In Basel wohnen die reichsten Familien der Schweiz. Sie investieren auch fleissig in die Stadt. Aber vornehmlich in Kunst, Museen, erstklassige Architektur und soziale Werke. Ein bisschen bleibt noch für den FC Basel übrig. Der Reichtum wird nicht zur Schau gestellt. Es gibt bestandene Männer, die sich nie getrauen würden, einen Jaguar zu kaufen. Es gibt steinreiche Frauen, die sich weigern, für weniger als drei Haltestellen mit dem Tram zu fahren – auch wenn es regnet.

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Es ist für mich keine Überraschung, dass Basel die Saab-Hochburg der Schweiz ist. Der Marktanteil von Saab im Premium-5-Segment (Audi, BMW, Mercedes, Volvo und Saab) ist in Basel einen Prozentpunkt höher als in der restlichen Schweiz. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Erstens ist Saab die typische Understatement-Marke. Man gilt nie als Angeber. Die Message ist: Klasse, nicht billig, aber keineswegs überbordend. Das ideale Fahrzeug für Basler Anwälte, Uniprofessoren und CEO von Kantonalbanken. Bevorzugt wird jeweils das vorletzte Modell. Der zweite Grund ist, dass die Marke Saab vor allem Individualisten anspricht: Freiberufler wie Anwälte und Ärzte sowie Leute mit einem gestalterischen Beruf wie Architekten, Grafiker und Kunsthausdirektoren. Und davon hat es ja einige in Basel.

Mit dem 9-3 SportCombi ist den Schweden wiederum ein guter Wurf gelungen. Zwar ist das Design nicht mehr ganz so progressiv wie beim Concept Car, der 2004 sogar die Fachleute verblüffte. Dennoch dürfte er zum ernsthaften Konkurrenten für den Audi A4 Avant, den 3er Touring und die Kombi-Modelle von Mercedes werden. Das liegt neben dem dynamischen Design vor allem an der beeindruckenden Motorisierung. In der Aero-Version leistet das vollumfänglich aus Leichtmetall gefertigte Aggregat 250 PS.

Was mir besonders gefällt, ist neben den sportlichen Eckwerten die Laufkultur des Motors. Auch bezüglich der Elastizität gefällt mir der Saab 9-3 besser als etwa der BMW 330i oder der Audi A4 2.0 FSI.

Auffallend sind das keilförmige Profil mit ansteigender Gürtellinie und das Saab-typische Hockeyschläger-Element. Die grossen Heckleuchten mit Milchglas-Streuscheiben dürften vor allem die Architekten und Designer freuen.

Formschön und mit hochwertigen Materialien ausgestattet ist das Interieur. Das Highlight sind für mich die Vordersitze. Gut gepolstert und somit nicht zu hart. Mit einem besseren Sitzgefühl lenkt man zurzeit wohl kaum ein anderes Auto in der Premiumklasse in diesem Segment. Die Instrumententafel schwingt sich in einem sanften Bogen um den Fahrer herum. Die wichtigsten Bedienungselemente sind logisch angeordnet und sehr gut ablesbar. Das ganze Innendesign ist nordisch sachlich, ohne jeglichen Firlefanz, sauber verarbeitet und funktionell durchdacht. Kompliment nach Schweden: Diesbezüglich kann der 9-3 mit Audi und BMW ohne Probleme mithalten.

Der Kofferraum ist, wie bei allen Lifestyle-Kombis, klein geraten. Darüber habe ich mich ja bereits im Beitrag zum Audi A4 Avant (siehe BILANZ 22/2005) geäussert und will es hier nicht nochmals tun.

Zur Wirtschaftlichkeit gilt es einige Bemerkungen zu machen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis betrachte ich als attraktiv. Der Benzinverbrauch von über 12,5 Litern auf 100 Kilometer hat mich dagegen überrascht. Audi, Mercedes, Volvo und BMW 3er kommen mit weniger aus. Der Blick auf die Tabelle zeigt denn auch, dass genau in dieser Disziplin der Saab der Verlierer ist. Käme es nämlich nur auf die Amortisation und die Unterhalts- beziehungsweise Bereifungskosten an, dann wäre der flinke Schwede nicht nur ein schickes, sondern auch sehr wirtschaftliches Fahrzeug. Der Mehrverbrauch beim Treibstoff belastet den Saab 9-3, verglichen mit seinen Konkurrenten, aber dann um rund zwei Rappen pro Kilometer.

Wie dem auch sei, auch in Basel wird es früher oder später zu Erneuerungen kommen. Der Saab 9-3 SportCombi wird sich dabei gut ins schöne Stadtbild in der Augustinergasse, am Unteren Heuberg oder in der St.-Alban-Vorstadt einfügen. Und speziell im neuen Campus des Wissens von Novartis. Die 6000 Forscher werden den Marktanteil noch weiter ansteigen lassen.

Fazit: Der originelle Saab SportCombi stellt eine konkurrenzfähige Alternative im Premiumsegment bei den Lifestyle-Kombis dar. Sein Erscheinungsbild strahlt eine eigene Identität aus. Er überzeugt neben dem Design durch den harmonisch-kräftigen V6-Turbo. Geeignet ist er insbesondere auch für Langstreckenfahrten.

Saab 9-3 SportCombi 2.8T V6 Aero

Antrieb: Vorderräder
Motor: 2.8T V6 (Turboaufladung)
Leistung: 250 PS / 184 kW
Drehmoment (1): 350 Nm bei 2000 U/min
Energieeffizienz (2): E
Tankinhalt: 62 Liter

(1) Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

(2) Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in die Kategorien A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.

Beat Imwinkelried (38) ist Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel, VR-Delegierter der EFL Autoleasing in Winterthur sowie Gründungspartner der AIL Structured Finance in Zürich.