Wachstum ist gut, sagte der Ballon und platzte. Wachstum ist schlecht, sagte der Riese und ass die Zwerge. Wachstum ist gut, sagte das Feuer und hinterliess nur Asche. Wachstum ist schlecht, sagte der Tod und lachte. Ich weiss nicht, wovon ihr sprecht, sagte die Raupe und verwandelte sich in einen Schmetterling.» So präsentierte Thomas Strüngmann das Unternehmen, das er mit seinem Bruder Andreas aufgebaut hatte und später für 5,65 Milliarden Euro an die Sandoz verkaufte: Hexal, die mit ihrer amerikanischen Tochter Eon Labs zu den Grossen im Generikageschäft gehört.

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Die beiden Brüder haben Hexal in knapp 20 Jahren zum Milliardenkonzern gemacht. Ohne ausgeklügelte Langfrist-Strategie, ohne Szenarien jeglicher Art, oft aus dem Bauch heraus – aber immer konsequent. Andreas Strüngmann, selber Hochseesegler, fasst es so: «Auf unserer unternehmerischen Reise konnten wir nicht den Wind bestimmen, aber die Segel richtig setzen.» Die beiden haben immer auf eigenes Risiko gehandelt, die Gewinne stets voll reinvestiert. Kasse gemacht haben sie erst mit dem Verkauf an Sandoz, die Generikatochter von Novartis. Ihnen jedoch nahm man das nicht wirklich übel. Während andere Profiteure des Casino-Kapitalismus das Etikett «Heuschrecken» umgehängt bekamen, galten und gelten die Hexal-Gründer als Pioniere, mehrfach ausgezeichnet für ihre Unternehmenskultur.

Genau deshalb sollten sie ihr Unternehmen auch unter dem neuen Dach der Novartis für einige Zeit weiter begleiten. Heide Neukirchens Buch widmet dieser Phase einige Kapitel. Diese zeigen: Novartis-Chef Daniel Vasella legte auf das Mittun der beiden Firmengründer grössten Wert. Vermutlich leidet auch er gelegentlich unter der Schwerfälligkeit des Riesenapparats und den bürokratischen Hemmnissen in vielen Prozessen. Vielleicht hoffte er, die beiden Brüder würden «seinen eigenen Laden» ein wenig beunruhigen. Taten sie auch, indem sie sich unbeeindruckt durch die Novartis-Kultur bewegten und etwelche Bürokratismen angingen. Auf Dauer kann das den Pionieren kaum genügen. Eigentlich, so heisst es bei Hexal, sind sie schon weg: «Bei Hexal wurde das Herz durch eine künstliche Pumpe ersetzt.» Bio-Similars, Nachbauten von biotechnisch hergestellten Produkten, könnten die neue Herausforderung sein.

Heide Neukirchen: Hexal-Kapitalismus
Campus, Frankfurt, 220 Seiten, Fr. 43.70