Raphaël Brunschwig

«Nein, das hybride Festival von 2020 war nicht das Wichtigste in Sachen Digitalisierung in Locarno», fällt Raphaël Brunschwig gleich ins Gespräch. Viel wichtiger sei, wie man das Filmfestival langfristig über die elf Tage und den Ort Locarno hinaus erweitern könne. Denn in seinem traditionellen Rahmen könne es nicht mehr wachsen. Und da spiele die Digitalisierung dann wirklich eine Rolle. Brunschwig ist operativer Leiter des Filmfestivals.

«An unserer ‹Vision 365› haben wir schon vor 2020 gearbeitet. Denn die Anpassung an seine Umgebung liegt quasi in der DNA des Leoparden», sagt Brunschwig. «Corona hat das aber noch beschleunigt.» Derzeit laufen ein Dutzend Pilotprojekte. So werden etwa Filmschaffende digital vernetzt, erhalten Kurzfilme ein eigenes Onlinefestival und werden Rechteinhaber von Filmklassikern mit Streamingplattformen zusammengebracht. Zusammen mit der Università della Svizzera italiana hat das Festival zudem eigens eine Professur geschaffen, der in der Transformation eine beratende Rolle zukommt.

Seit 2013 arbeitet Brunschwig für das Festival, kam einst als Sponsoring-Experte von Publisuisse zum Team. Als «einzigartig» bezeichnet ihn Festival-Präsident Marco Solari. Der im Tessin als Kind von Deutschschweizer Eltern aufgewachsene Brunschwig verbinde «wie wenige Manager nördliche, mitteleuropäische mit südlichen, italienisch geprägten Tugenden». Er sei eine «zukunftsgerichtete Führungspersönlichkeit – nicht ohne einen Schuss Grandezza», sagt Solari.