Können wir uns ein Kind überhaupt leisten? Wenn Paare an eine Familiengründung denken, kommt irgendwann auch die Frage nach den Finanzen auf. Denn dass Kinder nicht nur herzig und super und wundervoll und einzigartig sind, sondern auch teuer, das hat man irgendwo schon mal gehört. 

Nur, wie viel kostet ein Kind wirklich? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Der Betrag, den Eltern für ein Kind über die 18 Jahre bis zu dessen Erwachsenenaltern hinblättern, setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: Entscheidend sind nicht nur die Verhältnisse, in denen man lebt, sondern auch die Position des Kindes in der Geschwisterreihenfolge oder wie Eltern sich die elterlichen Rollen aufteilen und auf wie viel Einkommen sie des Kindes wegen verzichten. 

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Diese vier Punkte sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie herausfinden möchten, wie viel Ihr Kind Sie kosten wird.

1. So hoch sind direkte und indirekte Kosten

Der Entscheid für die Familiengründung wirkt sich unweigerlich auf die Finanzen eines Paars aus. Doch wie viel Geld ein Kind tatsächlich kostet, ist schwer zu sagen. Laut dem Verband Schweizerischer Kantonalbanken kostet ein Kind in den ersten 18 Lebensjahren etwa 330 000 Franken. Dieser Betrag fasst jedoch nur die direkten Kosten zusammen. Essen, Windeln, Kleidung. Was man halt so benötigt für den Nachwuchs. In diesem Betrag sind weder die Ausgaben für Fremdbetreuung noch indirekte Kosten enthalten. Wobei man festhalten kann, dass die indirekten Kosten den wohl erheblichen Anteil der effektiven Kosten eines Kindes ausmachen.

Zu indirekten Kosten zählt man etwa die Reduktion des Arbeitspensums und die dadurch geschmälerte Altersvorsorge. Sogar eventuell verpasste Karrierechancen gehörten zu den indirekten finanziellen Folgen der Familiengründung. Da man natürlich nie wissen kann, welche Chancen einem effektiv entgehen, wenn man sich für Kind und Kegel entscheidet, ist es sehr schwer, einen genauen Betrag zu nennen, den ein Kind kostet.

Es gibt jedoch den Versuch, diese Betrag in etwa zu beziffern. Der Familienrechner der Zürcher Kantonalbank hilft dabei, die Budgetverhältnisse zu klären und so den Überblick über die Finanzlage zu behalten. 

2. Kinder kosten weniger, je kleiner das eigene Einkommen ist

Die Höhe des elterlichen Einkommens wirkt sich massgeblich auf die Kosten aus, die ein Kind verursacht. Je höher das Einkommen ist, desto mehr Geld kostet ein Kind.

Dies hat verschiedene Ursachen. Oft haben Eltern mit hohen Löhnen einen höheren Betreuungsbedarf. Auch geben Eltern aus höheren Bildungsschichten meist mehr Geld für die Förderung ihres Nachwuchses aus. Ausserdem erhalten in den meisten Gemeinden Primär Eltern mit tiefen Einkommen finanzielle Unterstützung. 

Über die Schweizer Durchschnittsfamilie sagt der Volksmund: «Ein Kind kostet bis zum Erwachsenenalter rund eine Million Franken». Ein Spruch, in dem ein Kern Wahrheit steckt – an dem aber die eigenen Finanzen noch lange nicht festgemacht werden können,

Vorsorgespezialistin Veronica Weisser sagt in der NZZ: «In einer konservativen Berechnung der Kosten für zwei Kinder für ein Medianpaar in der Schweiz kommen wir zu dem Schluss, dass dieses Paar bei Erreichen des Rentenalters um gut eine Million Franken schlechter gestellt ist, als wenn es keine Kinder gehabt hätte.» Es sei jedoch auch möglich, ein Kind mit der Hälfte dieses Betrags oder einem Vielfachen davon grosszuziehen. «Für Eltern mit sehr tiefen Einkommen und mehreren Kindern kann ein Kind also sogar weniger als 500 000 Franken kosten.»

In Familien mit hohen elterlichen Löhnen, hohem Betreuungsbedarf sowie langen und teuren Ausbildungen (etwa ein Medizinstudium) könnten pro Kind auch gut 2,5 Millionen Franken anfallen. Der finanzielle Anreiz, keine Kinder zu haben, ist also am höchsten, wenn beide Partner ein gutes Einkommen erzielen.

3. Das älteste Kind kostet am meisten

Das erste Kind kostet eine Familie am meisten Geld. Kinderwagen, Wickelkommode, Velo, Kleidung ... alles muss neu angeschafft werden. Nachfolgekinder können diese Dinge teilweise übernehmen. Ein Nachfolge-Geschwister kann gegenüber einem Erstgeborenen laut Swissinfo bis zu 40 Prozent «Spareffekt» haben. 

Wenn man die direkten Kosten für Ernährung, Kleidung, Wohnen, Gesundheit und Freizeit vergleicht, stellt man fest, dass Kinder in den ersten vier Lebensjahren am wenigsten kosten und dass die Gesamtkosten mit der Kinderzahl abnehmen.

Laut Kinderkosten-Tabelle des Zürcher Jugendamts kostet ein Kind durchschnittlich etwas mehr als 1300 Franken pro Monat bis zum 4. Geburtstag. Sind es zwei Kinder, liegen die Kosten pro Kind nur noch bei 1055 Franken pro Monat und Kind. Bei drei Kindern sogar unter 1000 Franken.

Nach dem 4. Geburtstag sinken zwar mit dem Schuleintritt meist die Kosten für die familienexterne Betreuung, dafür steigen die Kosten für Essen, Freizeit, Fortbewegung und Kommunikation an. Laut der Tabelle kostet ein 13- bis 18-jähriger Teenager im Kanton Zürich im Monat knapp 1800 Franken. Bei drei Kindern liegen die monatlichen Kosten pro Kind bei etwas mehr als 1500 Franken.

4. Was kostet eigentlich so viel?

Das Zürcher Jugendamt liefert auch detaillierte Angaben zu einzelnen Ausgabenposten. Wobei diese, vor allem was Wohnen und Kinderbetreuung betrifft, natürlich von Gemeinde zu Gemeinde stark variieren.

Einen Gesamtüberblick bietet die Erhebung «Familien in der Schweiz 2021» des Bundesamts für Statistik. Hier ist festgehalten, dass Paarhaushalte mit Kindern im Durchschnitt 838 Franken pro Monat für Nahrungsmittel ausgeben. Ein Viertel dieses Betrags geben Familien für Fleisch aus. Rund 56 Franken für Süssigkeiten und 134 Franken für Milchprodukte.

Deutlich mehr bezahlen Familien für Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Telekommunikation, Treibstoff und öffentliche Verkehrsmittel kosten die Durchschnittsfamilie im Monat mehr als 1300 Franken.

Stark variiert der Betrag, den Familien für Freizeit und persönliche Konsumausgaben berappen müssen mit der Anzahl Kinder. So gibt ein Elternpaar mit einem Kind durchschnittlich 638 Franken pro Monat dafür aus. Familien mit drei oder mehr Kindern müssen mit mehr als 1700 Franken pro Monat rechnen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der Schweizer Illustrierten unter dem Titel «Das Erstgeborene ist das teuerste Kind».