Die Schweizer Börse SWX hat in diesem Frühling dem Milchkonzern Emmi einen Verweis erteilt. Dabei ging es um den Geschäftsbericht 2004, der nicht vollständig dem Kotierungsreglement und den Corporate-Governance-Richtlinien der Börse entsprach.
Allein die Checkliste der einzelnen Corporate-Governance-Punkte umfasst neun Seiten, und der Börsenneuling hat nicht alle geforderten Angaben geliefert und verspricht, sich künftig zu bessern.

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Die Anforderungen der Investoren an die Transparenz sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, und die Schweiz hat im internationalen Vergleich auch aufgeholt. Die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, reicht allerdings nicht, um im separaten Ranking der führenden Beobachter vorn zu stehen. Anders als in den beiden Vorjahren erreichte bei der aktuellsten Untersuchung von Heidrick & Struggles keine Firma das Punktemaximum von 24 Zählern. Mit an der Spitze sind so unterschiedliche Unternehmen wie ABB und Bâloise, eher überraschend ist auch der Rückversicherer Converium an der Tabellenspitze. Auffallend ist aber auch das gute Abschneiden der Wertvernichter: Sechs von zehn Firmen dürfen sich mit guter Corporate Governance schmücken. Mit 23 Zählern liegen unter anderem die Swisscom und die Swiss Re ganz an der Spitze der Spezialauswertung, allerdings brachten diese Anstrengungen den Eigentümern keinen direkt messbaren Nutzen, beide haben in der Auswertung der Finanzzahlen schlecht abgeschnitten. Anderseits gehören Firmen wie Unaxis oder Ems zu den Wertschaffern, obwohl sie für ihre Corporate Governance ganz schlechte Noten erhalten.

Die Grundlage für die Beurteilung der Corporate Governance bildet ein Fragebogen mit drei Hauptkriterien: Aussagekraft des Geschäftsberichts, Kompetenzen sowie Organisation des Verwaltungsrats. Punkte gab es für Transparenz, Kompetenz und Organisation (siehe Tabelle). Der Grad an Aussagekraft, den die Geschäftsberichte aufweisen, unterscheidet sich
weniger im Informationsgehalt über die Verwaltungsräte als vielmehr in der Berichterstattung über die Unternehmensstrategien und -ziele. Weiterer wichtiger Punkt bei der Transparenz ist natürlich die Offenlegung der Entschädigungen. Auch hier hat der Gesetzgeber neue Anforderungen aufgestellt, sodass die börsenkotierten Unternehmen ab nächstem Jahr detaillierter über die Bezüge der Topkader informieren müssen. In jüngster Zeit reduzierte sich die Diskussion punkto Corporate Governance stark auf die Offenlegung der Gesamtvergütungen der Spitzenleute, doch bei der «guten Unternehmensführung» geht es um mehr. Schwierig ist insbesondere die Frage nach der Kompetenz der Führungsorgane. Hier zeigt sich ein erfreuliches Bild. Die drei untersuchten Kompetenzen (Kernkompetenz, Finanz- und Markt-Know-how) waren meist vorhanden. Aber trotz den klaren Verbesserungen bei den Schweizer Firmen im internationalen Vergleich werden die Ansprüche an die Unternehmensführung weiter zunehmen.

Heidrick & Struggles
Im Jahr 1953 gründeten Gardner Heidrick und John Struggles in Chicago das Unternehmen Heidrick & Struggles. Der Geschäftszweck war für die damalige Zeit ziemlich aussergewöhnlich: die Vermittlung von Führungskräften. Heute ist Heidrick & Struggles International weltweit führend in der Vermittlung und Beratung von Führungskräften. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten insgesamt 1400 Mitarbeiter Einnahmen von 350 Millionen US-Dollar. In der Schweiz ist die Gesellschaft seit 1995 vertreten.