Und da zeigte er sich also am Mittwoch, der neue Postchef Roberto Cirillo, Tessiner mit langjähriger Paris-Erfahrung: Makellos gewandet im dunkelblauen Slim-Fit-Anzug und mit der dazu gehörenden blauen Krawatte klar ausgewiesen als Anhänger der französischen Modeschule. Dort zählen Männer spätestens seit Macron nur dann zur Führungskaste, wenn sie besagte dunkelblaue Anzüge mit dunkelblauen Krawatten tragen.

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Die vorgefertigten Statements spulte der Neue sauber ab, mit besonderer Hommage an das Postauto, das ihm durch wenig aparte Schummeleien überhaupt erst den Sprung an den Post-Spitze ermöglicht hatte: Als Bub im Tessin sei es sein «Tor zur Welt gewesen». Und weiter: Die Post müsse sich an den «Bedürfnissen des Konsumenten orientieren» und «digitale Dienstleistungen forcieren». Na klar. 

Mindestens ein Jahr, um Abläufe zu verstehen

Strategisches war noch nicht zu erfahren, doch zumindest drängte der Neue: Man habe ein Jahr Zeit für die Strategie, das töne nach viel, «ist es aber nicht». In der Tat. Als Faustregel gilt: Wenn ein Externer den CEO-Job eines Grosskonzerns übernimmt, braucht er mindestens ein Jahr, um überhaupt die Abläufe zu verstehen.

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Vorbildlich ging auch hier einmal mehr Nestlé vor: Der neue Chef Mark Schneider verordnete sich vor dem Chefantritt eine viermonatige Besuchstour durch das weit verzweigte Unternehmen. So konnte er am Tag eins besser loslegen. Warum das Cirillo nicht auch tat, ist unklar: Er war die letzten Monate ohne Job.

Hoffnungsloses Konglomerat

Aber wollen wir nicht herummäkeln. Eine spannende Aussage gönnte sich der Ex-McKinsey-Mann immerhin: Man solle nicht die Geschäftsbereiche einzeln anschauen – es brauche jetzt vor allem eine Gesamtschau der Post.

Da erwartet uns ein spannendes Spektakel: Aus McKinsey-Sicht ist die Post ein hoffnungsloses Konglomerat aus Logistik, Personenverkehr und Finanzdienstleistungen. Cirillos Ex-Kollegen hätten da nur einen Rat: Zerschlagung. Doch die ist in Bern nicht salonfähig. Wie sich der Ex-Consultant an den Berner Beharrungskünstlern abarbeitet, wird zu seiner Überlebensfrage werden.

Dirk Schütz
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