Villen an der Zürcher Goldküste waren zuletzt Schauplatz der grössten Wirtschaftsposse des Jahres. Der Zwist unter den beiden benachbarten Topbankern Tidjane Thiam und Iqbal Khan illustriert denn auch, wie viel Prestige bei Häusern an exklusiver Lage noch immer mitschwingt: Wer etwas auf sich hält, bevorzugt eine Bleibe an der rechten Zürichseeküste. Selbst wenn der eigene Chef direkter Nachbar ist.
In den letzten Jahren liess sich dort ein Haus vergleichsweise günstig erwerben. Die fünf Prozent der teuersten Häuser im Kanton Zürich – 77 Prozent davon stehen an der Goldküste – kosteten von 2010 bis 2018 im Durchschnitt zwischen 2,5 bis 3 Millionen Franken, wie eine Auswertung der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeigt. Tendenziell gingen die Preise gar zurück. Jetzt hat der Trend gedreht: Seit Mitte 2018 ziehen die Preise kräftig an. Wer nun ein Luxushaus kaufen will, muss im Schnitt bereits mit 3 bis 3,5 Millionen Franken rechnen.
«Mich hat das Ergebnis erstaunt», sagt Ursina Kubli, Leiterin Analytics Immobilien bei der ZKB. Erwartet hätte sie einen derart starken Preisanstieg besonders in den günstigen Regionen – weil der durchschnittliche Haushalt aufgrund der Tragbarkeits- und Eigenmittelanforderungen kaum noch eine Finanzierung erhält. Zu hoch sind inzwischen die Immobilienpreise. Folglich müssten eigentlich B-Lagen ebenfalls ein zahlungskräftiges Publikum anlocken.
Mehr Luxushäuser in Meilen
Dass jedoch die Preise an den teuren Lagen stärker steigen, ist der dort gesunkenen Bautätigkeit geschuldet. In der Vergangenheit sind laut Kubli besonders im Bezirk Meilen, der sich von Zollikon über Küsnacht und Herrliberg bis nach Stäfa erstreckt, extrem viele Häuser entstanden. «2017 ist eine grosse Ladung an luxuriösen Objekten auf den Markt gekommen», sagt sie. Nun aber sei die Zeit des Überangebots im Luxusbereich vorbei.
«2007 fand man es extrem teuer, wenn jemand zwei Millionen für ein Haus bezahlt hat, heute sind solche Preise normal.»
Ursina Kubli, Leiterin Analytics Immobilien bei der ZKB
Kubli geht davon aus, dass dabei die Negativzinsen eine Rolle spielen, da immer mehr auch Privatpersonen zur Kasse gebeten würden. Folglich werde vermehrt Geld in Immobilien gesteckt, die man selber bewohne. Ein anderer Grund, der für steigende Preise sorgt, ist die zunehmende Bodenknappheit. «2007 fand man es extrem teuer, wenn jemand zwei Millionen für ein Haus bezahlt hat, heute sind solche Preise normal.»
Wer indes bereits ein Eigenheim besitzt, konnte in den letzten Jahren gleich doppelt profitieren: Dank der tiefen Hypothekarzinsen ist es günstiger, in den eigenen vier Wänden als zur Miete zu wohnen. Zweitens profitieren Eigenheimbesitzer von der Wertsteigerung ihrer Immobilien. Wer ebenso in diesen Genuss kommen will, muss allerdings das nötige Kapital und Einkommen mitbringen.