Alle waren gekommen am 13. Mai, um ihn zu sehen. Doch wieder einmal glänzte der silberbärtige Russe durch Abwesenheit. Dabei hatte der 51-Jährige diesmal einen triftigen Grund, nicht an der GV von OC Oerlikon teilzunehmen, musste er doch seine Mutter zu Grabe tragen. So liegen auch bei einem 13 Milliarden Dollar schweren Oligarchen Freud und Leid ganz nah beieinander. Der aus einem kleinen westukrainischen Dorf stammende Emporkömmling dominiert neu via seine Renova Management nicht nur den Technologiekonzern Sulzer, sondern nach dem Tauziehen gegen seine Ex-Partner Ronny Pecik und Georg Stumpf auch noch OC Oerlikon (39 Prozent). Mit eiserner Hand brachte der studierte Mathematiker, der einst vergeblich eine Karriere an der Moskauer Universität anpeilte, im Laufe der neunziger Jahre ein Imperium unter seine Kontrolle. Seine Erdölfirma TNK brachte er in einem Joint Venture mit BP zusammen. Den Aluminiumkonzern Sual fusionierte er mit Rusal und dem Aluminiumbereich von Glencore. Kaum ein Oligarch weist ein so vielseitiges Portfolio auf wie er. Vekselbergs Geschäftsinteressen reichen von Ölgesellschaften, Gasfeldern, Schürfrechten, Sonnenenergie über Immobilien bis zur Telekommunikation, von der Mongolei, der Schweiz über Südafrika bis in die USA.

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Seine Mitstreiter

In Oligarchenkreisen ist Vekselberg bestens vernetzt, allerdings sind nur wenige gute Freunde darunter, wie Leonard Blavatnik. Gemeinsam bauten sie Renova auf und halten je 20 Prozent am weltgrössten Aluminiumkonzern, Rusal, sowie 12,5 Prozent am Erdölkonzern TNK-BP. Der Kontakt zu Geschäftspartner Mikhail Fridman ist in den letzten Jahren stark abgekühlt. Als sportlicher Wettkampf indes gilt seine Geschäftsbeziehung zum reichsten Russen, Oleg Deripaska.
Unter seinen Mitarbeitern geniessen CIO Vladimir Kuznetsov sowie Vladimir Kremer, stv. CEO, das volle Vertrauen von Vekselberg. Zu den wenigen Schweizern im Team gehören Jurist Carl Stadelhofer sowie Ex-Botschafter Thomas Borer.
Deutsche-Bank-CEO Josef Ackermann ist Vekselbergs Diskussionspartner in Investmentfragen. Mit ihm pflegt er auch privat Umgang. Gute Kontakte unterhält er zudem mit CS-Chef Brady Dougan, Glencore-Präsident Willy Strothotte und Glencore-Chef Ivan Glasenberg, BP-Chairman Peter Sutherland und BP-CEO Tony Hayward, mit Klaus Kleinfeld, Ex-Siemens-Manager und heute designierter CEO Alcoa, Burkhard Bergmann, VR Gazprom, sowie Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forum, das Vekselberg als Industriepartner mit jährlich 250  000 Franken unterstützt.

Seine Widersacher
Die Eidgenössische Bankenkommission unter Daniel Zuberbühler untersucht, ob Vekselberg Gesetze verletzte, als er heimlich Sulzer-Aktien kaufte. Suspekt ist vielen sein Pauschalbesteuerungsabkommen in Zürich. Gemeinderat Niklaus Scherr organisierte eine Demonstration gegen dieses Privileg. Nach diversen Alleingängen der Partner Ronny Pecik und Georg Stumpf machte Vekselberg das Duo zu Randfiguren bei OC Oerlikon. Ambivalent ist Vekselbergs Beziehung zu Regierungschef Wladimir Putin. Immer wieder übte der Ex-Präsident Druck auf dessen Investments aus. Und dies, obwohl sich der Missverstandene bemüht, Putin durch Wiederheimschaffung russischer Kunstgüter und den Kauf westlicher Technologiebetriebe wohlwollend zu stimmen.

Sein Politdraht

Bei Abendessen mit diversen US-Senatsmitgliedern macht der Greencard-Inhaber gerne seinen Einfluss geltend. Und auch Präsidentschaftskandidat John McCain und Hillary Clinton machte Vekselberg bereits seine Aufwartung. In Russland haben sich seine Kontakte zur Politelite verbessert, seit Dmitri Medwedew im Präsidentenamt sitzt. Vekselberg kannte Medwedew schon, als dieser VR-Präsident des Erdgaskonzerns Gazprom war. Sein Freund Anatoli Tschubais war ehemals wichtigster Mann unter Jelzin. Er trieb die Privatisierung der Staatsbetriebe voran und half den Oligarchen zum Aufstieg. Beim südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki sitzt Vekselberg im Beraterstab für Bergbaufragen. Auch in der Schweiz warb Vekselberg in den letzten zwei Jahren vermehrt bei Bundesräten und Nationalräten um deren Wohlwollen.

Seine Hobbys

Die Liebe zur klassischen Musik teilt er mit Valery Gergiev. Vekselberg sass im Saal der Musikgesellschaft Basel, als der Maestro 2006 zwei Aufführungen dirigierte. Als kleiner Junge spielte er Fussball, heute vermarktet er mit Philippe Huber von der Kentaro Group die Spiele der argentinischen und der brasilianischen Nationalmannschaft und sitzt in der ersten Reihe beim Spiel. Zudem fährt der Workaholic gern Ski in St.  Moritz, sieht sich Eishockeyspiele an mit Wladislaw Tretjak, dem Präsidenten der Russian Hockey Federation, oder Leonid Tjagatschew, dem Präsidenten des Russischen Olympischen Komitees.

Sein Privatleben

Mit seiner Frau Marina besitzt er eine Wohnung in New York und am Zürichberg, eine Villa in Connecticut und eine weitere am Moskauer Arbat. Tochter Irina (27) studierte in Yale und arbeitet heute in Papas Firma. Sohn Alexander (19) hat sein Studium in Yale eben erst begonnen. Seine Freunde Vladimir Voronchenko und Andrei Ruzhnikov präsidieren seinen Aurora Fine Art Investment Fund sowie die Link of Times Foundation, die russische Kulturgüter erwirbt. Als Russisch-Orthodoxer unterhält er gute Kontakte zu Patriarch Alexius II., obwohl sein Vater Jude ist.