weltweiten Herstellungskapazitäten grösser, als wir es noch vor einem Jahr für möglich gehalten hätten: Dreizehn Milliarden Dosen Impfstoff werden in diesem Jahr hergestellt werden.

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Eine wirklich globale Leistung

In einer Zeit, die von globalem Wettbewerb und Rivalität geprägt war, stellte diese historische Leistung eine bemerkenswerte weltweite Zusammenarbeit dar. Nehmen wir zum Beispiel den von Pfizer und Biontech gemeinsam eingeführten Impfstoff, der als erster in den USA zugelassen wurde.

Das breit angelegte Engagement beinhaltete auch die Zusammenarbeit von Unternehmen, Regierungen und akademischen Einrichtungen auf der ganzen Welt. Die US-Biotech-Firma Moderna hat sich mit einer Abteilung der U.S. National Institutes of Health (NIH) zusammengetan, um einen ähnlichen Impfstoff zu entwickeln, und der britische Pharmariese AstraZeneca arbeitete mit der Universität Oxford zusammen, um seine Version herzustellen.

Laura Nelson Carney ist Aktien-Analystin bei Capital Group.

 

Diese und andere Beiträge aus aller Welt gingen atemberaubend schnell:

  • 31. Dezember 2019 – Erste Berichte über Fälle in Wuhan
  • 5. Januar 2020 – Zhang Yongzhen, ein chinesischer Virologe in Shanghai, und sein Team haben nach 40 Stunden Arbeit rund um die Uhr das Genom des Virus entschlüsselt. Als das menschliche Genom vor etwa zwei Jahrzehnten zum ersten Mal sequenziert wurde, brauchte ein Team von Forschern am NIH ungefähr 15 Jahre und die Kosten beliefen sich auf mehr als 2,7 Mrd. US-Dollar.
  • 11. Januar 2020 – Edward Holmes, Professor an der Universität von Sydney, ruft Zhang Yongzhen an, während sein Flugzeug in Shanghai auf der Startbahn sitzt. Er bittet um die Erlaubnis, die Genomsequenz des Virus zu veröffentlichen. Kurz vor dem Abflug stimmt Zhang Yongzhen zu, und Edward Holmes veröffentlicht die Sequenz auf Virological.org.
  • 13. Januar 2020 – Mithilfe von Computermodellen entwickelt das Biotech-Unternehmen Moderna aus Cambridge, Massachusetts, unter der Leitung des 35-jährigen Hamilton Bennett seinen ersten mRNA-Impfstoffkandidaten. Das deutsche Biotech-Unternehmen BioNTech, unter der Leitung des türkischen Forscherpaars Uğur Şahin und Özlem Türeci, modelliert einen Impfstoff in einem ähnlichen Zeitrahmen. Innerhalb weniger Monate geht BioNTech eine Partnerschaft mit Pfizer ein, um den Impfstoff zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben.
  • 21. Januar 2020 – Der Moderna-Impfstoff wurde für die klinische Phase I-Studie an die NIH verschickt.
  • 9. November 2020 – Der Impfstoff von Pfizer-BioNTech ist nachweislich zu 94 % gegen das Virus wirksam.
  • Mitte Dezember 2020 – Die US Food and Drug Administration (FDA) erteilt eine Notfallzulassung (EUA) für den Impfstoff von Pfizer und eine Woche später für den Impfstoff von Moderna.

Wird die Medikamentenentwicklung auch in Zukunft so schnell gehen?

Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich dieses halsbrecherische Tempo wiederholen lässt. Auch wenn die staatlichen Ausgaben für die Entwicklung von Medikamenten vielleicht nicht so hoch sein werden wie für COVID-19-Impfstoffe, hat die Wissenschaft einen großen Sprung nach vorne gemacht.

Fortschritte in der Genanalyse und die Entwicklung der weltweit ersten mRNA-Impfstoffe weisen den Weg in eine neue Ära der Medizin. Tatsächlich können die aus Gentests abgeleiteten Therapien das Leben verlängern und Einnahmen in Milliardenhöhe für die Unternehmen generieren, die diese erfolgreich entwickeln.

Auswirkungen auf Anlagen

1. Die Medikamentenentwicklung wird global

Die USA und Europa sind nicht die einzigen, die einen bedeutenden Beitrag zur Arzneimittelforschung leisten. Das chinesische Biotech-Unternehmen BeiGene hat kürzlich die erste FDA-Zulassung für ein Blutkrebsmedikament namens Brukinsa erhalten.

Ein anderes Unternehmen, Hutchmed, wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr eine Zulassung für seine Behandlung von neuroendokrinen Tumoren erhalten. Die Rolle, die China in der globalen Pharmaindustrie spielt, sowohl als Endverbrauchermarkt als auch als Quelle für global relevante Innovationen, wird in Zukunft noch zunehmen.

2. Die Märkte sind potenziell riesig

Bei einigen Krebsarten und anderen häufigen Erkrankungen können die potenziellen Zielmärkte enorm gross sein. Für den ersten chinesischen PD-1-Inhibitor – die gleiche Kategorie wie Mercks Medikament Keytruda – wurde erst vor wenigen Wochen die Zulassung in den USA beantragt. Dies ist vielleicht ein Markt mit einem Wert von 50 Milliarden Dollar.

Die Spitzenumsätze für das Medikament von Merck liegen laut Konsens zwischen 25 und 30 Mrd. US-Dollar allein für dieses Medikament. Das Patent läuft erst 2028 aus, aber vier weitere Firmen haben sich schon an seine Fersen geheftet und planen ebenfalls, das Patent in den USA anzumelden.

3. Die 2020er-Jahre werden das Jahrzehnt des Gesundheitswesens sein

Wenn die 2010er-Jahre die Ära waren, in der Technologietitanen die Märkte anführten und die Welt veränderten, dann könnten die 2020er-Jahre durchaus die Ära sein, in der das Gesundheitswesen die Führung übernimmt. Es gab noch nie eine so spannende Zeit.

Es begann mit der Sequenzierung des menschlichen Genoms. Diese Tools wurden in den beiden letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und verbessert, und werden jetzt nicht nur genutzt, um genauere Diagnosen zu stellen, sondern auch, um bessere Therapien zu entwickeln und die Therapien auf diese Diagnosen abzustimmen.