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PersonUrsula Keller
Sie sorgte 2018 für Schlagzeilen: Als erste Frau gewann Ursula Keller (59) den renommierten Europäischen Erfinderpreis für ihr Lebenswerk. 30 Jahre nach der Erfindung des Lasers gelang es der Experimentalphysikerin aus Zug 1993, den zu heissen und ungenauen Strahl zu bändigen. Mit dem Semiconductor Saturable Absorber Mirror, kurz Sesam, lassen sich seither verschiedenste Materialien präzise und kostengünstig schneiden. Dies geschieht mit ultrakurzen Laserblitzen, die in Billionstel- bis Billiardstelsekunden pulsieren. Autohersteller profitieren davon genauso wie die Chirurgie. Dank gespiegelten Halbleitern kann man den Laser seither als Skalpell nutzen, um bei Augenoperationen die Hornhaut aufzuschneiden. Oder man misst damit Elektronenbewegungen in elektrischen Schaltkreisen.
Keller, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen, übernahm mit 33 Jahren den Lehrstuhl an der ETH Zürich. Sie ist die erste Frau, die dort eine Physikprofessur erhielt. Mitte der achtziger Jahre hatte sie das Physikstudium an der ETH abgeschlossen und war danach in die Vereinigten Staaten übergesiedelt. 1989 doktorierte sie in Stanford, wo sie ihren Mann, Kurt Weingarten, kennen lernte, der in der gleichen Forschungsgruppe als Elektroingenieur tätig war.
Anfang der neunziger Jahre revolutionierte Keller in den Labors von AT&T Bell in New Jersey die Lasertechnologie. Nachdem sie mit Sesam den Weg bereitet hatte, gründeten Doktoranden aus ihrer Gefolgschaft zahlreiche Spin-offs, die sich auf verschiedene Anwendungen der Lasertechnologie fokussieren. Ursula Keller selbst entwickelte unter anderem die präziseste Uhr der Welt: Die sogenannte Attoclock ist auf eine Trillionstelsekunde genau.
Einen Namen hat sie sich nebenbei als Frauenförderin in ihrer männerlastigen Disziplin gemacht. Regelmässig kritisiert sie mit markigen Worten die fehlende Gleichberechtigung in der technischen und naturwissenschaftlichen Forschung. An vielen Unis ist das noch immer ein Tabuthema. Beim Wort Quotenfrau wird sie besonders deutlich: «Das ist perfektes Marketing unserer männlichen Kollegen, um die Konkurrenz auszuschalten», sagte sie unlängst zur «NZZ». «Sie haben halt ein wenig Angst, weil wir Frauen in ihrer männlich geprägten Kultur Veränderungen provozieren.»