Ferrari, da denkt wohl jeder an mindestens 8, wenn nicht 12 Zylinder, gepaart mit entsprechender Leistung und untermalt mit röhrendem Sound. Sicher aber nicht an einen Sportwagen mit einem Kofferraum, der diesen Namen wirklich verdient. Gross war demzufolge die Überraschung, als am Genfer Automobilsalon das Modell FF (Ferrari Four) erstmals gezeigt wurde. Der von Marketingexperten geformte Ausdruck weist auf den ersten Allradantrieb aus dem Hause Ferrari hin und natürlich auf die vier Plätze.

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Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wer sich diesen Wagen leisten kann, bekommt keinen zum Familienwagen mutierten Ferrari, sondern einen Sportwagen, allerdings kombiniert mit – für ein solches Sportgerät – ungewohnt viel Komfort und Luxus.

Dass sich mit dem FF etwas geändert hat, ist zuerst einmal deutlich an seiner Silhouette erkennbar. Das Heck sieht anders aus als das seiner Schwestermodelle. Die Dachlinie ist weit nach hinten gezogen und das Schrägheckfenster recht hoch angesetzt. Diese Linienführung lässt zumindest den Verdacht aufkommen, dass dieser Ferrari im Heck mehr Platz bietet als frühere Modelle.

Tatsächlich lässt sich in den Kofferraum mit einem Volumen von 450 Litern Gepäck für vier Personen verstauen. Die Passagiere können auf Sesseln Platz nehmen, die mit feinstem Leder überzogen sind. Allerdings verlangt das Ein- und Aussteigen in den Fond körperliche Elastizität, denn der FF ist kein ausgewachsener Vierplätzer.

Aber das alles macht noch längst keinen Ferrari aus. Kernstücke eines Wagens aus Maranello bleiben Motor und Fahrwerk, trotz aller Feinheiten im Innenraum. Deshalb wurde das Fahrwerk so ausgelegt, dass es den FF einerseits tauglich für eine Höchstgeschwindigkeit bis zu 350 km/h macht. Anderseits bieter dieser Ferrari auch im Stadtverkehr hohen Fahrkomfort. Da spielt sogar das V12-Triebwerk mit (Hubraum 6,7 Liter), das für eine Leistung von 660 PS ideal ist. Die Pferde traben im Stadtverkehr manierlich, galoppieren aber, wenn gewünscht, so richtig Ferrari- mässig los, begleitet von der typischen V-12-Musik. Von null auf 100 km/h dauert es knappe 3,7 Sekunden, nach 11 Sekunden wird die 200 km/h-Marke erreicht. Und es geht weiter, wobei 350 km/h eine eher utopische Geschwindigkeit bleibt.

Da läuft auch etwas Benzin durch die Leitung: 15,4 Liter im Mix nach EU-Zyklus gemessen. Der CO₂-Ausstoss erreicht 360 g/km. Dafür ist der FF mit einer Start-Stopp-Automatik ausgerüstet, wie dies sparsame Autos auch haben. Wie man das auch immer bewertet, etwas Ferrari-Spass muss in unserer reglementierten Welt dann doch noch sein.

Zur Fahrsicherheit trägt erstmals auch ein Allradantrieb bei. Seine Funktionsweise detailgetreu zu erklären, würde Seiten füllen. Deshalb für technisch interessierte Ferraristi an dieser Stelle eine Kurzbeschreibung: Die Steuereinheit lenkt die Antriebskraft einzeln auf jene Räder mit der besten Haftung. So wird auch Fahren im Schnee, auf losem Untergrund oder nassen Strassen mit einem Ferrari zu einer sicheren Sache, was über bisherige Modelle nicht unbedingt gesagt werden kann. Vor allem Schnee war bis anhin so gut wie tabu.
Mit dem Modell FF beabsichtigt Ferrari, im Segment der Luxus-GranTurismo zu wildern, wo sich vor allem der Porsche Panamera und der Aston Martin Rapide tummeln. Die beiden Fahrzeuge, die ebenfalls für vier Personen ausgelegt sind, verfügen aber über vier Türen, was das Einsteigen in den Fond erleichtert. Anderseits sind sie nicht mehr so konsequent als Sportwagen konzipiert, wie es der FF aus Maranello trotz aller zivilisatorischen Massnahmen immer noch ist. Ferrari ist sich also auch diesmal treu geblieben. Selbst im Preis fährt die Konkurrenz deutlich hinter dem FF her – auch ein Trost für echte Ferraristi.

Ferrari Four ab 360 000 Franken.