In der Autoindustrie droht nach Einschätzung der Gewerkschaft IG Metall eine Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Deutschland nach Osteuropa. «Das Thema Verlagerung in Billiglohnländer ist leider ein ungebrochener Trend», sagte der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, am Mittwoch.

Viele Unternehmen nutzten den Wandel zu Elektromobilität als Ausrede, um die Fertigung bestehender und neuer Produkte im Ausland anzusiedeln. Die Industrie bleibe aber nur erfolgreich, wenn neben Entwicklung, Vertrieb und Service auch die Produktion im Land bleibe. Gute Arbeitsplätze im Zuge des Strukturwandels zu sichern, ist eine zentrale Forderung des bundesweiten Aktionstages der IG Metall am 29. Oktober.

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«Aufträge nach Osten geschleust»

Sorgen über ein Abwandern von Arbeitsplätzen machen sich zum Beispiel Betriebsräte der Autozulieferer Mahle und ZF Friedrichshafen. «Wir haben Aufträge für neue Technologien, aber aus Panik werden die an uns vorbei nach Osten geschleust», sagte Nektaria Christidou, Betriebsratsvorsitzende bei Mahle Behr am Standort im baden-württembergischen Mühlacker.

Auch beim Stiftungskonzern ZF Friedrichshafen stünden weiterhin Tausende Stellen auf dem Spiel, warnte Betriebsratschef Achim Dietrich. «Wir nehmen das Unternehmen in die Pflicht, nicht zusätzlich Beschäftigungslücken zu reissen durch eine Verlagerung in Best-Cost-Countries oder Osteuropa.» ZF war eines der ersten Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Tarifvertrag zu sozialverträglichem Stellenabbau abgeschlossen hatte.

Forderungen an eine neue Regierung

Die Gewerkschafter wollen mit ihrem Aktionstag, zu dem in Stuttgart rund 10'000 Teilnehmer erwartet werden, auch ihre Forderungen an eine neue deutsche Regierung richten - so etwa, die Voraussetzungen für den Umstieg auf E-Autos zu schaffen oder noch mehr staatliche Fördergelder beim Umbau zu einer klimaneutralen Industrie. Betriebsräte bräuchten mehr Rechte, um beim Wandel von Unternehmen früher mitbestimmen zu können, erklärte die Europa-Betriebsratschefin des Elektrotechnikkonzerns ABB, Daniela Schiermeier.

(reuters/gku)