Für Chinas Reiche geht Luxus inzwischen weit über Porsche-Autos und Hermès-Handtaschen hinaus. Angesichts unsauberer Luft und eines Anstiegs der chronischen Krankheiten gehören Ärzte aus Harvard und millionenschwere Versorgungspakete nun oftmals zu einem Muss.

Die Nachfrage nach elitären Gesundheitsdiensten schafft Geschäftsmöglichkeiten. iKang Healthcare Group Inc., die 58 Privatkliniken in ganz China betreibt, fliegt nach eigenen Angaben Ärzte aus dem Umfeld der Harvard Medical School für Untersuchungen ein. Ciming Health Checkup Management Group bietet lebenslange Gesundheitspakete, die einen privaten Arzt umfassen und bis zu 8 Millionen Yuan (1,2 Millionen Euro) kosten.

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Weltweite höchste Anzahl an Diabetes- und Krebs-Patienten

Der wirtschaftliche Erfolg Chinas hatte seit den 1980er Jahre die Mittelklasse um 300 Millionen Menschen wachsen lassen. Zugleich brachte er die weltweite höchste Anzahl an Diabetes- und Krebs-Patienten mit sich.

Das bedeutet im Umkehrschluss lange Wartezeiten für Arzttermine und mitunter fragwürdige Behandlungsmethoden. Das gilt aber nicht für die gut Betuchten in China, die sich vordrängeln und die beste ärztliche Versorgung erhalten, die sich für Geld wohl kaufen lässt.

«In China ist nichts zu luxuriös»

«In China ist nichts zu luxuriös», sagt Lee Zhang, der CEO von iKang in Peking. «Die Leute bezahlen, solange man das zuvor Versprochene liefert.» Seit dem Börsengang an der Nasdaq vor rund einem Jahr hat der Aktienkurs des Unternehmens rund 26 Prozent zugelegt.

Einer Untersuchung des Beraters Frost & Sullivan zufolge steht das Premium-Segment im Gesundheitswesen hinter weniger als fünf Prozent des zwei Billionen Yuan (302 Milliarden Euro) schweren Gesundheitswesens in der Volksrepublik.

Vor der eigenen Haustür

Während reiche Chinesen in der Vergangenheit für eine Weltklasse-Gesundheitsversorgung oft das Heimatland verlassen mussten, wollen sie genau diese laut iKang nun direkt vor der eigenen Haustür.

Patienten in Cimings Oasis-Krankenhaus in Peking können sich bei dem notwendigen Kleingeld dazu entscheiden, sich von gleich sechs Ärzten gleichzeitig behandeln zu lassen. Erkrankte bekommen die Möglichkeit, sich von bekannten Medizinern in lokalen Hospitälern behandeln zu lassen oder sich relativ schnell für eine Behandlung in die USA, nach Japan oder auch nach Südkorea zu begeben.

Falls es nicht die langen Wartezeiten sind, welche reiche Chinesen in das Luxus-Segment des Gesundheitswesens treiben, dann ist es der Mangel an Vertrauen.

Mangel an Vertrauen

Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern sind bekannt dafür, dass sie zu viele Medikamente verschrieben und zu viele Tests anordnen - damit wollen sie ihr eigenes Einkommen aufbessern oder sich vor Streitigkeiten mit Patienten schützen. Das geht aus einer Umfrage unter mehr als 500 Ärzten hervor, die im Dezember vergangenen Jahres in «Social Science & Medicine» veröffentlicht wurde.

Die lebenslangen Luxus-Gesundheitspakete im Oasis-Hospital kosten maximal zwischen 6 und 8 Millionen Yuan, erklärt Chairman Hu Bo. Auch wenn die Beiträge und das Marktpotenzial derart hoch sind, so machen es seinen Worten zufolge die umfangreichen Investment- und Personalkosten doch schwierig, Gewinne im Luxus- Segment einzufahren. Weitere Details dazu will er nicht nennen. Im Februar hatte er gesagt, dass das im März 2012 eröffnete und rund 200 Millionen Yuan schwere Oasis-Krankenhaus gerade erst die Gewinnschwelle erreicht habe.

Ciming hatte unlängst zugestimmt, von Meinian Onehealth Industry Group - einem anderen Gesundheits-Dienstleister - übernommen zu werden. Der Zusammenschluss dürfte es Ciming erlauben, über ein Börsen-Listing die Kapitalmärkte besser anzuzapfen.

(bloomberg/ccr)