Cabernet Blanc vom Château Changyu? Ein Château Lafite Rothschild aus der Region Shandong? Riesling (雷司令) aus Ningxia? Chinesischer Wein – ja, das geht. Es muss nicht immer die gute alte Weinwelt sein. Besonders in der Region Ningxia, neben der Wüste Gobi, wächst eine Weinregion heran, die sich mit den etablierten Weingebieten dieser Welt ohne Weiteres messen kann.

Klar, Wein im Mutterland des Teeanbaus, das klingt nicht nur ungewohnt. Sondern ist auch klimatisch eine Herausforderung. Die Wachstumsperiode ist kurz, geerntet wird von Mitte April bis September. Die Sommer sind heiss und trocken – und nicht nur der Riesling durstig. Und weil es im Winter bis zu minus 25 Grad kalt werden kann, müssen die Weinstöcke bereits im Herbst auch noch vor Frostbeulen geschützt werden. Die Pflanzen werden dazu auf den Boden gebunden, mit Erde bedeckt und im Frühling wieder ausgebuddelt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Das ist aufwändig und teuer: Einen guten Riesling gibt es kaum für weniger als 30 Franken. Den prämierten «Purple Air», ein chinesischer Cabernet Sauvignon des österreichischen Winzers Lenz Maria Moser, gar für 100 Franken aufwärts.

Wein für Xi Jinping

Nicht unweit von Mosers Château Changyu – dem ältesten Weingut des Landes, gegründet 1892 – produziert die Winzerin Wang Fang Riesling und Cuvées aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Auf ihrem Weingut «Kanaan» macht sie an den Ausläufern des Helan-Gebirges Wein auf siebzig Hektaren. Moser macht seinen Wein in derselben Region: auf 250 Hektaren, ein Drittel geht in den Export. Die eine oder andere Flasche landet auch an den Staatsbanketten Xi Jinpings auf der Tafel. Insbesondere der Cabernet Blanc (de Noir, von der roten Merlot-Traube) – das Fruchtinnere ist wichtiger als die Schale, wo die Farbe herkommt – hat einen Hit gelandet. Eine halbe Million Flaschen füllt Moser pro Jahr ab.

Das klingt nach viel, ist aber wenig, wenn man bedenkt, dass die Weinanbaufläche Chinas mit rund 855’000 Hektaren mittlerweile grösser ist als jene Frankreichs (Spanien ist Europas Nummer eins). Produziert wird in China pro Jahr mehr als doppelt so viel wie in Österreich und der Schweiz zusammen.

Und die Qualität? Nun ja, die stimmt. Zur Einordnung ein Vergleich: Mosers Cabernet Blanc kommt einem internationalen Chardonnay recht nahe: Steinobst und Zitrusfrüchte in der Nase. Und ein Hauch Vanille, der vom Holzfass kommt, aber zum Glück nicht dominiert. Oder in Mosers Worten: «Ich bin Österreicher und der Frucht verpflichtet, nicht der Eiche.» Seine Fässer kommen von der Schweizer Küferei Jakob Schuler in Seewen SZ.

Typisch: Château Changyu Moser XV

Dieser Wein hat eine einzigartige Charakteristik: Erstens wegen der roten Trauben, die wie Weisswein verarbeitet werden. Und daher eine blassgelb-kupferne Farbe in den Wein bringen. Zweitens wegen Aromen von Litschi, Pfirsich, Beeren und Zitrus. Trocken ausgebaut, wenig Restzucker, komplex und dennoch leicht, eher säurearm mit gut eingebundenem Alkohol. Ein harmonisches Finish, das nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Gedächtnis bleibt.

Cabernet Sauvignon, Château Changyu Moser XV, Ningxia. Blanc de Noir, 2018, für 13.40 Franken, 13,5 % vol., bei www.wyhusbelp.ch.