Schweiz hat, gemessen an der Bevölkerung, mehr Spitzenwissenschaftler hervorgebracht als die meisten Nationen der Welt. Den Niederschlag dieses Befundes sucht man im Macht-Rating der BILANZ allerdings vergeblich; die eigentlichen Wissenschaftler werden auf die hinteren Ränge verwiesen: Strafrechtsprofessor Mark Pieth zum Beispiel, in den Medien oft zitiert, kommt auf Rang fünf, der prominente Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel nur
gerade auf Rang neun.

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Dafür stehen die Apparatschiks, wenn man es etwas despektierlich formulieren will, wieder auf der Empore – die vier Mächtigsten in der Kategorie Wissen sind ETH-Männer:

Olaf Kübler, Präsident der ETH Zürich, Patrick Aebischer, Präsident der ETH Lausanne, Alexander Zehnder, Präsident des ETH-Rates, und Konrad Osterwalder, Rektor der ETH-Zürich.

Wissen ist Macht, heisst es gerne, doch der Satz des britischen Philosophen Francis Bacon, so scheint es, ist zu relativieren. Und der Grund dafür ist einleuchtend. Macht hat, wer andere beeinflussen kann, zum Beispiel, weil er über Budgets gebietet. Immerhin ist es tröstlich zu wissen, dass die ausgezeichneten Männer mit innovativen Ideen brillieren. Olaf Kübler etwa baut auf dem Zürcher Hönggerberg eine Science-City auf. Er will die ETH in der Liga der internationalen Spitzenhochschulen wissen.

Pierre-André Schmitt, Jury-Mitglied

1 (3)
Kübler Olaf (62)
Präsident ETH Zürich
Schon seit letztem Herbst wissen alle Interessierten, dass Olaf Kübler auf Ende Jahr zurücktritt, weil er auf Grund seines Alters die dritte Amtszeit nicht mehr voll ausüben könnte. Aber der wichtigste Repräsentant der ETH Zürich ist deswegen keine «lame duck». Er nutzt das 150-Jahr-Jubiläum der Hochschule, um sie sowohl der Bevölkerung näher zu bringen als auch im Ausland als führende Schule darzustellen – seine beiden liebsten Ziele. Note 7,80

2 (2)
Aebischer Patrick (50)
Präsident EPF Lausanne
Der vielleicht wichtigste Mann der Romandie weiss, was er will – und er setzt es meist auch durch. Neu will er die Empa aus Dübendorf und St. Gallen nach Lausanne holen. Denn während Olaf Kübler in Zürich für die Genschutz-Initiative eintrat, setzt Aebischer auf den Verbund von Biotech, Informatik und Materialwissenschaften. Und da wetteifern für ihn nur noch Boston, San Francisco und Singapur mit dem Arc lémanique. Note 7,68

3 (1)
Zehnder Alexander (59)
Präsident ETH-Rat
Er will die beiden ETH unter die Top Ten der Welt bringen – gemeinsam. Dafür zieht Alexander Zehnder rund um den Globus die besten Forscher an, sucht Drittmittel in der Wirtschaft, denkt auch über höhere Gebühren nach (was wenig kostet, ist nichts wert, meinen die Chinesen) und bündelt die Kompetenzen. Dabei geht er erfrischend uneidgenössisch vor. Entscheiden soll der Markt: «Dort, wo die Studenten hingehen, finden die Entwicklungen statt.» Note 7,64

4 (20)
Osterwalder Konrad (63) Rektor ETH Zürich
Auch der vierte Mann aus dem ETH-Bereich schafft es ins Spitzenquartett. Und das ist richtig so: Konrad Osterwalder, eine Kapazität in theoretischer Physik, hält seit zehn Jahren die ETH Zürich an der Spitze der kontinentaleuropäischen Schulen. Er strebt dafür eine weitere Internationalisierung an. Und als Vorsitzender des Projektteams für das Bologna-Modell sorgte er dafür, dass die Schweizer Unis welttauglich werden.
Note 7,36

5 (14)
Pieth Mark (52)
Strafrechtsprofessor Universität Basel
Ob er wirklich «einer der einflussreichsten Menschen des Planeten» ist, wie ihn «Le Matin» feierte, kann offen bleiben. Auf jeden Fall ist Mark Pieth einer der führenden Experten für Korruption. Und in dieser Funktion durchleuchtete er letztes Jahr nicht nur die Schweiz, sondern auch das Uno-Hilfsprogramm «Öl für Nahrungsmittel» – unbestechlich. Er selber fühlt sich bescheidener als «der Kerl, der unangenehm werden kann». Note 7,00

6 (5) Kleiber Charles (62)
Staatssekretär für Bildung und Forschung
Note 6,92

7 (6) Wüthrich Kurt (66)
Nobelpreisträger
Note 6,80

8 (–) Buschor Ernst (61)
Vizepräsident ETH-Rat
Note 6,72

9 (9) Knowles Jonathan (56)
Forschungsleiter Roche
Note 6,68

9 (14) Weder Hans (58)
Rektor Universität Zürich
Note 6,68

9 (–) Zinkernagel Rolf (61)
Nobelpreisträger
Note 6,68